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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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war anstrengend und heiß gewesen.
    Hori und Amuni blieben in der Zwischenzeit an Bord und warteten darauf, dass man ihnen ihr Essen bringen würde. Anschließend nahmen sie ein Bad im Fluss und streckten sich auf den warmen Planken des Schiffes aus, um den Sternenhimmel zu betrachten und zu plaudern.
    Als Amuni vor Müdigkeit die Augen zufielen und er leise zu schnarchen begann, erhob sich Hori und ging von Bord. Er lief die Planke hinunter ans Ufer und ließ seinen Blick durch das kleine Lager schweifen.
    Überall waren Feuerstellen, an denen noch ein paar Männer saßen und schwatzen. Die Mehrzahl hatte sich bereits zur Ruhe begeben und war wie Amuni im Reich der Träume.
    Hori hingegen war noch hellwach. Ziellos begann er, im Lager auf und ab zu wandern, doch nach einer Weile wurde ihm das zu eintönig. Er lief ein Stück den Fluss entlang, um sich die Beine zu vertreten und schläfrig zu werden. Die beiden Getreuen, die ihm folgen wollten, befahl er ins Lager zurück. Was sollte ihm hier schon geschehen?
    Sie befanden sich fernab eines Dorfes. Die Nacht war dunkel und mild. Hori fürchtete keinen Überfall.
    Plötzlich drang ein Geräusch an seine Ohren.
    Er blieb stehen und lauschte.
    Was war das?
    Es kam aus dem Unterholz am Ufer des Nil.
    Angestrengt starrte Hori in die Richtung, aus der er das Geräusch vernommen hatte, doch es war zu dunkel, als dass er etwas hätte wahrnehmen können.
    Da! – Er hörte es erneut.
    Seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt, um besser sehen zu können, und tatsächlich konnte er einen Schatten erkennen, der sich langsam auf ihn zubewegte.
    Was war es nur?
    Schemenhaft konnte er den Umriss eines Tieres ausmachen, das die Größe eines wilden Hundes hatte.
    Es kam näher und näher.
    Hori tastete nach dem Dolch in seinem Gürtel. Bestürzt stellte er fest, dass er nicht da war, wo er hätte sein sollen. Wahrscheinlich hatte er nach dem Baden vergessen, ihn wieder an sich zu nehmen.
    Vorsichtig wich er ein paar Schritte zurück, doch das Tier hielt weiterhin auf ihn zu, bis es schließlich ein paar Ellen von ihm entfernt verharrte.
    Hori konnte in der Dunkelheit erkennen, dass es sich in der Tat um ein hundeartiges Wesen mit schakalartiger Schnauze handelte, dessen Augen ihn aufmerksam musterten. Es hatte die Zähne gefletscht und gab ein leises Knurren von sich.
    »Was willst du von mir?«, rief er dem Tier zu und tat einen Schritt in seine Richtung. »Bist du der Große Gott Anubis und gekommen, um mich zu holen?« Er lachte verunsichert auf. »Hast du nicht gerade meinen Vater und meinen Bruder zusammen mit Hunderten tapferen Männern vor das Gericht des Osiris geführt? Reicht das nicht? Soll nun auch ich dem Herrscher über das Totenreich gegenübertreten?«
    Das Geschöpf mit der spitzen Schnauze setzte sich auf die Hinterbeine. Sein Knurren hörte auf. Obwohl seine Augen noch immer fest auf den Thronfolger geheftet waren, schien es ihm zuzuhören.
    »Dann komm und hole mich!« Hori breitete die Arme aus.
    Erschrocken zuckte das Tier zusammen und sprang auf die Pfoten. Mit wenigen Sätzen hatte es den Regenten erreicht und setzte zum Sprung an.
    Schützend riss Hori die Arme vor den Kopf. Durch die Wucht des Aufpralls taumelte er zwei Schritte rückwärts, stolperte über eine Baumwurzel und fiel zu Boden. Sofort war das hundeartige Wesen über ihm und packte ihn mit seinen scharfen Zähnen an der Gurgel.
    Verzweifelt versuchte Hori sich zu befreien. Die Zähne seines Angreifers bohrten sich tief in sein Fleisch. Vergeblich versuchte der Regent, um Hilfe zu rufen. Mehr als ein paar gurgelnde Laute entrangen sich nicht seiner Kehle.
    Panik ergriff ihn, als etwas Warmes seinen Hals hinunterzulaufen begann und er den metallischen Geschmack von Blut in seinem Mund spürte. Mit letzter Kraft griff er mit beiden Händen in das kurze Fell des Tieres und riss und zerrte an ihm. Er presste seinem Widersacher die Fäuste in den Körper, verpasste seiner Schnauze mehrere Faustschläge, doch nichts half. Das Wesen ließ nicht von ihm ab.
    Mit der Zeit wurde Horis Widerstand schwächer. Als er gänzlich gebrochen war und seine Arme kraftlos am Boden lagen, ließ das Tier endlich von ihm ab.
    Zusammengekrümmt lag der junge Mann am Boden. Das Blut lief ihm pulsierend aus dem zerfetzten Hals. Seine Augen waren starr auf den Leben spendenden Fluss gerichtet, der ihm und seinem Volk zu jenem Wohlstand und Reichtum verholfen hatte, wie keinem anderen Land in seiner Zeit. Mühsam

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