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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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wusste, dass ihr die Virgin-Atlantic-Uniform perfekt passte. Sie war sechsundzwanzig, trainierte regelmäßig und trug Absätze, die ihre Beine betonten. Die Uniform der Gesellschaft war bewusst altmodisch gestaltet und hatte eine Ausstrahlung von Jetset-Glamour. Und sie war sicher, dass sie sich jeden dieser Typen mit einigen gezielten Judogriffen vom Hals halten konnte. Sie flog die SFO-Heathrow-Route und liebte ihre Arbeit. Es machte Spaß, nach London unterwegs zu sein, auch wenn viele Briten jeden Langstreckenflug als zwölfstündige Party mit offener Bar betrachteten. Manchmal wünschte sie sich einen
Feuerwehrschlauch in der 747, mit dem sie besoffene und tatschfreudige Passagiere zurück in ihre Sitze spritzen konnte.
    Sie kratzte sich am Arm. Es war heiß im Zug. Sie war müde und zugleich hellwach.
     
    Der Zug stoppte, die Türen öffneten sich, und die Leute strömten hinaus. Erstaunt blickte sich Stef um. Was tat sie denn hier bei der Leihautostation? Sie war doch in die andere Richtung gefahren, von der Garage zum internationalen Terminal.
    Wie hatte sie ihre Haltestelle verpassen können?
    Nach einem Blick auf die Uhr entspannte sie sich. Sie hatte noch genügend Zeit.
    Gepäckbeladene Menschen drängten herein, dann fuhr der Zug ab. Stef betrachtete die Wolken über dem Küstengebirge. Sie waren hell wie Filmscheinwerfer.
    Wenigstens war es heute sonnig. Nicht wie gestern bei der Landung, als sie diesen Spinner an Bord hatten. Das war vielleicht unheimlich gewesen. Wieder kratzte sie sich am Arm. Sie war froh, dass die zwei Männer den Wahnsinnigen davon abgehalten hatten, den Notausgang zu öffnen. Sie war in über zehn Metern Entfernung auf ihrem Notsitz angeschnallt gewesen. Für sie wäre es praktisch unmöglich gewesen, ihn noch rechtzeitig zu erreichen.
    Wieso hatte dieser Berserker unbedingt die Tür aufreißen wollen? Brauchte er Luft? Ein bisschen frische Luft hätte sie jetzt auch gern gehabt. Im Zug war es heiß und stickig. Und hell. Alle Fahrgäste wirkten außergewöhnlich hell und scharf konturiert.
    »Miss? Alles in Ordnung?«

    Blinzelnd starrte Stef den Mann vor sich an. Forty-niners-Mütze und mindestens neunundvierzig Pfund zu viel Speck auf den Hüften. »Pardon?«
    »Alles in Ordnung mit Ihnen? Sie haben sich um sich selbst gedreht, als würde Sie jemand anschieben.«
    »Mir geht’s gut.« Was faselte der Kerl eigentlich für komisches Zeug?
    Der Zug bremste. Mist, das war schon das Terminal. Im letzten Moment hastete sie durch die sich bereits schließenden Türen.
    Als Besatzungsmitglied wurde sie durch die Absperrung gewinkt und strebte direkt auf das Gate zu. Dort drängten sich bereits Passagiere, die an Bord wollten. Sie blickte auf die Uhr.
    Der Schreck fuhr ihr in die Glieder. Noch dreißig Minuten bis zum Abflug. Verdammt, wieso war es schon so spät?
    Sie beschleunigte ihre Schritte. Ihr Handy klingelte. Ein Blick aufs Display zeigte ihr, dass es Charlotte Thorne war, eine ihrer britischen Kolleginnen.
    Stef meldete sich eilig. »Bin schon unterwegs.«
    »Das hast du schon vor einer Stunde gesagt. Wo bist du?«
    »In der Flughafenhalle. Was soll das heißen, dass ich das vor einer Stunde gesagt habe?«
    Charlotte stieß aufgebracht die Luft aus. »Bist du auch wirklich da? Oder bist du noch mit deinem Boyfriend zugange?«
    »Red kein Blech. Bin gleich am Gate.«
    Gereizt beendete sie das Gespräch. Wie kam Charlotte
dazu, zu behaupten, dass sie gelogen hatte? Seit dem letzten gemeinsamen Flug hatte sie kein Wort mehr mit ihr gewechselt. So was Albernes.
    Als sie das Tor erreichte, straffte sie die Schultern und schritt lächelnd auf das Flugzeug zu.
     
    Jo ließ die Umhängetasche auf den Küchentisch fallen, stellte die Kaffeemaschine an und öffnete die Verandatür. Es war kühl, aber nach Ron Gingrichs Gehirnbildern brauchte sie dringend frische Luft.
    Sie holte das Notizbuch heraus und prüfte ihre E-Mails. Eine Nachricht bestätigte, dass Kanan die mitgebrachten Dolche und das Schwert ordnungsgemäß beim Zoll angemeldet hatte. Sie waren bei einem Antiquitätenhändler in Jordanien gekauft und als Museumsstücke ausgewiesen, die ausgestellt werden sollten. Kanan hatte sie im Namen von Chira-Sayf, Inc. transportiert.
    Chira-Sayf. Woher kam dieser Name eigentlich?
    Chira stand nicht in ihrem Wörterbuch, aber chiral war ein Begriff aus der Chemie, der mit Molekularstrukturen und der Spiegelung von Atomen zu tun hatte. Sayf war die Transliteration des arabischen

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