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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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in ihrer Behandlung, erlebte keinerlei Besserung seines Wurzelischias und hatte ihr mehrmals vorgerechnet, wieviel Gulden er bereits in die Therapie investiert habe. Ein Geizkragen! Nur zu verständlich, daß er jetzt vor Corinnas Zelt wartete: Sie behandelte ja umsonst.
    Und genau das war es, was Marikje Kerselaar bis aufs Blut erregte: Eine Heilung für einen Händedruck.
    Allerdings legten die Kranken bei jedem Besuch, auch wenn sie mehrmals kamen, mehr oder weniger große Geldscheine in einen abseits stehenden großen Topf aus Zinn, und jeden Tag berichtete Marius Herbert, als habe man als Straßensänger den Hut geleert: »Heute sind es 517 Mark! Heute haben wir 1.156 Mark eingenommen! Corinna, heute hatten wir die richtigen Leute hier: 2.845 Mark sind im Topf!« Aber immer sagte Corinna: »Schreib die Summe genau auf und schließ das Geld ein. Ich rühre es nicht an!«
    »Wir könnten in kürzester Zeit das neue Haus finanzieren, wenn du …«
    Aber zu weiteren Ausführungen kam Herbert nicht, weil Corinna ihn unterbrach. »Ich will das nicht hören!« hatte sie einmal sehr böse gerufen. »Wehe, du rührst eine Mark davon an!«
    Ludwig Linzer, der Tapetenfabrikant, hatte als erster das unerwartete Auftauchen Marikje Kerselaars verkraftet, während die anderen noch auf den gedeckten Campingtisch starrten, als habe man sie bei einer Verschwörung ertappt. Und tatsächlich hätte man ja denken können, diese Leute würden sich vorher verabredet haben, gemeinsam heimlich zu Corinna Doerinck, der nun großen Konkurrentin von Marikje, zu schleichen. Zu der Wunderheilerin, die mehr konnte!
    »Ich wußte, daß ich Sie hier treffe«, sagte Marikje mit einer Selbstsicherheit, als habe sie auch noch die Gabe des Hellsehens aktiviert. »Ich wollte mich nur überzeugen.«
    »Oder wollten Sie bei der Konkurrenz in die Lehre gehen?« fragte Linzer gehässig. »Zu empfehlen wäre es!«
    »Sie ist wirklich ein Wunder!« Der Bankdirektor räusperte sich verlegen. »Haben Sie mir helfen können, Marikje? Zwölfmal war ich bei Ihnen … keine Besserung. Hier bin ich jetzt erst zum drittenmal, an drei Tagen hintereinander, und ich spüre, wie der Druck in meinem Kopf nachläßt, wie ich mich im ganzen wohler fühle …«
    »Und mein Ischias läßt merkbar nach!« rief Linzer, hob das gesunde Bein hoch und verzog nicht mehr schmerzhaft das Gesicht. »Sehen Sie sich das an! Ich kann auf dem kranken Bein stehen. Ist das nicht phantastisch? Und das alles umsonst. Ohne einen Gulden Honorar.«
    Marikje Kerselaar wandte sich wortlos ab und ging davon. Ein ungeheurer Haß, der sie schon bis nach Hellenbrand getrieben hatte, ließ in ihr eine schreckliche Entscheidung reifen: Entweder Corinna oder ich! Das war das einzige, woran sie von jetzt an dachte. Eine Alternative des Wahnsinns, die in ihr wucherte wie ein Geschwür.
    Sie stellte sich vor dem Zelt in die Reihe der Neuangekommenen, empfing von Marius Herbert eine Nummer und knirschte mit den Zähnen, als sie die Zahl 219 las. Sie starrte auf den Zettel und hielt ihn dann hoch. »Wie lange soll ich da warten?«
    »Sie könnten Montag an der Reihe sein«, antwortete Herbert. Er musterte die derbe Frau. »Sie sind doch kein Notfall?«
    »Können auch Sie das schon sehen?«
    »Weder liegen Sie noch werden Sie gefahren.«
    »Wenn es das ist!« Marikje lachte laut. »In zehn Minuten komme ich wieder mit Blaulicht und Sirene.«
    »Corinna würde den Betrug sofort merken.«
    »So? Wird sie das? Und wenn ich sage: Ich bin ein Notfall?«
    »Sie sehen nicht danach aus.«
    »Wenn ich erst ein Gerippe bin, brauche ich keine Corinna mehr!«
    Marius Herbert schien unsicher zu werden. Der Blick, der ihn durch die Brillengläser traf, war irgendwie zwingend, drang in ihn hinein, beeinflußte seinen Willen. Er spürte, daß diese kleine Frau anders war als die Frauen, die sonst ihre Krankheiten zu Corinna trugen.
    »Warten Sie einen Moment«, sagte er. »Ich will einmal nachhören.«
    Mit einem zufriedenen, aber bösen Lächeln stand Marikje an der dicken Bohlentür. Der Polizist neben ihr blickte gelangweilt über sie hinweg. Ein Scheißdienst! Posten schieben vor dieser Ansammlung von halb Verrückten. Knubbeln sich da, um sich streicheln zu lassen, und glauben, davon geheilt zu werden. Wann greift denn endlich die Kripo von Münster ein und macht dem Spuk ein Ende? Warum zögern die Behörden bloß? Bei jedem Hausierer ohne Konzession werden sie sonst sofort wild. Da beweisen die Ordnungsämter,

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