Die Strafe des Seth
Horus absagen«, flüsterte sie, doch die anderen hatten ihre Antwort verstanden und schmunzelten amüsiert.
»Amunhotep kann und darf«, meinte Chaemwaset gut gelaunt.
Ramses hingegen reckte den Hals und sah hinüber zu seiner Dienerschaft, die sich außer Hörweite im Heck des Schiffes aufhielt. »Ich werde eine Dienerin rufen, die dir ein bequemes Lager herrichten wird, damit du dich hinlegen kannst.«
»Aber nein, Majestät«, protestierte Meritusir. »Ich bin doch nicht krank. Mir ist nur ein wenig übel. Doch nun werde ich erst einmal die Große Königliche Gemahlin und die Prinzessin von unserem Quälgeist befreien.« Sie wollte sich erheben, aber Ramses winkte ab.
»Ich glaube, meine Gemahlin und meine Schwester haben an Usirhotep Gefallen gefunden. Lass sie ruhig noch ein wenig ihre Muttergefühle ausleben, doch du, du wirst mir jetzt gehorchen und dich einen Moment hinlegen, Meritusir. Dein Wohl liegt mir ebenso am Herzen wie das meines Volkes.« Er winkte nach einer Dienerin und befahl ihr, für die Priesterin ein weiches Lager unter einem Sonnensegel am Bug des Schiffes herzurichten.
Gegen Mittag ging es Meritusir besser, und sie verschlang mit Heißhunger das Mahl, das Moses ihr brachte.
»Geht es dir wieder gut, Herrin?«, erkundigte sich der Nubier, der zum Mann gereift war und dem Amunhotep seine Jugendlocke abgeschnitten hatte.
Meritusir nickte.
Moses war seit einem Jahr bei den Steinmetzen in Abydos in der Lehre und machte auch dort gute Fortschritte. Überhaupt schien dem Vierzehnjährigen alles in den Schoß zu fallen. Alles, was er begann, gelang ihm sofort. Dieser Umstand brachte ihm eine Menge Neider unter den anderen Lehrlingen ein, doch Moses war nicht bang. Er schlug sich durchs Leben, das er als Sohn einer zu lebenslanger Leibeigenschaft und Zwangsarbeit verurteilten Feldarbeiterin begonnen hatte. Seine Mutter war bei seiner Geburt gestorben, und niemand wusste, wer der Vater war. Doch die Götter hatten es gut mit ihm gemeint. Er war in den Tempel des Osiris gebracht worden, und später hatte ihn Amunhotep in seinen Haushalt aufgenommen. Dank seines netten und freundlichen Auftretens und der Freundschaft zu Meritusir war er sehr schnell auch dem Hohepriester ans Herz gewachsen, der ihn inzwischen wie einen eigenen Sohn behandelte und ihm die Freiheit geschenkt hatte.
»Ich fühle mich wieder frisch und erholt und werde nach dem Essen aufstehen«, erwiderte sie und biss genussvoll in die gebratene Entenbrust. »Meinem Magen scheint es auch wieder gut zu gehen«, stellte sie kauend fest. »Er knurrt vor Hunger, und ich habe mächtigen Appetit.«
»Das wird sowohl deinen Gemahl als auch Seine Majestät freuen zu hören«, entgegnete Moses ehrlich erleichtert und grinste.
»Dann geh, Moses, und sage es deinem Herrn.«
Der Nubier sprang auf, verneigte sich und lief zum hinteren Teil der Barke, wo sich die anderen zum Essen versammelt hatten.
Kurz darauf erschien Amunhotep und setzte sich neben Meritusir auf die Planken des Schiffs. »Moses sagt, dass du dich wieder besser fühlst? Das freut mich, doch du solltest noch ein klein wenig ruhen.«
Überrascht sah sie ihn an. »Warum? Ich bin ausgeruht und will mich auch ein wenig amüsieren.« Sie zog einen Flunsch. »Anderenfalls hätte ich in der Tat zu Hause bleiben können.«
»Da gebe ich dir recht, aber nach dem guten Essen, das uns Pharaos Köche serviert haben, bin ich müde und schläfrig geworden.« Er lächelte Meritusir vielsagend zu.
»Ich hoffe, das war jetzt nicht dein Ernst.« Kopfschüttelnd sah sie ihn an. »Allerdings werde ich gern mit dir kuscheln, aber nur, wenn du brav an meiner Seite liegst.«
»Das genügt mir schon.« Er gab ihr einen Kuss, bevor er sich wieder zu den anderen begab, um kurze Zeit später zu ihr zurückzukehren.
Auch Pharaos übrige Gäste gönnten sich nach dem Mittag etwas Ruhe. Erst als Re tiefer am Himmel stand, fanden sie sich wieder zusammen, um die Fahrt bei Plauderei, Scherzen und gutem Wein zu genießen.
Als es dunkel zu werden begann, ließ Ramses die beiden Priester zu sich kommen, um mit ihnen abseits der anderen ungestört zu reden.
»Ihr hattet mich um eine Audienz gebeten?«, begann er das Gespräch, und Amunhotep und Meritusir bejahten.
»Wir wollten dir unsere Freude über den guten Ausgang dieses erneuten Attentatsversuches kundtun«, erwiderte Amunhotep.
»Weißt du schon, ob noch jemand dahinter steckt außer diesem Senenmut?«, fragte Meritusir.
»Nein, doch ich
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