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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Kanans Schätzung waren es maximal siebzig Minuten, bis es hochgeht.«
    »Wie lang ist das her?«
    »Fast zwei Stunden.«
    Sie spürte einen unerträglichen Juckreiz am ganzen Körper und fühlte sich, als wäre sie am Boden festgewachsen. »Lässt sich die Wirkung eindämmen?«

    »Ich kann nicht vorhersagen, wie stark die Explosion sein wird. Am besten, man steckt die Probe in einen Stahlbehälter. Jo! Es. Geht. Gleich. Hoch.«
    »Bleib dran.«
    Sie stopfte das Telefon in die Tasche und rannte zum nächsten Streifenwagen. Wenn die Slick-Probe explodierte und dabei auch den Tanklastwagen und die Linienmaschinen mitriss, bedeutete das, dass alle Menschen auf dem Flugfeld starben und dass die blutenden, von Splittern durchbohrten und mit Slick verseuchten Fluggäste in den Jets eingeschlossen wurden.
    Sie steuerte auf einen Officer zu. »Ich bin Kontaktfrau des SFPD. Ich hab die Air National Guard am Telefon. In dem Pick-up ist eine Bombe, die gleich explodieren wird.«
    Er musterte sie eindringlich. Sein Blick wurde hart. »Sind Sie ganz sicher?«
    »Ja.«
    Er wandte sich um und fing an, Menschen wegzuscheuchen. »Räumen Sie das Gebiet.« Er rief einen Captain von der Feuerwehr an. »Holen Sie die Leute aus den Flugzeugen.«
    »Was ist los?«
    Jo wandte sich um. Kanan hatte nach ihr gerufen.
    »Ian, Ihr Rucksack ist in dem Pick-up. Das Slick frisst sich durch den Computerakku, und wenn es mit Sauerstoff in Kontakt kommt, explodiert es.«
    »Wann?«
    »Jeden Moment. Die von Ihnen geschätzte Zeit ist schon vorbei.«
    »Von mir geschätzt? Warum sollte ich denn …« Er fuhr
herum und starrte voller Entsetzen auf die Linienmaschinen und die Rettungsfahrzeuge. »Wir müssen es wegschaffen.«
    »Wie?«
    Mühsam rappelte er sich hoch. »Wegfahren. Und zusehen, dass es in einem umschlossenen Raum bleibt.«
    »So was wie ein Geländewagen?« Sie deutete auf den Tahoe.
    »Ja.« Er machte einen Schritt und klopfte sich auf die Taschen. »Schlüssel.«
    »Steckt.«
    Die Rettungskräfte hoben Seth auf eine Trage und transportierten ihn im Laufschritt zu einem Krankenwagen. Misty hatte sich nicht vom Fleck bewegt.
    Kanan griff in die Tasche und zog einen Ring heraus. Verblüfft musterte er ihn.
    Aus dem demolierten Pick-up drang ein lauter Schlag und ein undamenhaftes Grunzen. Calder hatte es endlich geschafft, sich aus dem Gurt zu befreien. Über und über mit Löschschaum bedeckt, schlitterte sie aus dem Wagen.
    Sie hatte den Rucksack in den Händen. Kanan humpelte zu ihr.
    »Nein«, rief Misty. »Ian, nicht.«
    Kanan blickte auf das Gewehr, das er auf den Boden geworfen hatte, dann zu Seth und zu seiner Frau. »Wie wurde er getroffen?«
    Jo und Misty schwiegen. Er las in ihren Gesichtern und begriff. »Bin gleich wieder da.«
    »Ian, nein.« Misty lief ihm hinterher. »Tu das nicht. Du hast es versprochen. Du hast gesagt, du lässt uns nie mehr
aus den Augen. Stopp - ein zweiter Kontakt wird dich töten, Ian!«
    Ein Cop stürmte auf sie zu und winkte sie von dem Pick-up weg. »Schnell weg hier. Kommen Sie.«
    Kanan warf einen Blick auf die Uhr. Er sah Jo an. »Ich hab noch genug Zeit. Ich kann es schaffen.«
    Calder sank auf die Knie und zog den Computerakku aus dem Rucksack. Sie blickte über das Rollfeld zu dem wartenden Chira-Sayf-Jet, als hätte sie vor, hinüberzukriechen. Selbst durch den Löschschaum war zu erkennen, dass es in dem Behälter brodelte.
    Misty wehrte sich mit aller Kraft gegen den Griff des Polizisten. »Ian, lass uns nicht allein. Das darfst du nicht. Wir brauchen dich. Um Himmels willen, tu’s nicht, sonst wirst du mit einer zweiten Dosis kontaminiert und stirbst. Das kannst du uns nicht antun.«
    Kanans Gesicht zerbröckelte. Seine Entschlossenheit war wie weggeblasen.
    Er wandte sich an Jo. »Ich kann nicht.«
    Würgende Angst stieg in ihr hoch. An Bord der 757 drängten sich Menschen verzweifelt in den Gängen. Im Terminal war heilloses Durcheinander ausgebrochen. Schrille Sirenen und hektische Rufe begleiteten die Rettungskräfte, die Seth in den Krankenwagen luden.
    Misty fuhr den Polizisten an, der sie wegschieben wollte. »Hören Sie auf. Nehmen Sie die Hände weg.«
    Kanan beobachtete sie. Schließlich stieß er mit einem Stöhnen die Luft aus. »Ich muss vergessen.«
    »Was?« Jo fuhr zusammen.
    »Ich kann es schaffen, wenn ich das alles vergesse.« Er
hinkte auf sie zu. »Wenn ich vergesse, dass ich meine Familie wiederhabe. Und was mit mir passiert, wenn ich noch einmal mit Slick in

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