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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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er keine zwei Minuten für sich gehabt. Mit klatschenden Flipflops schlenderte er zur Garage, hievte einen Kasten Stella Artois vom Stapel und schleppte ihn zurück zur Terrasse. Sein Pferdeschwanz wippte im Wind. Die Wolken hatten sich verzogen, und der Abend war kühl und sternenklar.
    Er presste sich die Fäuste ins Kreuz. Wieder einmal fragte er sich, wie es kam, dass er den Laufburschen für einen sechsundzwanzigjährigen Wunderknaben spielte, einen Computerspieledesigner, der sich für einen Rockstar des 21. Jahrhunderts hielt.
    Ron steckte Bierflaschen zwischen das Eis in dem Riesenkübel. Die letzten eineinhalb Tage lagen wie ein trüber Brei hinter ihm. Jetlag war was Gemeines, vor allem in seinem
Alter. Das hieß aber nicht, dass er nichts mehr draufhatte. Zwanzig Jahre lang hatte er als Tourmanager für Rockgruppen gearbeitet und war einmal sogar mit Grateful Dead unterwegs gewesen, bevor er bei Jareds neuer Silicon-Valley-Firma als Mädchen für alles anfing. Kauf dem Chef zwanzig schwarze T-Shirts, die richtige Markenjeans, die bis in die Knie hängt, und Crocs in der Farbe, die bei den CEOs in Sunnyvale gerade beliebt ist.
    Aber diesen ganzen Quatsch nahm er in Kauf. Er war nicht zu stolz für schwere Arbeit, wie er den Leuten gern erzählte.
    Sein Blick schweifte über die Zypressen am Hang bis zur Bucht. Das Wasser schimmerte graublau im Sonnenuntergang. Die Sausalito-Fähre tuckerte zum Hafen. Von der Zehnmillionendollargegend hier oben konnte man sogar die abhebenden Maschinen am Flughafen erkennen. Aus der Ferne erinnerten sie an silberne Ameisen, die über den Himmel krochen.
     
    Was wollte er gleich wieder?
    Er schaute auf seine Hände. Sie hielten zwei warme Flaschen Bier.
    Eiskübel. Die Party. Genau. Er stopfte die Flaschen in den Eimer.
    Aus dem Haus drangen Stimmen. Die ersten Leute waren schon da. Junge Technikfreaks - auf der Gästeliste standen fast ausschließlich Spieledesigner, gealterte Teenager, die das große Los gezogen hatten, weil sie mit Videospielen dicke Kohle einstrichen. Dazu mehrere Kapitalgeber, von denen sie das nötige Kleingeld bekamen. Und ein paar Leute
aus der Sparte Computeranimation. Vielleicht ein, zwei Experten für Filmspezialeffekte.
    Jared blickte durch die Verandatür. »Ron, die Fackeln. Und räum den Haufen Werkzeuge beim Poolschuppen weg. Sonst stolpert noch jemand drüber, und ich erwarte heute auch Anwälte.«
    »Klar, Chef.«
    »Und nenn mich nicht Chef.«
    »Klar.« Trottel .
    Warum machte es Jared etwas aus, wenn man Chef zu ihm sagte? Ron hatte selbst Jerry Garcia mit Chef angeredet. Mann, die Dead fehlten ihm.
    Er zog den iPod aus der Tasche, steckte sich die Ohrstöpsel rein und scrollte durch die Playlist. Als »Attics of my Life« durch seinen Kopf donnerte, lächelte er.
    Mit dem Feuerzeug machte er sich daran, die Fackeln um den Pool anzuzünden. Ein eisiger Wind blies, aber der Chef bestand auf Atmosphäre. Sein Blick wanderte herum und blieb an einem Flieger hängen, der gerade abhob.
    Dieser Kerl in dem Flug aus London, der war richtig ausgeflippt. Als der Mann direkt zum Notausgang sprintete, hatte Gingrich einen Moment lang geglaubt, dass in der Maschine ein Feuer ausgebrochen war. Aber die Flammen brannten nur im Kopf dieses Typs. Gingrich hatte ihn beobachtet und gedacht: Hey, was ist jetzt los? Dann hatte er Jared angeschaut, und ihnen war klar, wenn sie nichts unternahmen, tat es niemand. Wie auf Kommando waren sie aufgesprungen und hatten den Spinner vom Notausgang weggezerrt.
    Er rieb sich über den Riss am Arm, wo ihn bei dem Gerangel die Gürtelschnalle des Mannes gekratzt hatte.

    »Ron?« Jared klang verblüfft.
    Gingrich drehte sich um.
    Die Sonne war verschwunden, auf der Terrasse flackerten die Fackeln. Die Party war in vollem Gang.
    »Wo warst du denn?«
    »Ich wollte das Werkzeug wegräumen, wie du gesagt hast.«
    Jared schaute ihn schief an. »Und schließ den Schuppen ab. Die Elektriker sind noch nicht fertig mit der Poolbeleuchtung. Eine Leitung geht direkt zum Wasser. Der Strom muss auf jeden Fall abgestellt bleiben. Ich will nicht, dass jemand aus Versehen den Schalter anmacht.«
    »Klar.«
    Noch immer lag dieser seltsame Ausdruck in Jareds Augen. »Alles in Ordnung, Ron?«
    »Müde. Der London-Trip hat mich fertiggemacht.«
    Jared nickte und ging nach kurzem Zögern wieder zu seinen Gästen.
    Aber Gingrich war nicht müde. Er war total am Ende. Seine Beine waren steif, als hätte er stundenlang hier neben dem Haus

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