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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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wenigen Minuten werde ich wieder versuchen, Jagd auf sie zu machen.«
    Der Sanitäter berührte Jo an der Schulter. »Entschuldigen Sie, Doc.«
    Jo stand auf, damit er seine Arbeit erledigen konnte. Kanans Erinnerungen - seine Wahrheit, seine Realität - würden sich ein Leben lang in Nichts auflösen und ihm nichts anderes hinterlassen als das Bewusstsein einer ausweglosen Krise.
    Rot und blau tanzten die Lichter der Rettungsfahrzeuge über die Szenerie und vermischten sich mit den weißen
Landescheinwerfern der Flugzeuge. Kanan und Misty schauten sich an.
    Ians blasse Augen waren voller Tränen. »Du bist das Beste, was ich je gesehen habe.«
    »Alles ist gut, Liebling. Alles wird gut.« Ihre Stimme brach.
    Jo legte ihr den Arm um die Schultern. Misty lächelte gequält.
    »Ian«, sagte Jo, »erinnern Sie sich, ob Sie mit Slick in Berührung gekommen sind?«
    »In Sambia.«
    »Wissen Sie was über heute Abend?«
    »Nein, warum?« Dann trat ein wissender Ausdruck in seine Augen. »Eine zweite Dosis wäre tödlich, oder?«
    Jo nickte. »Die Sanitäter unterziehen Sie jetzt einer Dekontamination, dann fahren Sie ins Krankenhaus.«
    »Gut.«
    Sie wandte sich an Misty. »Lassen Sie den Blickkontakt zu ihm nicht abreißen, nicht mal für eine Sekunde, ja?«
    Trauer und Furcht huschten über Mistys Gesicht. »Ja.«
    Kanan hob die Hand. »Keine Sorge. Ich lass die zwei nie mehr aus den Augen. Versprochen.«
    Jo trat beiseite, nahm Murdocks Telefon heraus und wählte eine Nummer.
    Eine gehetzte Stimme meldete sich. »Quintana.«
    Als sie Gabes Stimme hörte, löste sich der Druck um ihre Brust, und Tränen stürzten ihr aus den Augen. »Ich bin’s. Alles in Ordnung. Es ist vorbei.«
    »Wo bist du? Wo ist Kanan?«
    »Am Flughafen San José. Gabe, du weißt ja gar nicht, wie schön deine Stimme klingt. Wo bist du?«

    »Bis vor kurzem war ich in Polizeigewahrsam. Jetzt bin ich auf dem Highway 101 auf halber Strecke nach Moffett. Jo, wo ist …«
    Eine gellende Sirene verschlang den Rest seiner Frage.
    »Was hast du gesagt, Gabe?«
    »Wo ist Kanans Rucksack?«
    »Keine Ahnung.« Sie blickte hinüber zum Pick-up. Der Rucksack lag weder beim Wagen noch zwischen den Wrackteilen auf dem Asphalt.
    »Da drin ist sein Computerakku. Er ist randvoll mit Slick. Der Behälter ist instabil. Jo, wo ist er?«
    Sie näherte sich dem Pick-up und schaute sich um. Im Wageninneren bewegte sich Riva und versuchte angestrengt, sich durch das Schiebedach zu ziehen.
    »Ich seh keinen Rucksack.«
    »Jo, hau bloß ab da. Es ist eine Bombe.«
    Die forensische Psychiaterin Jo Beckett war bestimmt nicht auf den Kopf gefallen. Das glaubte sie zumindest. Sie kannte alle psychologischen Abwehrmechanismen. Leugnen, Verhandeln, Rationalisierung, Projektion, Isolation, schizoide Schübe, Fressanfälle. Und sie glaubte, die eigenen Abwehrmechanismen so gut im Griff zu haben, dass sie in einer Krise nicht die Kontrolle verlor. Das Leben, die Ausbildung und die Katastrophen hatten sie abgehärtet. Bei Notfällen verwandelte sie sich in eine Sprinterin. Ihre Reaktionszeiten waren erstklassig. Sobald der Startschuss fiel, sauste sie los wie ein Pfeil.
    Doch jetzt stand sie auf dem Rollfeld und hatte das Gefühl, von einer Wand umgeben zu sein, an der Gabes Worte abprallten wie Lichtstrahlen.

    »Was soll das heißen, eine Bombe?«
    »Kanans Computerakku enthält die Slick-Probe. Sie wird gleich explodieren. Hast du gehört, Jo? Lauf , so schnell du kannst.«
    Plötzlich schien der gesamte Lärm der Welt durch die Wand zu rauschen, und alles um sie herum erstrahlte in blendender Klarheit.
    Kanan erschöpft und verletzt hinter ihr. Seth blutend auf dem Asphalt. Die Menschen im Terminal. Die Leute in den vollbesetzten Linienmaschinen. Zehn, zwölf große Flugzeuge, dazu ganze Scharen von Feuerwehrleuten, Polizisten, Sanitätern. Und der Lastwagenfahrer, der vom Trittbrett sprang, um herüberzueilen und seine Hilfe anzubieten: der Fahrer des schimmernden Tanklastwagens voller Kerosin. Tragflächen voller Treibstoff. Eine Feuerflotte, die nur auf den zündenen Funken wartete.
    »O mein Gott, Gabe … ich kann … Scheiße. Wir brauchen Bombenspezialisten.«
    »Keine Zeit. Die Probe ist aggressiv, sie frisst sich durch das Plastik, und wenn sie mit genügend Sauerstoff in Berührung kommt, explodiert sie. Das Areal muss geräumt werden.«
    Hektisch schaute sie sich um. »Das geht nicht.«
    »Kanans Army-Kumpel war dabei, als Kanan das Ding scharf gemacht hat. Nach

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