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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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feilboten: ein Blumenstand, zwei Gemüsestände, zwei Obststände, ein Käsestand und einen mit Backwaren. Welch ein Bild des Friedens! Welche Ruhe! Welche Beschaulichkeit! Nicht auszudenken, daß in Kürze hier Autobuskolonnen parken würden und Pilgerzüge hinunter zur Scheune von Corinna zogen. Eine Massenhysterie breitet sich aus wie eine Infektion. »So kann man nicht fragen.«
    »Wie sonst?«
    »Was du tust, ist illegal.«
    »Nein. Jeder kann es wissen.«
    »Es ist wissenschaftlich nicht anerkannt.«
    »Das sind viele Dinge in der Medizin. Selbst die Frischzellentherapie wird noch immer von der Schulmedizin belächelt. Trotzdem war Ihre Frau zehn Tage in einem Frischzellensanatorium in Bayern.«
    »Das gehört nicht hierher!« sagte Beiler steif. Die Frischzellenkur von Elfriede, angeregt von Freundinnen und durch die Lektüre von Illustrierten, hatte geheim bleiben sollen. Es hieß damals, die Frau Bürgermeister sei wegen ihres Asthmas in Bad Ems. Das war glaubhaft. Aber dann erkannte die Frau Ingenieur Raubartz aus dem Nachbarort Sillenbek, die in dem bayerischen Ort zufällig eine Cousine besuchte, die Elfriede Beiler auf der Straße, schlich ihr nach und telefonierte dann den ganzen Abend kreuz und quer: Frau Beiler läßt sich Frischzellen spritzen! Es war Peter Beiler äußerst peinlich gewesen. Daß Corinna ihn jetzt daran erinnerte, empfand er als taktlos. »Wegen Elfriede wird es keine Fackelzüge geben, und ins Fernsehen kommt sie auch nicht.«
    Auf dem Schreibtisch klingelte das Telefon. Beiler starrte es geradezu haßerfüllt an, zumal er im Sekretariat hinterlassen hatte: Keine Gespräche mehr zu mir. Nur ganz dringende Fälle. Wer war das also? Was war so dringend? Fernsehen? Landrat? Handelskammer? Oder noch was Höheres?
    Er riß den Hörer hoch und sagte steif: »Hier Beiler.« Dann erstarrte er, hörte mit verkrampftem Gesicht zu und warf dann den Hörer ohne Antwort zurück auf den Apparat. Gespannt sah ihn Doerinck an.
    »Na? Hat sich der Papst schon gemeldet?« fragte er.
    »Scheiße!« sagte Beiler fett.
    »Also nur der Bischof?«
    »Hannes Vierholz …«
    »Sieh an, unser Metzgermeister! Und Stadtrat dazu. Was wollte er?«
    Beiler knirschte mit den Zähnen, schlug die geballten Fäuste gegeneinander und lief wieder im Dienstzimmer hin und her. »So ein Arschloch«, stöhnte er endlich. »So ein Riesenarsch.«
    »Pardon, er ist von der gleichen Fraktion wie du!«
    »Hannes hat den Artikel natürlich auch gelesen. Und wie reagiert er? Will beim Ordnungsamt den Antrag stellen, eine Bude auf der Straße zu Corinna aufzubauen, Currywurst, Pommes frites, Gulaschsuppe, belegte Brötchen, Frikadellen, kalte Koteletts, Kartoffelsalat. Und Bier vom Faß. Es fehlt nur meine Zustimmung.«
    »Hannes war immer geschäftstüchtig.« Doerincks Stimme war dick voll Spott. »Du hast recht: Die Bürger von Hellenbrand rühren sich schon. Nur drehen sie sich in die falsche Richtung, was?«
    »Ich werde nichts genehmigen. Nichts!« rief Beiler.
    »Das widerspricht aber dem Nimbus des volksnahen Bürgermeisters, der du sein wolltest. Durch den Stadtrat wird bald ein Riß laufen: hier für Corinna – dort gegen Corinna. Hier die einen, die ein Geschäft wittern – dort die anderen, die kein Geschäft machen können und deshalb nach Moral rufen.« Doerinck lachte bitter. »Noch hat nichts richtig angefangen, und schon fallen die Masken. Was sind wir doch für eine Bande, Peter!«
    »Das sag ich ja!« schrie Beiler. »Und deshalb muß jetzt Corinna handeln und denen den Wind aus den Segeln nehmen. Corinna, auch dein Vater wird Schwierigkeiten bekommen.«
    »Das überlaß mal mir, Peter!« Doerinck winkte ab. »Ich habe ein dickes Fell.«
    »Das heißt –«, Beiler hielt kurz den Atem an – »ihr macht gar nichts?«
    »So ist es.«
    »Ihr laßt das alles treiben?«
    »Ich werde es nicht aufgeben, den Kranken zu helfen«, erklärte Corinna mit fester Stimme. »Seitdem ich weiß, was mit meinen Händen möglich ist … seitdem ich Mama geheilt habe … Bin ich jetzt nicht geradezu verpflichtet, anderen Kranken zu helfen?«
    »Ich weiß nicht mehr weiter.« Beiler schlenkerte hilflos mit den Armen. Wer ihn so sah, konnte wirklich Mitleid mit ihm haben. »Ich kann nur warnen. Aber wenn ihr dafür kein Ohr habt …« Er ging um den Schreibtisch herum, setzte sich in den ledernen Sessel und verkrampfte die Hände ineinander. »Es läuft also alles ab: Fernsehen, Rundfunk, Fotoreporter …«
    »Nein. Ich werde nur

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