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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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ein Stück weiter vorn die kunstvoll gestalteten Bäume vor dem Teegarten. Shepard fuhr links an den Straßenrand und parkte entgegengesetzt der Fahrtrichtung. Nachdem er den Motor abgestellt
hatte, ließ er das Fenster ein Stück hinunter, um sich nähernde Autos hören zu können. Er wirkte zugleich ängstlich und hellwach. Stille und feuchte Kälte wogten herein.
    »Alec, wir haben nicht mehr viel Zeit. Wie kommen wir an Ian ran? Gibt es Orte, die Ihr Bruder aufsuchen würde? Kennen Sie seine Freunde? Seine alten Kumpel von der Army? Können Sie Kontakt zu ihm aufnehmen?«
    »Hab ich doch schon probiert. Ich hab ihn zu Hause angerufen, hab ihm E-Mails geschickt. Ohne Erfolg. Und sein Handy ist nicht erreichbar. Wahrscheinlich hat er es auf Flugzeugmodus gestellt.«
    »Hat er irgendwelche Stammkneipen? Eine Bar? Ein Fitnessstudio, eine Kirche, einen Lagerraum, wo er Waffen aufbewahrt?«
    Shepard schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, ich weiß es wirklich nicht. Er joggt. Er zeltet und angelt. Am Wochenende bastelt er gern an seinem Geländewagen rum oder unternimmt was mit Seth und Misty.«
    Jo schlang sich die Arme um die Schultern, um warm zu bleiben. »Wie wird Slick transportiert? Welche Form hat es?«
    »Es wird bei hoher Temperatur als einwandige Kohlenstoffnanoröhren kultiviert - gebacken, wenn Sie so wollen. Aber es befindet sich in einer Lösung auf Ölbasis. Es kann versprüht oder aus einer Panzerfaust abgefeuert werden - wir hatten alle möglichen Ideen.«
    »Wie sieht es aus?«
    »Slick an sich? Die Nanopartikel sind unglaublich klein. Im Grunde nichts anderes als molekulare Maschinen. Ganz winzig.«

    »Warum sind die Entführer eigentlich hinter dem Stoff selbst her?«, fragte Jo. »Warum haben sie nicht einfach die Forschungsdaten gestohlen oder ein Fenster eingeworfen, um sich mit der Festplatte davonzumachen, auf der alle Informationen gespeichert sind? Warum brauchen sie das materielle Produkt?«
    Shepard strich sich mit der Hand über die Stirn. »Es ist verflucht schwer, die Forschungsergebnisse nachzuvollziehen und Slick richtig zu kultivieren. Man müsste wieder bei null anfangen. Für den Backvorgang braucht man echte Hefe als Katalysator. Wenn die Entführer aber erst mal im Besitz von Slick sind, können sie die Partikel als Katalysator verwenden. Das heißt, unter korrekten Bedingungen könnte es in einem anderen Labor reproduziert werden.«
    »Es geht hier also um ein Startkontingent?«
    »Ja.«
    Einige Minuten lang saßen sie schweigend da und lauschten dem Ticken des abkühlenden Motors. Sie sahen absolut nichts. Schließlich öffnete Shepard die Tür.
    »Wo wollen Sie hin?«, fragte Jo.
    »Ich kann nicht mehr sitzen. Bin schon ganz kribbelig. Kommen Sie.«
    Er schloss die Tür und verschwand im Nebel. Widerwillig folgte ihm Jo hinaus.
    Die Bäume waren nur Schatten. Die Nacht war absolut still, bleiern und kalt. In ihren Pullover geschmiegt, spürte sie, wie ihr Bein und ihre Rippen immer steifer wurden. Am Morgen war sie bestimmt zu einer einzigen riesigen Prellung erstarrt. Sie wusste, dass sich der Park wenige Hundert
Meter weiter zu einem breiten Panorama öffnete. Irgendwo in der Nähe waren das de Young Museum und ein riesiger Musikpavillon. Sie glaubte die Museumsbauten als kaum merkliches Schimmern zu erahnen.
    Rings um den gewundenen Gehsteig hing ein starker Duft von Kiefern und Feuchtigkeit. Die Pagoden des Japanese Tea Garden mit ihren rot lackierten Holzwänden und den schmuckvollen schwarzen Dächern ragten irgendwo unsichtbar im Nebel auf.
    Vor einem wuchtigen Säulengang blieb Shepard stehen. Die Tore waren geschlossen, die kontemplativen Pfade des Gartens unerreichbar.
    Jo senkte die Stimme. »Alec, wie kann man Slick neutralisieren?«
    »Säureimmersion. Das trennt die Kohlenstoffnanoröhren auf.«
    »Gibt es keine andere Möglichkeit? Verbrennen? Einfrieren? Entgiften? Chemotherapie?«
    »Röntgenstrahlen, aber nur eine anhaltend hohe Dosis.« Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Kohlenstoffnanoröhren sind ziemlich unverwüstlich.«
    »Unverwüstliche Maschinen, die in den Kopf eines Menschen eindringen und sein Gehirn neu konfigurieren können.« Was für ein Irrsinn. »Anscheinend wird Slick durch direkten Kontakt mit offenen Wunden übertragen.«
    »Ja, Blutkontakt.« Plötzlich fuhr sein Kopf herum. »Haben Sie Ian untersucht?«
    Sie schluckte. »Ja, aber ich habe jede Berührung mit den Risswunden an seinem Arm vermieden, und ich selbst hatte keine offenen

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