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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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einem Laden namens Time Zero«, sagte Steward.
    »Um jemand zu treffen?«
    »Ja. Fischer. Er ist der Kommunikationsoffizier auf der Born. Er hat mich angerufen und mir erzählt, da würde 'ne gute Party steigen.« Er blickte zu Angel hoch und grinste. »Ich bin sicher, Sie haben den ganzen Nachrichtenverkehr auf dem Schiff und vom Schiff aufgezeichnet. Hören Sie sich's an! Vielleicht wird es den Procureur überzeugen, daß Sie wissen, was Sie tun.«
    Angels Partner nahm die Hand aus der Tasche. Er trug einen Schockhandschuh und hielt einen Inhalator in seiner behandschuhten Hand. Er führte den Inhalator an den Mund und löste ihn aus.
    Toll, dachte Steward. Ein asthmatischer Gorilla.
    Angels Stimme erfüllte die Stille. »Wen kennst du auf Vesta, Steward?«
    Steward sah Angel an und bemühte sich, soviel Gehässigkeit wie möglich in seinen Blick zu legen. »Sagen Sie's mir! Sie sind der beschissene Experte!«
    »Mit wem hast du dich im Februar getroffen?«
    Steward sah ihn bloß an.
    »In wessen Auftrag warst du hier?«
    Mira. Im Walfisch. Angels Partner zog seine Jacke aus.
    »Kam der Auftrag von ganz oben? Oder war es Curzon?« Steward spürte, wie etwas in ihm sprunghaft auf die Erwähnung des Namens reagierte. Zweifellos war es auf Angels Meßgeräten zu sehen. Vielleicht brachte es ihn auf den Gedanken, daß er da etwas hatte.
    Angels Partner kam mit der Jacke lässig über dem Arm langsam um den Schreibtisch herum auf Steward zu.
    Prokyon, dachte Steward. Im Kleinen Hund.
    »Hat Curzon auf eigene Rechnung gearbeitet? Wußte der Aufsichtsrat Bescheid? Der Vorsitzende?«
    Angels Partner stand jetzt hinter Steward, so nahe, daß diesem die Haare im Nacken kribbelten. Plötzlich warf der Mann Steward die Jacke über den Kopf und zog sie fest an. Steward roch Schweiß, Plastik und seinen eigenen sauren Atem. Er spürte, wie Panik in ihm hochstieg, und versuchte sie zu unterdrücken. Angels Stimme fuhr tonlos fort.
    »Wußte der Premier Bescheid? War es die Idee des Premiers?«
    Stewards Pulsschlag dröhnte ihm in den Ohren. Er spürte die Berührung des Schockhandschuhs an der Schulter, zwei harte Elektroden, die sich durch den dünnen Bademantel drückten. Er kämpfte gegen den Stoff an, der ihn zu ersticken drohte, und versuchte, sich zu erinnern, zu welchem Sternbild Fomalhaut gehörte.
    Spuck es in die Leere! dachte er. »Leck mich, Angel!« Die Lichter gingen aus.
     
    Nach mehreren Verhören konnte Steward wegen der Verbrennungen durch den Schockhandschuh nicht mehr auf dem Rücken schlafen. Seine rechte Hand wurde gefühllos, und er machte sich Sorgen, daß er von den wiederholten elektrischen Schlägen neurologische Schäden davontragen könnte.
    Angel kam immer wieder auf dieselben Fragen zurück. Mit wem hatte er auf Vesta zusammengearbeitet? Wer hatte ihn nach Vesta geschickt, und mit wessen Wissen? War der Premier in die Sache verwickelt? Angel probierte es nie mit irgendwelchen Tricks und setzte nie rhetorische Mittel ein, sondern stellte immer nur dieselben Fragen. Monton. Und sein Partner war da, um den Schockhandschuh zu benutzen, wenn Angel sich bei seiner Fragerei zu langweilen begann.
    Steward konnte die Fragen nicht beantworten, selbst wenn er gewollt hätte. Und er bekam keine neuen Fragen zu hören.
    Steward wunderte sich, warum sie keine Drogen benutzten. Als Eisfalke war er unter Drogen gesetzt und hypnotisiert worden; das gehörte zu den Techniken, die ihm helfen sollten, Verhören zu widerstehen. Aber mit genug Geduld konnte diese Art der Konditionierung durchbrochen werden. Und obwohl Verhöre unter Drogen eine zweifelhafte Sache waren – es war gut möglich, daß der Verhörte nicht nur daherplapperte, was er wußte, sondern auch fröhliche Informationen erfand oder dem Vernehmenden erzählte, was dieser seiner Meinung nach hören wollte –, würde es mit Drogen sicherlich besser laufen als mit allem, was Angel bis jetzt ausprobiert hatte, und ein sorgfältiges Verhör konnte die Wahrheit von den Halluzinationen scheiden.
    Vielleicht hing Angel einfach an den klassischen Methoden. Vielleicht dachte er, der Einsatz von Drogen sei eine Art von Betrug.
    Vielleicht mochte er einfach den Geruch von verbranntem Fleisch.
    Und dann fiel es Steward ein: Vielleicht hatten sie es mit Drogen probiert, als er gerade angekommen und noch bewußtlos gewesen war. Und es hatte nicht funktioniert.
    Der Premier, dachte Steward. Das war alles, was er bis jetzt herausgeholt hatte, das einzige, was neu

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