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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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auf seinem Körper kleben.
    Er kam zu der Überzeugung, daß er den Job hatte.
     
    Griffith holte ihn ab, als er aus dem Coleopter stieg, der ihn von Vandenberg zum Flughafen von Los Angeles gebracht hatte. Er trug ein dunkles Seidenhemd über einer bequemen braunen Hose. Er wirkte gesund und schien sich geradezu pudelwohl zu fühlen. »Glückwunsch zu Ihrem neuen Job«, sagte er, als er ihm die Hand hinstreckte.
    »War alles Ihr Werk. Danke.«
    Griffith lächelte. »Ich hatte dabei Hintergedanken.«
    Steward sah ihn an. »Bitte erzählen Sie mir nicht, daß ich einem Freund auf dem Titan ein Päckchen bringen soll.«
    »Nein, tu ich nicht. Ich möchte, daß Sie ein paar Päckchen abholen.« Er sah den warnenden Ausdruck in Stewards Augen. »Nein«, sagte er schnell, »nicht was Sie denken.«
    »Sagen Sie mir, wo der Unterschied liegt.«
    »Kommen Sie mit in den Coffee Shop, dann sage ich's Ihnen. Aber zuerst: Spielen Sie Schach?«
    »Ich kenne die Züge. Nicht viel mehr.«
    »Wenigstens haben Sie eine Ahnung. Gut.« Der Coffee Shop war ein kleiner, düsterer Laden, der um ein Uhr morgens fast leer war. Die Hälfte des Raumes war mit einem Seil abgetrennt. Aus dem abgesperrten Teil kam das Summen von Putzrobotern.
    Griffith holte zwei Tassen Kaffee und bezahlte. Er führte Steward zu einem kleinen Ecktisch und zündete sich eine Zigarette an. »Okay. Jetzt zum Geschäft.«
    »Sie werden mir gleich erzählen, daß es nicht mal illegal ist, hab' ich recht?«
    Griffith wirkte überrascht. »Ist es auch nicht. Wär's Ihnen andersrum lieber?«
    Steward antwortete nicht. Ein heftiges Verlangen nach Tabak regte sich in ihm. Er ignorierte es und trank seinen Kaffee.
    »Sehen Sie, meine Freunde und ich, wir handeln normalerweise mit Informationen. Der Handel mit Waren wie letzte Woche ist sowas wie ein Nebenzweig.«
    Steward sah ihn an. »Wie groß ist diese Gruppe überhaupt?«
    »Mit den Teilzeitleuten ein paar hundert. Größtenteils Veteranen des Artefakt-Krieges. Ich hab' nicht mit sehr vielen zu tun, nicht persönlich.«
    »Wenn es ein paar hundert sind, dann weiß man über sie Bescheid. Es gibt Akten. Wahrscheinlich ein Haufen Akten an einem Haufen von Orten.«
    Griffith zuckte die Achseln. »Kann schon sein. Wen kümmert's? Wir brechen keine Gesetze.«
    »Wenn man irgendwo in einer Akte steht, kann das schlecht für die Karriere sein«, meinte Steward.
    »Maschinist zu sein, ist keine Karriere«, sagte Griffith. »Es ist eine Sackgasse von einem Job, den Leute annehmen, weil sie in den Raum wollen und keine richtige Arbeit finden können.«
    »Informationsaustausch. Das klingt nach Spionage, stimmt's?«
    »Hey. Sie wären der Zusteller. Zusteller wissen nicht, was in den Briefen steht, die sie bei sich haben. Sie landen nicht dafür im Gefängnis, daß sie Post befördern.«
    Steward schaute in seine Kaffeetasse. Der Geruch von Tabak machte ihm den Mund wäßrig. »Erzählen Sie mir, wie es läuft«, sagte er.
    Griffith lachte. »Okay, Kumpel. Es ist eigentlich ganz einfach. Sie wissen doch, Schachspieler haben schwarze Bretter in Computern an vielen Orten, richtig?«
    »Würde mich nicht überraschen.«
    »Na ja, viele dieser Leute pinnen Schachprobleme an die schwarzen Bretter, damit andere sie lösen, okay? Oder sie spielen per Computer Schach gegeneinander, oder was auch immer.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    Griffith lächelte, saugte Tabakrauch ein und atmete ihn aus. »Okay. Also es läuft folgendermaßen: Sie gehen in die Station, suchen sich ein Terminal oder ein Telefon, holen sich deren schwarzes Schachbrett rein und suchen nach einem speziellen Schachproblem. Sie nehmen einen Speicher-Stachel mit und stecken ihn ins Terminal. Sie geben eine bestimmte falsche Antwort ein, die Sie von uns bekommen, dann ein Paßwort. Der Computer wird Ihre Speicher-Fäden mit ein paar Daten füttern. Sie schalten sich aus, gehen aufs Schiff zurück, besorgen sich Zeit auf dem Schiffssender, richten die Antenne aus und schießen die Daten zu einer bestimmten Adresse in der Antarktis ab, die ich Ihnen gebe. Sobald die Information auf dem Markt ist, bekommen Sie einen Anteil, zehn Prozent, der auf ein Konto Ihrer Wahl irgendwo zwischen hier und Neptun überwiesen wird.«
    »Warum kann der Bursche, der die Daten zuerst klaut, sie nicht gleich absenden?«
    »Weil er keinen uneingeschränkten Zugang zu Sendeeinrichtungen hat. Viele dieser Korporations-Wohnsatelliten machen sich Sorgen über Geheimnisverrat per Funk und überwachen

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