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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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die Fesseln ab.«
    »Seth, bleib unten«, rief Misty.
    Jo jagte auf der Coleman Avenue nach Süden. Sie musste irgendwohin, wo Leute waren. Sie brauchte ein Polizeirevier. Am besten einen Panzer und eine Boden-Luft-Rakete.
    »Ruf Riva an«, jaulte Vance am Boden. »Sie soll damit aufhören.«
    »Die hört nicht auf. Wir müssen hier weg. Schneid mich endlich los.«
    Im Spiegel schwenkte das Fernlicht des Pick-ups herum und richtete sich wieder auf den Tahoe.
     
    Kanan balancierte auf dem Sitz und stützte sich am Rahmen des Schiebedachs ab. Riva bog zurück auf die Straße und nahm die Verfolgung des Geländewagens auf. Das Gewehr lag fest in seinen Armen.
    Einer erledigt.
    Jetzt noch die Frau am Steuer. Von hier oben konnte er sie nicht genau erkennen, aber er war sicher, langes dunkles Haar und ein bleiches Gesicht bemerkt zu haben. Eine Frau, die ohne Rücksicht auf Verluste auf sie zugerast war, entschlossen, sie zu töten. Daran konnte kein Zweifel bestehen.
    Der Wind schrammte ihm übers Gesicht. Angestrengt
spähte er dem Tahoe nach. Die Scheinwerfer des Pick-ups spiegelten sich in der getönten Scheibe der Hecktür. Plötzlich nahm er eine Bewegung wahr. Ein Mensch?
    »Riva«, brüllte er, »bist du sicher, dass es nur zwei sind?«
    »Ian, du musst schießen.«
    Er beugte sich nach unten. »Ist da jemand hinten im Wagen?«
    »Nein.«
    »Bist du sicher …«
    »Misty und Seth sind tot. Schieß. « Das letzte Wort kreischte sie praktisch.
    Er richtete sich auf und hob die Waffe, um durch Nacht und Wind zu zielen.
     
    Jo überfuhr eine rote Ampel. Unter den Straßenlampen fegten Bäume und Bürogebäude vorbei.
    »Ruf Riva an und sag ihr, sie soll aufhören«, brüllte Vance. »Du musst verhandeln.« Er wollte es offenbar noch immer nicht wahrhaben.
    »Mit gefesselten Händen komm ich nicht ans Telefon.«
    »Wieso trifft sie so genau?«
    »Sie hat einen Scharfschützen. Bind mich los.«
    »Seth, halt den Kopf unten.« Mistys Stimme klang verängstigt.
    Nun meldete sich auch Seth. »Wer schießt denn auf uns? Ist Murdock … ist er … wo ist Dad?«
    Jo legte alle Vernunft in ihren Ton, die sie aufbieten konnte. »Vance, hilf mir, sonst müssen wir alle sterben.«
    Wieder knallte das harte Murmelgeräusch durch den Tahoe.

    Vance kreischte. »Das ist Kanan, oder? Er hat ein Gewehr und … Riva hat uns vor ihm gewarnt … o Gott.«
    »Ian? Bist du verrückt?«, rief Misty.
    Inwiefern verrückt und welche Art?
    Vorn am Himmel näherte sich eine Linienmaschine mit gleißenden Scheinwerfern dem Flughafengelände. Dahinter warteten schon weitere Jets auf die Landeerlaubnis.
    »Warum schießt Dad auf uns?«, fragte Seth mit bebender Stimme.
    Jo kannte den Grund. »Er weiß nicht, dass ihr hier im Auto seid.«
    »Er schießt wirklich auf uns?«
    »Er weiß, dass ihr entführt worden seid, und will euch retten.«
    Mit offenem Mund gaffte Misty Jo an.
    Seth sah es positiv. »Ich wusste, dass Dad uns rausholt.«
    Kanan hätte seiner Familie nie wissentlich Schaden zugefügt. Wenn sich Jo in einem Punkt sicher war, dann in diesem. Er war bereit, für seine Frau und seinen Sohn sein Leben aufs Spiel zu setzen. Er wollte Jo töten, um sie zu schützen.
    Und er würde die Kidnapper nie mit Kugeln durchsieben, solange sie ihm nicht den Aufenthaltsort seiner Familie verraten hatten. Allerdings würde er sie vielleicht töten, wenn er seine Familie für gerettet hielt.
    Gegen Kanan hatte sie keine Chance. Einem Pick-up konnte sie vielleicht entkommen, aber nicht einem Hochleistungsgewehr. Durch die Bäume und Industriebauten erspähte sie die Start- und Landebahnen und die hellen Lichter der kommerziellen Terminals. Am Flughafen gab
es bewaffnete Polizisten und vielleicht einige geistesgegenwärtige junge Männer von der National Guard. Dort musste sie hin.
    »Misty, was hat Ian bei der Army gemacht?«
    Jo spähte in den Spiegel. Misty hatte sich ganz klein gemacht und passte auf, dass Seth unterhalb des Heckfensters blieb.
    Ihr Blick war unnachgiebig. »Er war Scharfschütze bei den Aufklärern.«
    Er würde die Entführer definitiv töten, wenn er seine Familie für gerettet hielt.
    Plötzlich überschlug sich Mistys Stimme. »Seth, bleib unten.«
    Mit breiigem Splittern bohrte sich eine Kugel durch das Heckfenster.

KAPITEL 38
    Das Geräusch spritzte durch den Tahoe. Die Armatur um die Stereoanlage platzte, und Jos rechter Arm wurde von Plastikscherben getroffen. Sie zuckte heftig zusammen, konnte aber die Hand nicht vom

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