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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Augenbrauen hoch und musterte Hori genau. »Gehört Lügen nicht auch zu den verwerflichen Eigenschaften?«
    Hori konnte seinen treuherzigen Gesichtsausdruck nicht länger aufrechterhalten. »Du hast mich durchschaut, Meritusir, doch ...«, er näherte sein Gesicht dem ihren und sprach im gedämpften Ton weiter, »... sage trotzdem niemandem ein Wort darüber, auch nicht Amunhotep.« Bittend ruhte sein Blick auf der Priesterin, die lächelnd nickte.
    »Keine Bange, Hoheit. Wenn Pharao mich nicht direkt danach fragt, wird er es auch niemals von mir erfahren. Doch nun sage mir, wer die Beneidenswerte ist, die es geschafft hat, dein Herz zu erobern.«
    »Du wirst sie nicht kennen. Sie ist die jüngste Tochter des Vizekönigs von Kusch. Ich habe sie im vergangenen Jahr zum Thronjubiläum meines Vaters kennengelernt, und sie geht mir seitdem nicht mehr aus dem Sinn.« Seine Augen leuchteten verträumt, doch als er Meritusirs schmunzelnde Miene bemerkte, senkte er verlegen den Blick. »Ihr Vater hat Pharao gebeten, sie an den Hof von Per-Ramses schicken zu dürfen, und der Große Horus hat dem zugestimmt.«
    »Das freut mich für dich. Dann bietet sich dir die Gelegenheit, sie besser kennenzulernen. Vielleicht ist sie die Frau, mit der du durchs Leben gehen willst.«
    Hori seufzte. »Ihr Vater hat versprochen, sie zum Ende des Schönen Tal-Fests nach Theben zu schicken, damit sie zusammen mit dem König ins Delta reisen kann.« Er drehte sich um und sah zu den anderen, die unter dem Sonnensegel in kleinen Grüppchen zusammensaßen.
    Ramses unterhielt sich mit Amunhotep und Chaemwaset, während sich Isis und Chaemwasets Gemahlin Bakenwerel um Usirhotep kümmerten. Der Knabe war sich der Aufmerksamkeit der beiden Frauen voll bewusst und alberte aus Leibeskräften herum. Er machte Faxen und schnitt Grimassen, worüber die beiden Frauen schallend lachten. Nubchesbed, die Mutter des Pharaos, saß derweil mit Merenptah etwas abseits und war mit Isis’ Bruder in eine Partie Senet vertieft.
    »Es ist so schön, alle miteinander so friedlich vereint zu sehen«, stellte der Prinz fest und lächelte. »Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass auch mir eine solche Harmonie beschieden sein wird, wenn ich einmal herrschen werde.«
    »Deine Familie wird immer zu dir stehen, Hoheit«, ermunterte ihn Meritusir, die sich ebenfalls umgewandt hatte. »Und wenn du eine liebevolle Gemahlin gefunden und mit ihr Kinder gezeugt hast, wirst auch du diese Harmonie finden.«
    Plötzlich sah Ramses zu den beiden herüber und winkte sie heran.
    Gehorsam folgten sie seinem Wunsch und traten auf die drei Männer zu.
    Ramses forderte sie auf, Platz zu nehmen. Nachdem sie sich gesetzt hatten, erkundigte er sich, worüber sie getuschelt und gelacht hätten.
    Unschuldig zuckte Hori mit den Schultern und warf Meritusir einen verstohlenen Blick zu, doch die Priesterin verzog keine Miene.
    »Über dies und das, Majestät. Es war eine völlig belanglose Unterhaltung.« Meritusir war erstaunt, dass sie Ramses nicht auf seine Frage antworten musste. Wahrscheinlich sagten sich die Götter, dass es nun einmal sei wie es sei und es nicht gegen die Maat verstieße, dass Titi den Sohn von Ramses’ Halbbruder Chaemwaset geheiratet hatte.
    Eine Dienerin erschien und brachte für die Priesterin und den Prinzen Wein.
    Dankend lehnte Meritusir ab, denn es war inzwischen drückend heiß, und ihr war immer noch nicht ganz wohl.
    Ramses musterte sie kritisch. »Geht es dir nicht gut?«
    »Doch, Majestät, mir ist nur etwas übel. Ich muss mir wohl den Magen verdorben haben.«
    Um Ramses’ Mundwinkel zuckte ein Grinsen. »Das dachte Isis auch. Neun Monate später wurde unser erster Sohn geboren.« Die Männer lachten, doch Meritusir winkte ab.
    »Nein, Majestät, das ist es nicht. Ich wünschte, es wäre so, doch die Götter scheinen nicht zu wollen, dass erneut Leben in mir zu wachsen beginnt.« Betrübt sah sie zu ihrem Gemahl. »Sie werden schon ihre Gründe haben.« Der Versuch eines Lächelns misslang.
    Besorgt stand Amunhotep auf und ging neben ihr in die Hocke, um sie in den Arm zu nehmen. »Du hast gesagt, es würde dir wieder besser gehen«, schalt er sie sanft und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Wir wären sonst zu Hause geblieben.«
    »Aber Amunhotep, du hast dich so auf diesen Ausflug gefreut. Ich wollte dir nicht die Freude verderben«, hielt Meritusir dagegen und sah ihn liebevoll an. »Außerdem kannst du nicht so einfach eine Einladung des Großen

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