Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
Vom Netzwerk:
fahre nach Theben. Begebe dich ins Königstal, um dich dort von der Arbeit der Handwerker zu überzeugen. Ich will, dass alles so ausgeführt wird, wie ich es befohlen habe. Zum Schluss überprüfe im Heiligtum meines zu Osiris gegangenen Vaters, ob die Königszeichen an die Figuren meiner beiden Brüder und an die Meiner Majestät gemeißelt wurden. Danach kehrst du umgehend nach Per-Ramses zurück und wachst in meiner Abwesenheit über Recht und Ordnung im Land.«
    Senbi verneigte sich zum Zeichen, dass er verstanden hatte. »Also gedenkst du, deine Reise durch das von den Göttern geliebte Land zu beginnen?«
    Ramses-Sethherchepeschef bejahte. »Es ist meine heilige Pflicht, den Göttern in ihren Tempeln zu danken und mich meinem Volk zu zeigen. Ich bin jetzt der Herr über Kemi. Nur mir ist es vergönnt, die Gnade der Ewigwährenden zu erflehen. Mein Volk erwartet das von mir, und ich werde es nicht enttäuschen.«
    Etwas verunsichert hatte Senbi diesen Worten gelauscht. Bisher hatte er immer geglaubt, Sethi ginge es nur um diese Frau. Anscheinend hatte er sich da getäuscht.
    Unbeirrt fuhr Ramses-Sethherchepeschef fort: »Du wirst dafür Sorge tragen, dass das Getreide aus den syrischen Lagerhäusern nach Kemi gebracht wird, wo es an die Gaue verteilt werden soll, die es dringend benötigen. Die nächste Ernte ist noch fern, und die Menschen leiden bereits Hunger. Das soll sich ändern. Öffne ihnen meine Speicher, damit sie sich satt essen und mir danken können!«
    »Wie du befiehlst, Großer Horus. Es soll alles so geschehen, wie du es wünschst.«
    »Dann geh, Tjati, und bereite dich auf deine morgige Abreise vor!«
    Abermals verneigte sich Senbi, machte seinen Kniefall und kehrte in sein Haus zurück. Dort befahl er seinem Hausverweser, alles für den morgigen Aufbruch bereitzumachen. Er selbst verschwand in seinem Schlafgemach, um sich seiner blonden Dienerin zu widmen.
     
    * * *
     
    Am Folgetag bestieg Senbi in aller Frühe seine Barke, die mit den Zeichen seiner neuen Würde geschmückt war, und brach in Richtung Süden auf. Unterwegs machte er in der heiligen Stadt des Großen Gottes Re Halt, um sich mit Nacht zu treffen.
    »Es ist mir eine Ehre, den neuen Wesir der Beiden Länder in meinem Haus begrüßen zu dürfen«, schleimte der Zweite Prophet, als sich die beiden Männer gegenüberstanden. »Wir haben lange miteinander zu tun gehabt, ohne uns jemals kennengelernt zu haben.«
    »Das stimmt«, erwiderte Senbis und machte es sich in dem Sessel bequem, der dem von Nacht gegenüberstand. »Du warst für mich allerdings nie ein Unbekannter. Ich hatte dich bereits zweimal bei einer Prozession zu Ehren des Re gesehen. Leider wolltest du niemals etwas von meinen wunderschönen Stoffen oder Vasen kaufen. Anderenfalls wären wir uns schon viel früher begegnet.«
    Verlegen senkte Nacht den Blick. »Wahrscheinlich war ich von den Waren anderer Kaufleute zu geblendet, sodass ich dich nicht wahrgenommen habe, Herr.«
    »Sorge dich deswegen nicht. Ich werde es dir nicht nachtragen.« Senbi grinste. »Doch nun will ich zum eigentlichen Grund kommen, weshalb ich dich aufgesucht habe. – Ist dir ein Händler namens Ibiranu bekannt?«
    Nachdenklich zog der Zweite Prophet die Stirn in Falten und schüttelte schließlich den Kopf. »Womit handelt er denn?«
    »Mit Holz. – Ich weiß, dass er auch schon des Öfteren den Tempel des Re beliefert hat, genauer gesagt, war es das letzte Mal vor gut einem Monat.«
    Grübelnd kniff Nacht die Augen zusammen und dachte angestrengt nach, bis ihm dämmerte, von wem Senbi sprach. »Ja, jetzt entsinne ich mich. Er stammt aus Syrien, wohnt aber seit Jahren in der südlichen Königsstadt, wo er ein prachtvolles Anwesen erworben haben soll.« Fragend blickte er zu seinem Gast. »Was ist mit ihm?«
    »Warst du mit dem Holz zufrieden, das er dir geliefert hat, oder gab es irgendwelche Beanstandungen?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Der Aufseher der Lagerhäuser bestätigte mir stets, dass es sich um sehr gute Ware gehandelt hat.«
    »Auch bei der letzten Lieferung? Bist du dir da ganz sicher?« Senbis Blick ruhte fest auf dem Priester.
    »Ja«, erwiderte Nacht, doch seine Stimme klang verunsichert.
    Was wollte Senbi von ihm? Wollte er hören, dass Ibiranus Holz von schlechter Qualität gewesen sei?
    Grübelnd kratzte er sich an der Wade.
    Nacht war inzwischen bekannt, wer Senbi war und weswegen er vor mehr als acht Jahren Kemi fluchtartig hatte verlassen müssen. Wollte er sich jetzt

Weitere Kostenlose Bücher