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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Worts für Schwert. Auf Fotos waren alte Krummschwerter zu erkennen, deren Klingen ganz ähnlich schimmerten wie der Dolch, den ihr Kanan vor die Nase gehalten hatte.
    Nachdenklich starrte sie auf den Bildschirm. Draußen auf dem Rasen flatterten Flügel, und sie hörte ein scharfes Krächzen.
    Zwei Krähen hackten auf einem Gegenstand im Gras herum. Sie trat hinaus und klatschte in die Hände, um die
Vögel zu verscheuchen. Hektisch flogen sie davon und ließen ihre Beute reglos und verstümmelt zurück.
    Verdutzt betrachtete sie das Ding.
    Sie hatten ein kleines Plüschtier zerrissen. Ein schlaffer, smaragdgrüner Bär, ungefähr zwanzig Zentimeter groß. Die Augen hingen an Fäden herunter. Der Stoff war fleckig und glitschig. Jo stieß den Bären mit der Schuhspitze an. Er sah aus, als hätten ihn Aliens untersucht, und zwar mit ihren gründlichsten Instrumenten und Schmiermitteln.
    Als sie die Türglocke hörte, ließ sie den Bären liegen und trabte zum Eingang. Sie öffnete und senkte den Blick um fünfzehn Zentimeter. Amy Tang machte ein Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen.
    Sie reichte Jo ein Foto. »Von einer Überwachungskamera am Jachthafen.«
    Das Bild zeigte einen völlig durchnässten Mann, der die Tür eines Geländewagens öffnete.
    Jo spannte die Schultern. »Das ist Kanan.«
    »Danke für die Identifizierung. Jetzt kann ich einen Haftbefehl wegen Mordes beantragen.«
    Jo erschrak. »Komm rein, erzähl mir alles.«
    »Neben einem Boot namens Somebody’s Baby wurde die Leiche eines Weißen aus dem Jachthafen gefischt. Passanten haben einen Blutstreifen im Wasser bemerkt und sofort an den weißen Hai gedacht. Sie haben die Polizei geholt. Bloß dass das Opfer keine Haibisse hatte, sondern eine tiefe Stichwunde im Unterleib.«
    Jo führte Tang ins Wohnzimmer. »Und wieso glaubst du, dass Kanan was damit zu tun hat?«

    »Damit zu tun? Du meinst, dass er ihn abgestochen hat wie ein Schwein?«
    »Ja.«
    »Ein Zeuge hat einen Mann beobachtet, auf den Kanans Beschreibung passt. Hat sich in klatschnassen Straßenkleidern vom Anleger entfernt. Er ist in einen roten Navigator gestiegen und davongerast, als würden seine Haare brennen.«
    »Ein Mann, auf den Kanans Beschreibung passt?«
    Tang gab ihr ein weiteres Foto. Kanan mit nacktem Oberkörper, wie er sein nasses Hemd in den Geländewagen warf.
    »Und nein«, fügte Tang hinzu, »ich habe keinen Beweis dafür, dass Kanan den Mann erstochen hat. Aber wenn jemand nach einem Messerkampf weglaufen kann, bedeutet das normalerweise, dass er gewonnen hat.«
    Jo widmete sich dem Foto. Kanan machte einen starken, wachen Eindruck.
    Tang nahm zum ersten Mal ihre Umgebung wahr. »Nette Bude.«
    »Danke, hab ich geerbt.«
    »Glück muss man haben.«
    »Sag das meinen Schwiegereltern. Das Haus war seit hundert Jahren in Daniels Familie.«
    Tang schaute sich um und registrierte den roten ägyptischen Teppich, die japanischen Aquarelle und die Sopranos -Boxen im Bücherregal.
    »Stehst du auf die Mafia?«
    »Alle Psychiater schauen sich Die Sopranos an. Die Filme sind ein gefundenes Fressen für uns.« Jo studierte weiter die Bilder von Kanan.

    Amy wölbte eine Augenbraue. »Du glaubst also nicht, dass Kanan jemand töten würde? Willst du die Leiche sehen, um die Abmessungen der Wunde mit der Klinge zu vergleichen, mit der er dich bedroht hat?«
    »Ich muss die Leiche nicht sehen.«
    »Stimmt, für Blut und Eingeweide bist du nicht so zu haben. Du ziehst nur den Deckel von der Psyche und fängst die lockeren Schrauben auf, die rausfallen.«
    »Die hier hab ich anscheinend nicht erwischt.«
    Tang steckte die Fotos wieder ein. »Sei nicht enttäuscht. Du bist Ärztin. Du bist darauf dressiert, ihn nicht als Killer zu betrachten, sondern als Kranken.«
    Jo war durchaus nicht enttäuscht. Sie empfand eine flüssige Furcht, die über ihre Haut strömte wie Quecksilber. »Ich glaube es. Aber ich möchte wissen, was dahintersteckt. Auf diese Weise kriegen wir am ehesten raus, auf wen er es abgesehen hat, und können ihn noch rechtzeitig aus dem Verkehr ziehen.« Sie strich sich das Haar aus der Stirn. »Ist das Opfer schon identifiziert?«
    Tang zückte ihren Notizblock. »Ken Meiring.«
    »Habt ihr was über ihn?«
    »Die Verbindung zu Kanan kennen wir nicht, aber er ist vorbestraft. Betrug, Hehlerei, illegaler Waffenhandel.« Tang verzog das Gesicht. »Ein Dieb und Berufskrimineller. Und Kanans erstes Opfer. Sollen wir mal versuchen, die Puzzleteilchen

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