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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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können!«
    In einem forschen Tempo fuhren sie zurück zum ›Westfalenwappen‹, ihrem Quartier, und übersahen dabei, daß sie an einem kleinen Wagen vorbeifuhren, der ihnen entgegenkam und in dem Corinna saß. Sie konnten sie auch nicht erkennen, denn bis jetzt gab es noch kein Bild von dem Mädchen mit den strahlenden Händen.
    Das sollte sich schnell ändern. Ein Nachbar der Doerincks, der kaufmännische Angestellte Julius Mandaus, wartete bereits im ›Westfalenwappen‹ auf die Fernsehleute und präsentierte ein Foto. Eine Zufallsaufnahme, ein paar Jahre alt. Mandaus hatte in alten Fotoalben geblättert. Das Bild zeigte Corinna auf dem Fahrrad, wie sie wegfuhr und zurückwinkte.
    »Ein verdammt hübscher Käfer«, sagte der TV-Reporter anerkennend und ließ das Foto im Kreis herumreichen. »Bei der lege ich mich sofort hin und lasse mich streicheln. Die wird staunen, wie gesund sie mich macht!«
    *
    In der Nacht wachte Corinna von einem intensiven Geräusch auf. Sie setzte sich hoch und begriff erst nach ein paar Sekunden, daß die Türklingel unentwegt schellte. Jemand mußte den Daumen draufdrücken, oder man hatte den Klingelknopf mit einem Streichholz niedergeklemmt. Sie kannte das; als Kind hatte sie es selbst getan, um die Leute zu ärgern, und sie hatte immer aus einem Versteck beobachtet, wie die Geärgerten wütend vor die Tür stürzten und das Streichholz herausrissen.
    Jetzt war es kurz nach Mitternacht. Die kleine Digitaluhr mit den Leuchtziffern warf einen dünnen Lichtschimmer ins Zimmer. Corinna erhob sich aus dem Bett, lief auf Zehenspitzen zur Eingangstür und schob ganz langsam die Klappe von dem Türspion, durch den sie kontrollieren konnte, wer draußen stand. Doch in der Dunkelheit war nicht viel zu erkennen, nur die Umrisse eines Mannes. Er stand da in der Nacht und hielt tatsächlich seinen Daumen auf den Klingelknopf.
    Corinna hieb mit der Faust gegen die Tür. Sofort hörte das Klingeln auf.
    »Was wollen Sie?« rief sie. »Wer sind Sie? Wenn Sie nicht sofort verschwinden, rufe ich die Polizei!«
    »Bitte, machen Sie auf.« Die männliche Stimme klang durch die dicke Tür etwas hohl und fremd, aber trotzdem kam Corinna diese Stimme bekannt vor. Sie zögerte, blickte noch einmal durch den Spion und drehte dann den Schlüssel herum. Zuerst öffnete sie die Tür nur einen Spalt, aber als sie den späten Besucher erkannte, stieß sie die Tür ganz auf und ließ den Mann eintreten.
    »Sie?« fragte sie gedehnt. »Um diese Zeit? Was wollen Sie hier, Dr. Wewes?«
    »Darf ich näher kommen?« fragte er.
    »Aber ja!« Sie ging voraus und knipste das Licht im Ausstellungsraum an. Erst in diesem Augenblick wurde ihr bewußt, daß sie in einem kurzen, dünnen Nachthemdchen vor Dr. Wewes stand. Schnell nahm sie den erstbesten Musterwandteppich und hielt ihn vor ihren Körper. Es sah absurd und komisch aus; der Teppich zeigte das Motiv ›Odysseus bei den Sirenen‹. Dr. Wewes lächelte schief.
    »Ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig«, sagte er.
    »Und dazu brauchen Sie die Mitternacht?« entgegnete sie spöttisch.
    »Ja. Ich weiß, das klingt komisch – aber ich möchte nicht, daß man mich erkennt, wenn ich zu Ihnen komme.«
    »Verstehe! Es ist unter dem Ehrenkodex des bekannten Lungenfacharztes, sich bei einer Wunderheilerin sehen zu lassen. Das könnte dem guten Ruf schaden. Aber warum kommen Sie dann überhaupt?«
    »Als ich das erstemal kam …«
    »… der Mann mit einer Lungenadenomatose …«
    »Das war dämlich, ich weiß es jetzt im nachhinein. Ich war so etwas wie ein Spion, wissen Sie. Wir sind ein Freundeskreis von Ärzten, und nachdem Professor Willbreit uns von Ihnen berichtet hatte, erklärte ich mich bereit, Sie des Humbugs zu überführen.«
    »Ich tue den Ärzten wohl schrecklich weh, nicht wahr?« sagte Corinna bitter.
    »Sagen wir es so: Sie bringen etwas Unruhe in die Medizin. Und seit dem Zeitungsartikel … jetzt wird alle Welt aufmerksam! Bisher war das alles nur eine lokale Angelegenheit hinter geschlossenen Türen.«
    »Und deshalb schleichen Sie sich um Mitternacht zu mir. Sie sollen mir im Namen der Ärzteschaft raten: Verhalt dich still! Gib es auf, mit deinen Händen zu heilen. Mach keinen Ärger. Wir Ärzte sind stärker und werden dich mit wissenschaftlichen Gutachten als Betrügerin entlarven.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie kennen mich noch nicht, Dr. Wewes. Ich lasse mich nicht einschüchtern. Dank meiner Hände habe ich eine große Aufgabe übertragen

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