Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
sie hier alle so sauer sind?« fragte Reese.
    »Ein paar Leute umgebracht. Haben sie behauptet.«
    »Kann ich mir vorstellen, daß sie da böse werden.«
    Reese war seitlich hinter ihm in Gleichschritt mit ihm gefallen. Steward schaute zur anderen Seite und sah Fischer, der unter einem neuen blonden Schnurrbart grinste, seine Uniformjacke aufknöpfte und ein grünrotes Hawaiihemd enthüllte. SuTopo schritt seitlich hinter ihm drein. Sein Gesicht unter der Pitji-Mütze war ernst. Cairo ging schräg hinter Reese.
    Ein Keil, dachte Steward, der in geschlossener Formation über die dritte Ebene der Hauptzentrifuge in Vesta marschierte und mit Steward an der Spitze durch die Bürger von Hellere Sonnen pflügte. Hier war ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, die Wärme einer Kameradschaft, die nicht bestehen bleiben würde, wie Steward wußte. Seine Ziele waren nicht die ihren und ihre nicht seine, aber es war trotzdem gut zu wissen, daß es hier Leute gab, die sich seinetwegen Schwierigkeiten aufhalsen und sich für ihn einsetzen würden, zumindest bei einigen Dingen.
    Und es gab noch einen weiteren Grund für Stewards innere Wärme. Seine Hand umklammerte immer noch Colonel Angels Stachel, den Schlüssel, mit dem er sich Zugang zu gesicherten Orten, zu Zimmer zwölf und zu seinen verschlüsselten Computerdateien verschaffte. Sicherheitsmaßnahmen, so hatte man Steward beigebracht, waren nur so gut wie die Leute, die sie ausführten. Angel hatte nicht auf seinen Schlüssel aufgepaßt, und Steward hatte vor, so viele Türen damit zu öffnen, wie er konnte.
     

9
    »Zuerst nehme ich mal Schmerzmittel«, sagte Steward. »Dann geh' ich schlafen.« Hinter ihm drückte Cairo auf den geräuschlosen Auslöser einer Kamera und codierte damit die Brandmale auf seinem Rücken in die molekulare Struktur von deren variablen Geometriefäden. Sie wählte eine andere Position und machte noch ein Bild.
    »Ja«, sagte Reese. »Tu erst mal was für dich selbst!«
    »Die Klage reiche ich ein, wenn ich aufstehe«, sagte Steward. »Dann schicke ich die Bilder vielleicht an irgendeine Nachrichtenagentur auf der Erde. Möglicherweise können einige davon dem Druck von Hellere Sonnen ausweichen.«
    »Wollen Sie, daß ein Arzt sich das anschaut?« fragte Cairo.
    Steward ballte die rechte Hand ein paarmal zur Faust. Er fühlte immer noch die Taubheit darin. »Vielleicht«, sagte er. »Mal sehen, wie ich mich fühle, wenn ich aufwache.«
    Cairo richtete sich auf, schaute dann in den Sucher ihrer Kamera und klickte rückwärts durch die aufgenommenen Fotos. »Ich hab' sechs gemacht«, sagte sie. »Das müßte reichen, meinen Sie nicht?«
    Steward nickte. »Ich denke schon.« Er rieb sich den Nasenrücken und gähnte. »Ins Schiffslazarett!« sagte er. »Dann ab ins Bett!«
    »Laß mich diese Verbrennungen verbinden«, sagte Reese und stand auf.
    »Die ganzen Verbände wären mir nur im Weg«, erwiderte Steward. »Ich werde sie einfach unter der Dusche waschen, bevor ich ins Bett gehe.«
    »Autsch«, sagte Cairo.
    Reese sah ihn an. »Bist du sicher?«
    Er nickte und gähnte wieder. »Nur 'n bißchen Schlaf«, sagte er. »Das ist alles, was ich will.«
    Sie nickte langsam. »Okay. Aber wenn du was brauchst …«
    »Werde ich nicht. Geh auf die Station raus und mach einen drauf. Geh feiern! Nimm ein paar Drinks für mich!«
    Steward ging durch den Korridor zum Schiffslazarett. Er nahm ein paar Desinfektionsmittel und Bandagen für später mit, zog dann etwas Schmerzmittel in einer pneumatischen Spritze auf, preßte sie an seinen Arm und löste sie aus. Dann ging er zu einem anderen Schränkchen und schüttelte sich etwas Speed in die Hand.
    Er würde eine Weile wachbleiben müssen.
    Er schluckte die Pillen trocken hinunter und steuerte auf seine Unterkunft zu. Dort duschte er, rasierte seinen Sechstagebart ab, wobei er nur einen dunklen Schnurrbart übrigließ, und griff sich ein Dutzend leere Datenstachel. Er zog eine dunkle Hose, die an den Knöcheln mit Zugbändern verschnürt werden konnte, und ein Hemd mit hohem Kragen an, wobei er vor Schmerz zusammenzuckte. Dann schlüpfte er in Slipper und in eine dunkle, kragenlose Jacke, die vage wie irgendeine Uniform ohne Abzeichen aussah. Er betrachtete sich im Spiegel und fand, daß er als junger leitender Angestellter von Hellere Sonnen durchgehen konnte. Er schaltete sein Terminal und seinen Drucker ein und rief die Karte von Vesta auf, die sich im Schiffscomputer befand. Er machte Kopien von einigen

Weitere Kostenlose Bücher