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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Sie seufzte. »Nein, es macht mir nichts aus. Hängt natürlich davon ab, was du vorhast.«
    »Ich will rausfinden, für wen er gearbeitet hat, bevor er als Sicherheitsberater bei Chira-Sayf angeheuert hat. Ich kann ein paar Bekannte fragen. Vielleicht war er schon mal bei einem Sicherheitsdienst mit Verbindungen zum Militär.«
    »Okay.« Es war ihr unangenehm, sein Hilfsangebot zu akzeptieren. Schließlich war sie kein Burgfräulein in Not. »Gabe, das ist sehr großzügig von dir, aber übervorsichtig. Ich hab keine Angst vor Kanan.«
    Auch jetzt blieb sein Ausdruck unverändert. Sie bemerkte nur ein leises Flackern in seinem Blick, ehe er zu ihr trat und ihr die Hand auf die Hüfte legte.
    »Wär aber vielleicht besser.« Er küsste sie. »Ich ruf dich an.«

KAPITEL 9
    Wieder hatte Seth die Zeit völlig aus den Augen verloren. Er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Er versuchte, an die Schule zu denken, an Algebra, aber es gelang ihm nicht. Zumindest wusste er, dass schon wieder ein Tag war, an dem er keine Hausaufgaben abgeliefert hatte. Seine Band fiel ihm ein, doch dann hörte er wieder das Krachen und das Sproing seiner Gitarre, als er vom Rad stürzte und auf ihr landete. Die Angst fraß alles auf.
    Er beäugte seinen Teller. Er war angeschlagen. Ein lauwarmer Hotdog lag darauf.
    Irgendwo da draußen waren die Männer. Er wurde bewacht. Das ganze Haus wurde bewacht. Und wenn er einen Fluchtversuch unternahm … Er konnte die Wurst riechen. Sein Magen knurrte. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Hastig griff er danach und schlang sie in drei Bissen hinunter.
    Whiskey winselte noch immer ab und zu. Erinnerten sich Hunde an traumatische Erlebnisse? Er spürte einen haarigen Knoten im Hals. Hör auf. Hauptsache, Whiskey lebte noch. Sie hatten ihn nicht umgebracht.

    Nach wie vor war es ihm ein Rätsel, was die Kerle von ihm wollten. Außer dass es irgendwas mit Dad und seiner Arbeit zu tun haben musste.
    Natürlich wusste er mehr, als seine Eltern ahnten. Zum Beispiel war ihm aufgefallen, dass sie über bestimmte Dinge in seiner Gegenwart nicht redeten.
    Was ist dein Beruf, Dad?
    Normalerweise kam auf diese Frage nur ein Achselzucken oder eine Ausflucht. Einmal hatte er wenigstens eine halbe Antwort gekriegt: »Ich passe auf Leute auf, damit sie nicht in Schwierigkeiten geraten.«
    Nachdem Dad das gesagt hatte, hatte ihm Mom einen beunruhigten Blick zugeworfen. Seth hatte das deutliche Gefühl, dass sein Vater gerade eine geheime Übereinkunft verletzt hatte, die darin bestand, ihm nichts über seine Arbeit zu erzählen.
    Als ob Dad ein Verbrecher wäre. Und Seth noch ein Baby.
    »Dein Vater arbeitet jetzt zu Hause«, hatte Mom erklärt.
    Die meiste Zeit zumindest. Dad war nicht mehr ständig in Übersee, aber er unternahm noch Geschäftsreisen. Wenn er seinen Pass in die Jackentasche steckte, war es wieder so weit.
    Ich passe auf Leute auf, damit sie nicht in Schwierigkeiten geraten. Aber jetzt war Seth in Schwierigkeiten, und zwar wegen Dad. Wo war sein Vater? Wusste er von dieser Sache? Sechs Tage waren es jetzt schon. Seth hatte zwar sein Zeitgefühl verloren, aber so viel war klar. Sechs Schüsseln Rice Krispies. Sechs Hot Pockets. Und jetzt auch sechs Hotdogs. Später würde er eine Flasche Gatorade trinken. Bei Einbruch
der Dunkelheit wurde das Haus verriegelt, und dann würde ihn wieder die Angst heimsuchen, weil da draußen die Männer waren.
    Er hatte ihnen zugehört, nachdem sie ihn im Park geschnappt hatten. Sie hatten sich unterhalten und was von hohem Einsatz gelabert. »Aber dafür wartet auch ein fetter Hauptgewinn auf uns. Das große Los.«
    Wie lang dauerte das Ganze noch? Warum war Dad nicht schon längst da?
    Er würde garantiert kommen, das wusste Seth. Er wusste es so sicher, wie er den Weg nach Hause durch den Park kannte. Wie er alle Platten der Foo Fighters und das Gitarrenriff aus »The Pretender« kannte. Dad würde ihn hier rausholen. Die Männer drohten ihm und erzählten ihm, dass er Dad nie wiedersehen würde, aber er glaubte ihnen kein Wort. Auch wenn er selbst große Angst vor Dad hatte, weil er nicht wie andere Väter war. Dad verlegte keine elektrischen Leitungen in Wohnhäusern, und er setzte auch keine Spangen an Zähne. Er passte auf Leute auf, damit sie nicht in Schwierigkeiten gerieten.
    Seth steckte in Schwierigkeiten, und Dad würde ihm helfen. Darauf konnte sich Seth verlassen. Seinem Vater konnte er alles erzählen, auch wenn es noch so schwer war - selbst das

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