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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Speichern auf dem abydonischen Westufer informierte.
    Am Abend gab das Priesterpaar ein kleines Festmahl, zu dem sie Netnebu und dessen Gemahlin sowie ihren Ziehsohn Moses einluden. Der Dritte Prophet brachte seinen jüngsten Sohn mit, der im selben Alter wie Usirhotep war.
    Usirhotep war darüber so erfreut, dass er während des Essens kaum still sitzen konnte. Als er sich endlich von seinem Platz erheben durfte, rannte er sofort los, um Netnebus Sohn seine neuesten Bauklötzchen zu zeigen, die Moses ihm am Nachmittag zum Geschenk gemacht hatte.
    Stolz schleppte der Knabe die für ihn viel zu schwere Kiste mit den von Moses eigenhändig geschnitzten und bunt bemalten Bausteinen in die Haupthalle, um seinem Freund sein neuestes Spielzeug vorzuführen. Die beiden Kinder ließen sich etwas abseits der Erwachsenen auf dem Boden nieder und begannen, fantasievolle Häuser, Tempel und Paläste zu bauen, während sich ihre Eltern gut gelaunt unterhielten. Erst als es tiefe Nacht war, löste sich die Gesellschaft auf.
    »Soll ich dir noch beim Auskleiden helfen?«, fragte Tia ihre Herrin, nachdem die Gäste gegangen waren. Mühsam unterdrückte sie ein Gähnen.
    Meritusir verneinte mit einem grinsenden und zugleich wehmütigen Blick auf ihren Gemahl. »Du kannst dich schlafen legen, Tia. Ich brauche dich heute Abend nicht mehr.« Die junge Frau verneigte sich und wollte gehen, doch Meritusir hielt sie zurück. »Warte, ich möchte dir noch etwas geben.«
    Überrascht hielt Tia in ihrer Bewegung inne und drehte sich ihrer Herrin wieder zu, die sich die goldenen Reife von den Handgelenken abstreifte und ihr reichte.
    »Hier, nimm meine Armreife. Ich weiß, dass du sie immer mochtest.«
    Entgeistert starrte Tia sie an. »Aber, Herrin, die hast du von deinem Gemahl geschenkt bekommen.« Verstört wanderte ihr Blick von Meritusir zu Amunhotep, der verständnislos die Szene beobachtete.
    »Nimm sie, ich will, dass du sie ab heute trägst.« Meritusir trat auf Tia zu, nahm die Hände der Dienerin in ihre und schob ihr die Armreife über die Handgelenke. »Halte sie in Ehren, Tia. Sie sollen dich immer an mich erinnern. Und nun geh und lass mich und den Hohepriester allein.«
    Fassungslos verneigte sich die Dienerin und zog sich leise zurück.
    »Warum hast du das getan?«, wollte Amunhotep wissen, nachdem Tia verschwunden war.
    »Ich wollte mich ihr gegenüber erkenntlich zeigen, weil sie stets treu und gehorsam war. Ich hoffe, du bist mir deswegen nicht böse.«
    Amunhotep schüttelte den Kopf. »Nein, Meritusir, trotzdem bin ich verwundert. Es kam so unerwartet.«
    Sie lachte ihn an. »Komm, mein Gemahl, zerbrich dir darüber nicht dein Herz. Lass uns stattdessen diese Nacht genießen. Ich will, dass du mich liebst, als wäre es das letzte Mal in deinem Leben. Hinterher werden wir zusammen Wein trinken und morgen einen schweren Tag vor uns haben, weil uns der Kopf schmerzen wird, aber egal. Lass es uns einfach tun.« Sie schlang die Arme um seinen Hals.
    Amunhotep schmunzelte. Er hob sie hoch, um sie in ihr gemeinsames Schlafgemach zu tragen.
     
    * * *
     
    Als sich ein zarter heller Streifen am Horizont zeigte, lag Meritusir noch immer wach an Amunhoteps Seite und hörte auf seine gleichmäßigen Atemzüge. Er war kurz zuvor eingeschlafen, und Meritusir wusste, dass er nicht vor dem Mittag erwachen würde. Sie hatte einen starken süßen Wein für diese Nacht ausgewählt, der zum einen den Geschmack des Schlafmohns übertönen und zum anderen seine Wirkung verstärken sollte. Amunhotep hatte nur kurz ob des Geruchs gezögert, dann aber getrunken, denn auch Meritusir hatte den Becher in einem Zug bis zur Neige geleert. Nun tat der Mohn seine Wirkung. Amunhotep schlief tief und fest.
    Wehmütig beugte sich Meritusir über ihn und strich ihm zärtlich über die Wange. »Bitte verzeih, mein Geliebter«, flüsterte sie. »Ich musste es tun.« Sie beugte sich ihm zu und gab ihm einen Kuss auf den Mund. »Ich liebe dich.«
    Sie seufzte und fühlte mit einem Mal einen dicken Kloß in ihrem Hals, der sie fast ersticken ließ. Kurz darauf wurde sie von einem Weinkrampf geschüttelt und schmiegte sich wieder an ihren Mann. Ihr schlanker Körper bebte; sie schluchzte leise. Sie wusste aber auch, dass es Zeit wurde, das zu tun, was die Stimme in ihrem Inneren ihr befahl.
    Schweren Herzens stand Meritusir auf und zog sich ein langes Hemd über, um zu Hekaib zu gehen, ihn zu wecken und ihm zu befehlen, ihre Barke bereitzuhalten. Maiherperi

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