Die Strafe - The Memory Collector
Straßenrand anhielt. Nach einigen Sekunden sprang das Fernlicht an.
Shepard atmete erleichtert auf und trat nach vorn. »Super, das ist sie.«
»Sie? Ihre rechte Hand ist eine Frau?«
»Ja, meine Finanzchefin. Riva Calder.«
Jo hielt ihn zurück. »Warten Sie. Calder?«
»Riva kennt Ian. Sie kann uns helfen, ihn zu finden. Hoffentlich bevor er eine Katastrophe auslöst.«
»Ich habe mich heute mit einer Ihrer Angestellten getroffen, die mir nur ungute Sachen über Riva Calder erzählt hat - Ruth Fischer.«
Er verzog das Gesicht. »Ruth Fischer wurde entlassen. Hat sie sich zur Farbe Ihrer Aura geäußert und daraus Rückschlüsse auf Ihre moralische Integrität gezogen? Sie ist keine zuverlässige Menschenkennerin. Vergessen Sie, was sie Ihnen gesagt hat.«
Jo versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. Sie entdeckte Ärger und tiefe Sorge.
»Ohne Riva läuft nichts im Unternehmen«, erklärte er. »Sie kennt alles und jeden. Sie hat Zugang zu Ians Akten und Daten, zu seinen Kontaktleuten, zu jedem Ort, an den er für Chira-Sayf gereist ist. Wenn jemand rausfindet, wo er sich versteckt, dann sie. Und sie kann uns helfen, uns von Orten und Leuten fernzuhalten, die er wahrscheinlich überprüft.«
»Und Calder gehört nicht zu der Liste von Leuten, denen er folgt? Er wird ihr nicht nachstellen?«
»Nein.« Er bekräftigte seine Antwort mit einem verächtlichen Schnauben, und Jo fragte sich unwillkürlich, was
hinter dieser Vehemenz steckte. Er legte ihr die Hand auf den Rücken und trat mit ihr auf den Geländewagen zu.
Die Fahrertür öffnete sich und eine Frau stieg aus. »Hallo, Alec.«
Shepard winkte. »Sie ist eine alte Freundin von Misty. Gehört praktisch zur Familie.«
Verdeckt vom Nebel, umrundete Calder den Wagen. Allmählich verwandelte sich die Silhouette in eine dreidimensionale Person. Jo stockte. Das Fahrzeug war ein Chevy Tahoe. Sie bemerkte die Plateaustiefel und die weiße Jacke der Frau. Dann das getrocknete Blut auf ihrem Gesicht.
Shepard eilte auf sie zu. »Mein Gott, Riva, was ist denn mit dir passiert?«
Jo sah das wilde Funkeln in Rivas Augen. Und den roten Abdruck eines Dampfbügeleisens auf ihrer Stirn.
Sie schrie: »Alec, nein!«
Die Hecktüren des Tahoe klappten auf, und zwei Männer sprangen heraus.
»Weg hier!«, rief Jo.
Die Männer rannten auf sie zu. Jo stürzte sich in die Büsche. Sie kam drei Meter weit, dann schleuderte ihr Calder das Bügeleisen nach und hielt das Ende des Kabels fest, als würde sie mit einem Morgenstern ausholen. Es traf Jo voll in die Kniekehle. Ihr Bein knickte ein, und sie fiel der Länge nach hin.
»Was soll das?« Shepard klang ehrlich verblüfft.
Wie eine Hyäne warf sich Calder auf Jos Rücken. »Wenn man selbst die Schläge einstecken muss, macht’s auf einmal nicht mehr so viel Spaß, was?«
KAPITEL 28
Das Funkgerät in der Hand, hörte Officer Frank Liu seiner Kollegin im Revier zu, die ihm weitere Informationen über den roten Navigator durchgab, der vor seinem Streifenwagen parkte.
»Der Wagen wurde wahrscheinlich von einem gewissen Ian Kanan gestohlen. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl vor«, erklärte sie. »Er wird verdächtigt, heute Morgen den Mord am Jachthafen begangen zu haben. Er ist mutmaßlich bewaffnet und äußerst gefährlich. Sie dürfen sich ihm nur mit größter Vorsicht nähern.«
Liu ließ den Blick durch die Straße streichen. Der Navigator war leer. Vielleicht hatte sich Kanan von ihm getrennt, möglicherweise trieb er sich aber noch im Viertel herum.
»Schicken Sie mir Verstärkung«, sagte er. »Ich werde die Straße zu Fuß absuchen.« Er legte das Funkmikrofon weg und stieg aus.
Jo trat um sich und versuchte, Calder abzuwerfen. Doch die Frau drückte ihr die Hand in den Nacken und stieß sie in den Dreck. Jo wollte schreien, konnte aber nur husten.
Shepard mischte sich ein. »Riva, was ist denn in dich gefahren?«
»Halt die Klappe, Alec«, antwortete sie.
Er kam näher. »Das ist Dr. Beckett. Sie …«
»Ich weiß, wer das ist, verdammt.« Wütend deutete Calder auf die leuchtend rote Stelle an ihrer Stirn. »Das war sie.«
Shepard runzelte die Stirn. »Sie …«
Red nicht lang rum, Mann. Kapier’s endlich und hilf mir.
Calder wandte sich den beiden Männern zu. »Hoch mit ihr.«
Sie kletterte von ihrem Rücken, und die Männer zerrten Jo in die Senkrechte. Ihre Rippen und ihr Knie brannten wie die Hölle, aber sie war sich sicher, dass sie noch laufen konnte. Sie musste mit Shepard in den
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