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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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er.
    Sie fühlte sich wie beim Anstieg in einer Achterbahn, das Herz galoppierte vor der Schussfahrt, die Arme kribbelten, das Gehirn trippelte auf Zehenspitzen und würde sicher gleich stolpern. O Mann. Mir wird auf einmal so heiß. Andere Gedanken, die heranbrandeten, fegte sie schnell beiseite. Nichts Festes. Chemische Reaktion. Vorsicht, Doc.
    Lange war sie Gabe Quintana ausgewichen, ehe sie den Sprung wagte. Sie betrachtete das Ganze, als würde sie es zum ersten Mal mit einer Felswand aufnehmen. Locker bleiben und einfach atmen. Also los.

    Er gab sie frei und griff nach einem Kaffee. In seinen Mundwinkeln steckte ein Lächeln. »Bist du morgen Abend zum Essen frei?«
    »Da gibt es hoffentlich mehr als Donuts.«
    »Um acht? Dann reserviere ich einen Tisch im North Beach Restaurant.«
    Das North Beach Restaurant bot feinste italienische Küche, von der sich selbst die Leute in Umbrien noch eine Scheibe abschneiden konnten. Und es war nicht billig.
    »Ein besonderer Anlass?«, fragte sie.
    »Brauche ich einen, Chica?«
    »Nein.« Sie war sich sicher, dass irgendwas im Busch war. Schon seit einer Weile. Aber Gabe ließ sich nicht in die Karten schauen.
    Gabe studierte im dritten Jahr Theologie an der University of San Francisco. Noch ein Rätsel, das sie bisher nicht gelöst hatte: Wieso hatte sich ein ehemaliger Air-Force-Soldat und alleinerziehender Vater auf das Studium katholischer Moraltheologie verlegt?
    »Kommt Sophie mit?«
    »Sie ist zum Geburtstag ihrer Cousine eingeladen und wird dort auch übernachten.« Lächelnd schlürfte er seinen Kaffee.
    Sie erwiderte das Lächeln. Wieder wurde ihr ganz warm. »Bist du unterwegs nach Moffett Field?«
    »Ja.«
    Er blickte durch die französischen Verandatüren auf das Gemisch aus Gewitterwolken und Sonnenschein. Bei einem Gewitter stieg die Wahrscheinlichkeit, dass er im Lauf des Tages Besatzungsmitglieder gekenterter Schiffe oder Fahrer
retten musste, deren Wagen von einer regennassen Straße in eine Bergschlucht gestürzt war. Gabe war Rettungsspringer beim 129th Rescue Wing der Air National Guard von Kalifornien. Als Tech Sergeant mit Sanitätsaufgaben hatte er jahrelang bei der Air Force gedient und arbeitete jetzt als Reservist bei der Staffel in Moffett Field. Seine Einheit war darauf spezialisiert, Menschen zu jeder Tagesund Nachtzeit aus gefährlichen Situationen zu befreien, ob zu Lande, zu Wasser oder unter Wasser.
    »Musst du gleich los?«
    »Außer du hast eine bessere Idee.« Seine Mundwinkel zuckten nach oben. »Wenn es heute ruhig bleibt, gehen wir in den Kampfraum. Vorher könnte ich dir ja noch ein paar Tricks zeigen.«
    »Ich bin Kletterin, keine Kämpferin. Ich kann dir ein paar Griffe zeigen.«
    Sie packte ihn am Hemd und zog ihn an sich. Als sie den Mund auf seinen drückte, hob er sie hoch und setzte sie auf die Küchentheke. Sie schlang die Beine um seine Hüften. In ihr dröhnte es wie eine Kirchenglocke.
    Sein Atem beschleunigte sich. »Verdammt, sind deine Griffe irgendwie lebensgefährlich? Wenn du nämlich diese Bank ausraubst, dann möchte ich die Beute auch genießen können. Und …« Sein Blick fiel durch die Verandatür, und er runzelte die Stirn. »Ist das …?«
    Jo schaute hinaus in den Garten. »Mist.«
    Ihr Nachbar spähte über den Zaun.
    Sie löste sich von Gabe und hüpfte von der Theke. »Also wirklich.«
    Ferd Bismuth hatte sich so viel Brylcreem aufs Haar geklatscht,
dass er aussah wie ein fetttriefender Hamster. Seine Augen leuchteten hoffnungsfroh. Er winkte.
    Sie trat zur Verandatür, um den Rollladen zu schließen. Doch kaum hatte sie den Arm in Richtung Glasscheibe gestreckt, hielt Ferd nickend einen Finger hoch, als hätte sie ihn herangewinkt. Sofort setzte er sich in Bewegung.
    »Nein«, ächzte sie.
    Mit hüpfendem Hamsterkopf, der über dem Zaun nur zur Hälfte sichtbar war, spähte Ferd zu ihr herüber. Er stolperte und verschwand aus dem Blickfeld. Rappelte sich wieder hoch und hastete weiter. Jetzt hatte er Stechpalmenblätter im Haar.
    »Soll ich mich hinter die Tür stellen und wie ein tollwütiger Pudel knurren, wenn er klopft?«, fragte Gabe.
    »Danke, ich komm schon klar.«
    »Dann verschwinde ich lieber.« Er schnappte sich seinen Kaffee, zog seine Schlüssel aus der Tasche und steuerte auf die Vordertür zu.
    »Feigling.«
    Er drehte sich um. Sein Haar war schwarz wie Kohle. Er war mager wie ein Jaguar und bewegte sich auch mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze. Seine Anmut war ungezwungen und

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