Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
ich nicht in eine durchsichtige Plastiktüte
gefüllt. Auf jeden Fall bin ich jetzt hier, und wer mir nicht ausweicht, ist selber schuld.
    Sie verließ die Landebahn und holperte über Erde. Das Steuer vibrierte in ihren Händen. Der Pick-up saß ihnen noch immer im Nacken.
    Jetzt fiel ihr nur noch eine Möglichkeit ein. »Er wird nicht mehr schießen, wenn er weiß, dass Sie leben.«
    Mistys Gesicht wurde starr vor Anspannung. »Was ist mit ihm?«
    »Er liebt Sie. Er ist ein Krieger.«
    Misty schüttelte den Kopf. »Warum haben Sie vorhin zu Murdock gesagt, dass Ians Gedächtnis nach fünf Minuten ausgelöscht wird?«
    »Er hat eine Kopfverletzung. Sein Gedächtnis ist geschädigt.«
    Schweigend ließ Misty die Nachricht in sich einsickern. »Seth, du bleibst unten.«
    Dann kniete sie sich hin, breitete die Arme aus und presste die Hände an die Heckscheibe. Direkt vor seinen Augen.
    Das Glas war mit Einschusslöchern übersät. Jo hatte keine Ahnung, ob Kanan seine Frau durch den weißen Griesel des Fensters sehen oder gar erkennen konnte.
    Die sengenden Scheinwerfer des Pick-ups verwandelten Mistys kreuzförmige Gestalt in eine dunkle Silhouette.
    Mein Gott, was für ein Vertrauen. Jo schossen die Tränen in die Augen. Misty behielt ihre Position bei. Der Pick-up rollte näher.
    »Mom … alles in Ordnung?«, ächzte Seth.
    Vorn zeichneten sich die Terminals immer deutlicher ab. Der Tahoe schaukelte über die Erde. Die Lichter der östlichen
Startbahn wurden jetzt scharf wie ein elektrifizierter Zaun.
    Sie sah nach rechts. Auf der Startbahn beschleunigte eine Maschine, die schon die Hälfte ihres Anlaufs zurückgelegt hatte, und raste direkt auf sie zu.
     
    Kanan beugte sich vor und legte den Gewehrschaft an die Schulter. Der Pick-up holperte über den Streifen Erde zwischen der Lande- und der Startbahn. Um sich herum hörte er das anschwellende Jaulen von Triebwerken.
    Die Scheinwerfer des Pick-ups erfassten kurz das Rückfenster des Tahoe und schwenkten wieder weg.
    Hinten in dem Wagen war jemand.
    »Riva«, rief er in den Wind.
    Die Einschusslöcher hatten ein Netz von weißen Sprüngen über die Heckscheibe gezogen, aber er erkannte jetzt eine kniende Frau dahinter, die beide Hände ans Glas gedrückt hatte.
    »Schieß auf sie«, schrie Riva.
    Plötzlich wichen Lärm, Wind und Chaos zurück. Mit einer Klarheit, die die Nacht verschwinden ließ wie Rauch, erblickte er die Lebenslinie einer Hand, die er fünfzehn Jahre lang gehalten hatte. Und die Augen, in die er vor dem Schlafengehen schaute.
    Er riss den Lauf des Gewehrs zur Seite. »Das ist Misty.«
    »Du hast Halluzinationen.«
    Er blinzelte gegen den Wind an und starrte erneut auf den Tahoe. Riva hatte Recht. Aus dieser Entfernung und unter diesen Umständen konnte er Mistys Hände und Augen doch unmöglich erkennen.

    Aber er wusste, dass niemand außer Misty es wagen würde, sich offen in sein Fadenkreuz zu stellen.
    »Sie ist es. Sie lebt. Brems ab.«
    Der Pick-up raste weiter.
    »Riva?«
    Er beugte sich ins Wageninnere und zog auch das Gewehr mit nach unten.
    In Rivas Augen lag ein irrsinniges Funkeln.
    »Brems ab, sag ich.«
    Plötzlich strömte blendendes Licht in den Wagen. Er drehte sich um und hielt sich am Gurt fest. Auf der Startbahn rollte eine Maschine auf sie zu.
     
    O mein Gott, eine 757.
    Mann, ich hasse Fliegen. Seit zwei Jahren vermied Jo Flugzeuge um jeden Preis. Ihre Vielfliegermeilen hatte sie verfallen lassen. Selbst Catch Me If You Can hatte sie aus dem DVD-Regal verbannt. Und trotzdem röhrte jetzt dieses Ding direkt auf sie zu. Sie trat das Pedal voll durch. Die Turbinentriebwerke des Jets heulten.
    In halsbrecherischem Tempo schoss sie über die Startbahn. Die weißen Scheinwerfer des Flugzeugs wandten sich himmelwärts. Die Nase hob ab. Wie Krallen hing das Fahrwerk unter dem Rumpf. Sie erreichte den Erdstreifen und fuhr weiter. Hinter ihr kreischte der Jet, und die Räder lösten sich vom Boden.
    »Heilige Scheiße«, krächzte Seth.
    Donnernd hob die 757 ab.
    Im Rückspiegel bemerkte sie, dass die Scheinwerfer des Pick-ups soeben die Startbahn erreichten. Holpernd fuhr Jo
auf den Rollweg, bog scharf ab und steuerte auf eine Reihe von Maschinen zu, die am Terminal warteten.
    »O Gott«, flüsterte Misty.
    Der Pick-up raste hinter der 757 auf die Startbahn und wurde voll vom Abgasstrahl der abhebenden Maschine erfasst.
    »Nein!«
    Der Pick-up geriet ins Schlingern, die Scheinwerfer scherten zur Seite wie das Suchlicht eines

Weitere Kostenlose Bücher