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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Fenster und eine verriegelte Tür. Das Wohnhaus an der Ecke dahinter war mit einem Sicherheitstor geschützt. Ein würgendes Gefühl stieg in ihr hoch. Sie preschte um die Kurve in die Valencia Street. Spähte kurz über die Schulter. Shepard stampfte hinter ihr dahin, Krawatte und Jackett flatterten. Hinter ihm vollführte Kanan auf halber Höhe des Blocks ein halsbrecherisches Wendemanöver. Die Vorderräder blockierten, das Heck schlingerte herum, grauer Rauch stieg von den Reifen auf. Nach der Hundertachtziggraddrehung korrigierte er und schoss auf sie zu.
    »Schneller. Zur Sixteenth Street«, rief sie. »Ihr Wagen.«
    Schweiß strömte Shepard übers Gesicht und in den gesprenkelten
Bart. »Dann sind wir wieder so weit wie am Anfang.«
    Aber geschützt von einem soliden Fahrzeug und vierhundert PS. Sie rannte weiter. In dieser Straße gab es keine Deckung, nur geschlossene Wohnhäuser, Schaufenster und knospende Bäume am Randstein. Vorn an der Sixteenth Street zeigte die Ampel Grün. Hinter ihnen wurde gehupt.
    Jo schaute sich um. Der Navigator hing an der Ecke fest, aufgehalten vom Querverkehr.
    Sie setzte zu einem letzten Spurt an. Vorn an der Kreuzung sprang die Ampel für ihre Richtung auf Gelb. Die Passanten auf der Straße beeilten sich, den Gehsteig zu erreichen.
    »Das schaffen wir.«
    Sie stürmten über den Fußgängerübergang, als die Ampel gerade auf Rot schaltete. Eine Hupe brüllte ihr laut ins Ohr, und Shepard wich einem rostigen Honda Civic aus.
    Sie jagte zum Gehsteig auf der anderen Seite. Hinten schlängelte sich der Navigator durch den Verkehr und näherte sich der roten Ampel. Sie und Shepard hatten ungefähr eine halbe Minute, um sich Kanans Blicken zu entziehen.
    »Wo ist Ihr Auto?«
    Shepard schüttelte den Kopf. »Nein, wir trennen uns.«
    »Alec …«
    »Er wird mir folgen.«
    Sein Blick war leidenschaftlich, entschlossen und unerbittlich. Dann rannte er auf die Valencia Street. Blieb mitten auf dem Übergang stehen und wandte das Gesicht dem Navigator zu.

    Er breitete die Arme aus. Für sie war nicht zu erkennen, was diese Geste bedeutete: Komm und hol mich ? Oder einfach nur: Versuch’s doch. Der Motor des Navigator heulte auf. Shepard drehte ab und floh auf die andere Straßenseite.
    Wie angewurzelt verharrte Jo auf dem Gehsteig. Der Navigator röhrte auf die rote Ampel zu. Mit kaum merklichem Zögern stieg Kanan aufs Gas und beschleunigte, ohne auf die Kreuzung und den Querverkehr zu achten. Direkt auf sie zu.

KAPITEL 19
    Das Motorengeräusch des Navigator schwoll an. Seine rote Farbe glänzte im Sonnenlicht, als er heranraste. Autos auf der Kreuzung und Leute auf dem Gehsteig wichen hastig aus wie Fische auf der Flucht vor einem Hai. Sie wandte sich um und sprintete los.
    Und prallte im nächsten Moment gegen mehrere Mülltonnen am Randstein. Um sie herum schepperte es wie ein Gewitter von Steeldrums, und sie stürzte mit den Händen voran zu Boden.
    »Vorsicht«, rief eine Frau.
    Über dem glänzenden Zylinder einer Mülltonne sah Jo den Navigator auf sich zurasen.
    Höchste Zeit, dass du hier wegkommst, Beckett. Hektisch rappelte sie sich hoch und steuerte auf die Tür eines chinesischen Restaurants zu. Überall um sie herum die Rücken von Menschen auf der Flucht. In der Ferne hörte sie Sirenen. Durch das Fenster des Restaurants starrten die Gäste sie mit großen Augen an, die Stäbchen auf halbem Weg zum Mund erstarrt.
    Ein gellender Schrei entrang sich ihrer Kehle. Wenn sie
in das Restaurant floh, würde der Navigator das Fenster rammen.
    Sie schlug einen Haken nach links und jagte davon. Ihre Hände waren geballt, das Haar peitschte ihr ins Gesicht, Panik erfüllte sie bis zum Scheitel. Das Heulen des Motors hinter ihr wurde lauter. Die Straße rauschte an ihr vorbei, Bäume, Autos, Läden, nur verwaschen pulsierende Bilder.
    Sie brauchte eine Betonmauer, über die sie springen konnte. Eine Bank mit einem offenen Tresorraum. Einen Spalt im Boden. Eine Felswand, eine Feuerleiter, ein Abflussrohr zum Hochklettern. Ihre Füße hämmerten über den Gehsteig.
    Vor ihr ragte jetzt eine Parkgarage auf. Das war ihre Chance. Stahlbeton, enge Kurven und hundert Metallfahrgestelle, die sie zwischen sich und den Navigator bringen konnte. Sie hielt auf den Eingang zu.
    Weiter vorn erahnte sie eine Bewegung auf der Straße. Ein schwarzes Fahrzeug, das ihr entgegenraste. Der Navigator hing ihr schon fast zwischen den Schultern. Entschlossen bog sie in den Eingang der Parkgarage zum

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