Die Strafe - The Memory Collector
meine Jacht.« Der Mann klang verschreckt.
»Falsche Antwort. Was willst du?«
Der Mann machte sich nicht mehr die Mühe, ihm etwas vorzuspielen. Er biss die Zähne zusammen, seine Stimme wurde rau. »Du sitzt in der Scheiße. Du hast nicht geliefert, und die Zeit ist fast abgelaufen.«
Kanan rutschte mit dem Knie in den Nacken des Kerls und setzte sein ganzes Gewicht ein. »Wo sind sie?«
Das Gesicht des Kerls lief rot an. »Erst das Zeug.«
»Willst du hier lebend rausspazieren? Dann raus mit der Sprache.«
»Das Zeug. Sonst kannst du mich mal.« Der Mann schob die Hand zur Kehle hoch. »Luft … runter.«
Kanan holte aus wie ein Schlagmann beim Baseball und knallte dem Mann die Pistole gegen die Stirn. Die Haut platzte auf, und der Blick des Kerls verschwamm. Dick sickerte das Blut aus der Wunde. Sein Kopf sackte auf den Boden.
Hastig durchwühlte Kanan die Taschen des Mannes. Er fand einen Führerschein und ein Handy. Der Typ hieß Ken Meiring. Er scrollte durch das Register des Telefons.
Murdock.
Vance.
Eine Nummer, die mit 650 begann.
Kanan hielt inne. Diese Zahlenkombination kannte er. Was zum Teufel …?
Er scrollte weiter. Die Nummer kam wieder, immer wieder.
»O Gott«, entfuhr es ihm. Seit Tagen fragte er sich, wer hinter dem Ganzen steckte. Aber doch nicht … »Das kann nicht sein.«
Stöhnend bewegte sich Meiring unter ihm. Speichel lief ihm aus dem Mund. Kanan drückte Meiring das Knie mit aller Kraft in den Nacken. Gleichzeitig bediente er die Kamerafunktion des Handys. Ein gespeichertes Foto erschien auf dem Display.
Es war ein Schnappschuss von Seth.
Kanan klappte die Kinnlade herunter. Seth mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Schule.
Der feste Fels in seiner Brust schien in Flammen aufzugehen. »Ihr habt meinen Sohn überwacht? Und ihm dann aufgelauert?«
Stöhnend und mit gebleckten Zähnen bäumte sich Meiring auf, um sich zu befreien. »Wir können noch immer beide als Gewinner heimgehen. Mach keinen Mist.«
Seth. Sein Junge. Kanan konnte kaum noch sehen. Seine Stimme brach wie eine poröse Porzellanschüssel. »Sag mir, wo sie sind. Sonst bring ich dich um.«
Meiring trat um sich und griff nach Kanans Arm. »Wenn du mich umbringst, bist du im Arsch.«
Kanan presste Meiring den Lauf an die Schläfe. »Vergiss das mit dem Gewinner. Wenn du überhaupt noch mal heimgehen willst, dann redest du jetzt.«
Meirings Blick zuckte zur Pistole. Sie war entsichert, und Kanan hatte den Finger am Abzug.
»Nein … okay, Mann. Ich … sie sind unten auf der Halbinsel.«
»Wo?«
»Ich führ dich hin.«
»Wo?«
»Nein.«
Es war wie das laute Schrillen einer Alarmsirene, als Kanan zwei und zwei zusammenzählte. Die vertraute Nummer in Meirings Handy. Unten auf der Halbinsel. Verdammt.
»In Mountain View, ein kurzes Stück von der San Antonio Road«, sagte er tonlos.
Meiring riss die Augen auf.
Scheiße. Das war die Adresse. Ein altes Ranchhaus, das angeblich vermietet war - aber diese Leute benutzten es als Versteck. Hier liefen sämtliche Fäden zusammen.
Ein zehrendes Verlangen erfüllte ihn. Er musste dorthin.
Und er musste es aufschreiben, bevor er alles wieder vergaß.
»San Antonio Road in Mountain View. San Antonio Road …«
Er schaute sich nach etwas zum Schreiben um. Streckte sich, um eine Schublade zu erreichen. Unter ihm brüllte Meiring auf. Bockend wie ein Stier warf er ihn ab. Kanan stürzte gegen die Bank. Meiring wälzte sich herum und schlug um sich wie ein Irrer. Kanan rang ihn erneut nieder, diesmal in Rückenlage, schlang ihm die Schenkel um den Hals und hielt ihn in dieser brutalen Catcherstellung fest.
»San Antonio Road in Mountain View.«
Er riss eine Schublade heraus, und ihr ganzer Inhalt verstreute sich über den Boden. Mit der linken Hand schnappte er nach einem Filzstift. Knurrend rackerte Meiring sich ab, um mit den Füßen Halt zu finden. Kanan drückte die Beine zusammen und zerrte mit den Zähnen die Kappe des Stifts herunter. Meiring ächzte, stemmte die Fersen auf den Boden und hievte sich ins Hohlkreuz. Seine wild fuchtelnden Fäuste trommelten gegen Kanans Beine.
Kanan setzte den Stift auf den Fiberglasboden. Schrieb San An
Mit einem halb erstickten Brüllen befreite sich Meiring aus dem Schwitzkasten. Kanan riss die Pistole hoch, aber Meiring drosch ihm den Ellbogen ins Gesicht. Wankend rappelte er sich hoch und floh die Treppe hinauf.
Merk dir die Adresse, merk dir … Verdammt, er brauchte Meiring, und zwar lebend, weil er es vergessen
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