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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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doch Augenzeugen berichten, dass Feuerwehr und Rettungskräfte
zum Haus von Jared Ely gerufen wurden, dem Vorstandsvorsitzenden der Computerspielefirma Elyctricia. Möglicherweise gehört Ely sogar zu den drei Menschen, die bei diesem bizarren Unfall ihr Leben verloren haben.«
    Jo hatte die Hand schon auf dem Türgriff, hielt jedoch inne.
    »Die Ermittlungsbeamten wollten keine Angaben dazu machen, wie es dazu kam, dass der Swimmingpool unter Strom stand, aber es wird spekuliert, dass eine unsachgemäß durchgeführte Reparatur die Ursache sein könnte.«
    Jo wühlte nach dem Telefon in ihrer Tasche. Als sie es fand, klingelte es bereits.
     
    Lieutenant Amy Tang wendete mit dem Handy am Ohr und spähte auf die Terrasse vor Jared Elys Anwesen. Es lag an einem Hang in der Nähe des Presidio und bot einen spektakulären Blick auf die Bucht. Das Haus war fantastisch, und der kleine Swimmingpool, in dem inzwischen keine Leichen mehr trieben, hatte wahrscheinlich hundert Riesen extra gekostet.
    »Jo«, sagte sie. »Du weißt doch, dass ich an dem Fall mit dem Mann ohne Gedächtnis nicht offiziell dran war. Das hat sich gerade geändert.«
     
    Jo trat hinaus, damit Sophie nichts mitkriegte. »Jared Ely ist tot?«
    »Er und zwei seiner Gäste. Irgendwie ist aus einer Cocktailparty ein Grillfest geworden.«
    »Was ist passiert?«
    »Nach dem, was ich mir aus den wirren Angaben zusammengereimt
habe, hat ein Angestellter den falschen Schalter umgelegt. Plötzlich war Strom auf einem Kabel, und das hat den Pool in eine Fritteuse verwandelt. Ich nehme an, der Name Ron Gingrich sagt dir was.«
    Jo merkte, wie sich ihr Blickfeld verengte. Ihre Finger waren auf einmal eiskalt. »Ist das ein Gefälligkeitsanruf?«
    »Nein. Du musst mit Gingrich reden und rausfinden, warum er sich anscheinend an nichts erinnert.«
     
    Sonnenlicht blinkte auf Windschutzscheiben, als der anonyme Verkehr an Ian Kanan vorbeirauschte. Er lief über den Fahrradweg den Hügel hinauf. Unter ihm krachte die Brandung auf den Sand am China Beach. Er hatte einen Zettel in der Hand.
    Auto , stand darauf.
    Die Ostseite der Straße wurde von hoch aufragenden Monterey-Kiefern und Eukalyptusbäumen gesäumt. Diese Ecke von San Francisco war ein Urwald aus grünen Schatten und feuchter Kälte. Das Presidio hatte einmal der US Army gehört und war als Stationierungsort sehr begehrt gewesen. Jetzt war der stillgelegte Stützpunkt Teil der Golden Gate National Recreation Area. Ein wunderschönes Erholungsgebiet und fast geisterhaft leer. Wenn man die Straße hinter sich ließ und ein Stück lief, verebbte der Verkehrslärm, und die Luft füllte sich mit dem Geruch von Kiefernnadeln, hohem Gras und Erde.
    Das Presidio war eine knapp sechshundert Hektar große Wildnis am Rand einer riesigen Stadt. Und es war übersät mit verlassenen Häusern wie der verfallenen Baracke, in der er übernachtet hatte.

    Er wusste, dass er dort geschlafen hatte, weil er die Baracke mit seinem Telefon fotografiert hatte. Aber er konnte sich nicht daran erinnern. Jetzt war er unterwegs zu einem Viertel mit millionenteuren Häusern, die hoch oben auf einem Berg thronten. Er war auf der Jagd. Die Regeln waren einfach. Ein Auto besorgen. Waffen besorgen. Alec finden. Dann die anderen.
    Am linken Arm, knapp unter dem hochgerollten Ärmel, war ein Teil einer Nachricht sichtbar. Die mit schwarzem Filzstift geschriebenen Worte schienen ihn anzuschreien:
    Sie sterben.
    Es war bitterkalt. Der Wind zerstreute den Nebel, aber die Morgensonne schaffte es nicht, ihn zu wärmen. Angst und Sorge nagten an ihm. Unwiderruflich.
    Er war müde und brauchte dringend eine Dusche. Er strich sich mit der Hand übers Gesicht. Und eine Rasur. Ihm war zumute, als wäre er mit einem Messer aufgeschlitzt worden. Als hätte er eine Woche lang in der hintersten Reihe eines Jumbos verbracht. Er fühlte sich verwirrt. Aber vor allem fühlte er sich leer.
    Er wollte zu seiner Familie, aber das ging nicht, solange er diese Sache nicht erledigt hatte. Er konnte nicht zu Misty und Seth, weil das Haus bewacht wurde. Im Grunde wollte er sein Leben wiederhaben, doch das konnte er sich völlig abschminken. Zu viel war passiert.
    Alles war ihm gestohlen worden, auch seine letzten Erinnerungen. Afrika hatte er nicht vergessen. Den Fluss, die Flasche. Und wenn er die verschorften Schrammen an seinem Unterarm betrachtete, fiel ihm die nackte Panik in Chuck Lesniaks Gesicht ein.

    Danach erinnerte er sich an nichts mehr.
    Aber es war

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