Die Strafe des Seth
Gott zu erwecken und ihn zu lobpreisen. Die Statue des Amun musste gewaschen, gesalbt und gekleidet werden. Der Gott musste mit Nahrung versehen und mit Weihrauch, Gebeten und Gesang eingeladen werden, den angebrochenen Tag in seinem Tempel zu verbringen.
Nesamun selbst hatte Sethi Tage zuvor in die heiligen Riten eingeführt, die ab nun er, Ramses-Sethherchepeschef, täglich zu zelebrieren hatte, soweit es seine Zeit erlaubte.
Res Barke stand bereits hoch am Himmel, als er wieder aus dem Heiligtum trat. Unverzüglich begab er sich in seinen Palast zurück, um mit Bintanat zu speisen und im Anschluss die Ämter neu zu vergeben.
Als das Frühstück beendet war, wurde ihm ein Bote aus dem östlichen Delta gemeldet, der sich bäuchlings vor ihm auf die bunt gemusterten Fliesen des Gemaches warf.
»Erhebe dich und sage mir, was du für Nachrichten bringst!«, forderte er ihn hoheitsvoll auf.
Gehorsam erhob sich der Mann, blieb aber mit gesenktem Blick vor dem Pharao stehen. »Majestät, Prinz Prehi lässt dich grüßen und wünscht dir und deiner Großen Königlichen Gemahlin Leben, Heil und Gesundheit für die bevorstehende Herrschaft. Weiterhin soll ich dir ausrichten, dass er zusammen mit den Bootstruppen und den Divisionen des Ptah und des Seth die Feinde aus Kemi verjagt hat. Sie wurden in einer letzten großen Schlacht vernichtend besiegt. Seine Hoheit hat Hunderte von Gefangenen gemacht und dazu noch dreiundzwanzig seetüchtige Schiffe erbeutet. Hinzu kommen zahlreiche Waffen, darunter auch viele aus Eisen.«
Ramses-Sethherchepeschefs Augen leuchteten auf. »Richte dem Prinzen und den Soldaten aus, dass sie sich meines Dankes sicher sein können. Ich werde sie belohnen, wenn ich wieder in Per-Ramses bin.« Mit einer Handbewegung gebot er dem Mann, sich zurückzuziehen.
Der Bote verneigte sich und verschwand, während Sethi seine Gemahlin triumphierend anstrahlte.
»Es herrscht Frieden, Bintanat. Der Krieg ist vorbei. Ist das nicht ein gutes Zeichen für mein Erscheinen auf dem Thron der Beiden Länder?«
Die Königin sagte kein Wort und knabberte appetitlos an einem Stückchen Melone. Sie hatte geglaubt, dass Sethi sie nur für seine Legitimierung auf dem Thron benötigen würde, doch am Abend zuvor war er in ihrem Schlafgemach erschienen und hatte seine ehelichen Rechte eingefordert. Bintanat musste sich zwar eingestehen, dass Sethherchepeschef ihr nicht weh getan hatte. Im Gegenteil, er war sehr zärtlich und liebevoll gewesen, doch eigentlich stand ihr nicht der Sinn nach ihrem Onkel, sondern nach Amunhotep.
»Was ist los, meine Schöne, hat es dir die Sprache verschlagen?«
»Nein«, erwiderte sie verstimmt und sah Sethi mürrisch an. »Ich würde es für
mich
als gutes Zeichen werten, wenn du nachher den Hohepriester des Osiris seines Amtes enthebst und ihn zu meinem Diener machst.«
Ramses-Sethherchepeschef lachte schallend. »Ach, ist es das, was dir auf den Magen geschlagen ist, meine Liebe? Und ich dachte schon, du wärst noch so immer beeindruckt von der vergangenen Nacht, dass du mir nicht antworten kannst.«
Sie schnitt ihm ein Gesicht.
»Na, so schlimm kann es für dich nicht gewesen sein. Immerhin hat sich noch keine Frau bei mir beschwert. Zudem hatte ich den Eindruck, dass es dir gefallen hat.«
»Wenn du das sagst«, konterte Bintanat. »So toll bist du nun aber auch nicht im Bett. Oder hattest du ernsthaft geglaubt, du wärest mein erster Mann?« Ein schadenfrohes Grinsen malte sich ihr ins Gesicht.
»Nein, meine Liebe, das habe ich sehr wohl bemerkt, doch es stört mich nicht weiter. Wir sind jetzt vermählt, und es wird Zeit, dass ich ein paar Söhne zeuge. Bisher haben meine Gemahlinnen mir nur Töchter geboren, doch um meine Thronfolge zu sichern, benötige ich Söhne.«
»Du erwartest doch hoffentlich nicht von mir, dass ich diejenige bin, die deine Brut austrägt?«, zischte Bintanat und funkelte Sethi wütend an. »Hole dir dafür diese Meritusir in dein Bett und gib mir ihren Gemahl!«
Sethherchepeschefs Miene wurde schlagartig kalt. »Hüte deine Zunge, Bintanat. Bedenke, dass ich dich jederzeit wieder dahin zurückschicken kann, wo ich dich herausgeholt habe, und niemand, aber auch wirklich niemand wird es mir verbieten. Also sei gehorsam und komme deinen Pflichten nach. Dann werde ich mich eines Tages auch erkenntlich zeigen und die Augen verschließen, wenn du einen anderen Mann als mich in dein Bett lassen wirst.«
Beleidigt senkte die Königin den Blick und
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