Die Stimme des Wirbelwinds
unterbrach den Kontakt, nahm seinen Kreditstachel aus dem Gerät und trat auf die stille Straße der zweiten Schicht hinaus. Für sein nächstes Unterfangen brauchte er einen Ort, wo er ungestörter war.
Er ging auf dem dunklen Metall entlang und schaute sich die Namen und Firmenembleme an, die die lange Straße schmückten. Das Satellitenbüro Vier der Tochtergesellschaft von NovaDiv Communications sah ihm am vielversprechendsten aus. Er ging mit energischen Schritten in das Gebäude und nickte dem älteren uniformierten Wachmann zu, als er an ihm vorbeiging. Der Wachmann nickte zurück.
Im Innern schien das Satellitenbüro Vier hauptsächlich aus kleinen Kabinen zu bestehen, die alle mit einem Computerterminal und einem Schreibtisch ausgerüstet waren. Die meisten waren leer. Steward suchte sich aufs Geratewohl eine aus, machte die Tür hinter sich zu und aktivierte das Terminal.
Als erstes steckte er Angels Datenstachel ins Terminal; dann verlangte er eine Ausgabe seines Inhalts. Eine komplizierte Identifikationsnummer und eine Liste von zwölf Telefoneinträgen erschien, mit denen Angel verschiedene Büros oder Dateien der Pulsar-Abteilung erreichen konnte. PERSONFILE war eines davon, Nummer sechs, und es klang vielversprechend. Steward befahl dem Computer, ihm Nummer sechs anzuwählen. Das Speed strömte schneller durch seine Nerven, und er vertippte sich immer wieder bei der Zahl. Er sah eine Interface-Leitung an einer Haftscheibe und steckte sich die Scheibe hinters Ohr. Mentale Befehle waren sowieso schneller.
Der NovaDiv-Computer beendete den Wählvorgang. Der alte Text auf dem Videoschirm verschwand, und ein neuer verkündete WILLKOMMEN IM C-71 VON FERNEM RANGER. Die Betriebslampe über dem Nadelschacht leuchtete kurz auf, dann stand auf dem Schirm: IDENTITÄT BESTÄTIGT. BITTE OPTION WÄHLEN UND RICHTIGES PASSWORT EINGEBEN. Eine Liste von Optionen war nicht dabei. Jeder, der die falsche Datenbank verlangte, sorgte dafür, daß ein Operator in die Leitung ging und sich erkundigte, was er da trieb.
Steward wußte, daß die Systeme von Fernem Ranger auf einer Assemblersprache namens C-Matrix basierten. Steward hatte keine Ahnung von C-Matrix; er kannte nur ein paar Befehle, die ihm bei seiner Hacker-Ausbildung eingedrillt worden waren, aber er hoffte, daß sie ihn dahin bringen würden, wohin er wollte.
Steward befahl dem Gerät zu TAUCHEN, ein Standardbefehl, der von C-Matrix-Programmierern benutzt wurde, um in die Kernsprache selbst zu gelangen. Die Betriebslampe über seinem Stachel leuchtete wieder kurz auf, und dann war er auf einmal schon drin. Anscheinend hatte Angel die Genehmigung des Sicherheitsdienstes sich die C-Matrix-Programmierung anzuschauen.
Steward stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Er vermutete, daß er so weit gekommen war, wie es der Stachel erlaubte, aber der C-71 von Fernem Ranger war ein altes Modell, das noch aus der Zeit stammte, als Vesta von den Äußeren Polikorps besetzt gewesen war. Seine Eisfalken-Ausbildung würde auch die Fähigkeit umfassen, in eine so alte Maschine einzudringen.
Er gab dem Gerät einen LDC-Befehl, um Zugang zum Befehlsverzeichnis zu bekommen. Er ging die lange Datei flüchtig durch. Von der Interface-Leitung auf die Sehzentren projiziert, liefen die langen Säulen der Befehle und Programme in seinem Kopf ab. Der Videoschirm war jetzt bedeutungslos. Es schien eine Liste von Dateien mit einem speziellen Präfix namens PULSAR zu geben. Eine davon war PULSAR*FILESECUR.
Volltreffer.
Steward merkte plötzlich, daß seine Finger eine lange Tätowierung auf seine Schenkel trommelten und daß seine Füße auf dem Teppich tanzten. Das gottverdammte Speed ließ seinen Körper wie eine Puppe zucken. Er ignorierte den Effekt und erklärte dem Computer, daß er das C-Matrix-Programm editieren wollte, das FILESECUR umgab.
Das Ausmaß der Sicherheitsprogramme ist immer eine Frage der Ausgewogenheit. Die Stimme eines seiner alten Ausbilder hallte in seinem Kopf wider. Jede Datei kann stärker gesichert werden, indem man immer mehr Sicherungsebenen hinzufügt, aber bald wird die Sicherung immer mehr Raum im System einnehmen und den normalen Zugriff des arbeitenden Personals beeinträchtigen. An irgendeinem Punkt wird die Sicherung immer kontraproduktiv. Es ist eine Kunst, ein ausgewogenes Verhältnis von Sicherheit und Zugänglichkeit herzustellen. Für einen Außenstehenden, der sich Zugang verschaffen möchte, ist es von entscheidender Bedeutung, dieses
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