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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Naivität in Sachen Medien ausgenutzt. Sie braucht jetzt Hilfe!«
    »Erasmus! Leg den Autoschlüssel auf den Tisch und hör mir zu.« Willbreit trommelte mit den Fingern nervös auf den Stapel Papiere vor sich.
    »Nein! Ich fahre!«
    »Dein Name im Zusammenhang mit dieser Scharlatanerie … der Landgerichtsdirektor Roemer an der Seite einer Wunderheilerin … das ist ein handfester Skandal! Erasmus, du machst dich für alle Zeit unmöglich und unglaubhaft. Als hoher Richter! Du bist erledigt.«
    »Das ist mir Wurscht.« Roemer grunzte ins Telefon. »Was habe ich zu verlieren? Nichts mehr! Mein Leben ist überschaubar geworden: Noch ein paar Monate, wenn Corinna mir nicht helfen kann. Aber diese Monate gehören ihr. Ich werde für sie dreinschlagen, daß die Fetzen fliegen! Auch du bekommst eine auf die Nuß, wenn du dich muckst und sie fertigmachen willst! Ist das klar?«
    »Ich habe nicht gewußt, daß auch du hysterisch bist«, sagte Willbreit betroffen.
    »In meinem Zustand kann ich mir alles leisten. Das ist das einzig Positive an meiner Krankheit. Man nimmt mir nichts mehr übel. Das war's, was ich dir sagen wollte. Du triffst mich in Hellenbrand bei Corinna.«
    Dr. Roemer beendete das Gespräch, ohne Willbreits weitere Argumente anzuhören. Er hob seinen Koffer vom Teppich, ging durch die große Eingangshalle und rief dem Hausmädchen, das gerade im Salon Staub wischte, zu, er werde für ein paar Tage verreisen. Wenn seine Frau anrufe – er sei aufs Land gefahren. – Bevor das Mädchen fragen konnte, welche Adresse er habe, war Roemer schon durch die Tür und stampfte zu seinem schweren Wagen.
    Dr. Willbreit brauchte eine ganze Stunde, um seinen inneren Kampf auszufechten. Bis zur Morgenvisite. Er besuchte aber nur die Stationen I und II, die schweren Fälle, und übergab die anderen Visiten dem Zweiten Oberarzt Dr. Kühlemann. Zurück in seinem Zimmer suchte er in dem Wust von Papier eine Ansichtskarte, die ihm Elise Roemer vor drei Wochen aus Ungarn geschrieben und auf der sie ihre Adresse angegeben hatte. Endlich fand er die Karte zwischen zwei Fachschriften und rief die Telefonauskunft Ausland an. Es dauerte einige Zeit, bis man die Nummer des Grafen Janos von Zörnömy gefunden hatte, und selbst dann brauchte Willbreit noch über eine Stunde, ehe er eine freie Leitung nach Ungarn hatte.
    Im Landsitz des Grafen meldete sich ein Diener. Auch das gab es noch im sozialistischen Ungarn, nur hießen diese Leute offiziell nicht mehr Diener, sondern Gärtner, Chauffeur, Bereiter oder Forstangestellter. Der Butler, der sich meldete, schwenkte sofort in ein tadelloses Englisch über, als er hörte, daß ein Fremder am Telefon war.
    »Madam frühstücken gerade im Wintergarten«, sagte er formvollendet. »Ist es wichtig?«
    »Würde ich sonst aus Deutschland anrufen? Ich bin der Hausarzt …«
    »O Pardon. Ich will nachsehen, ob die gnädige Frau sprechbereit ist.«
    Wieder wartete Willbreit, ungeduldig mit den Papieren spielend. Dann endlich hörte er Helens hohe, etwas kindliche Stimme, von der Roemer sagte: Wenn sie beim Orgasmus piepst, muß ich mir zu meiner Beruhigung immer erst klarmachen, daß sie tatsächlich schon über fünfzehn ist.
    »Thomas! Grüß Gott! Wie schön, wenigstens dich zu hören. Von Eras«, – damit war Erasmus gemeint – »höre ich keinen Ton. Ist er sauer, weil ich so lange in Ungarn bleibe? Du, hier ist es himmlisch! Jeden Tag reiten wir aus. Was gibt es in Münster? Ist Eras bei dir?«
    »Nein.« Willbreit holte tief Atem. »Aber um ihn geht es.«
    »Sitzt er wieder jeden Abend bei Krautkrämer?«
    »Auch! Aber das ist es nicht, Elise.«
    »Was denn?«
    »Er hat einen Knall.«
    »Den hatte er schon immer.«
    »Einen richtigen! Er legt seine Zukunft, sein Leben in die Hände einer Gesundstreicherin.«
    »Wie bitte? Ich habe das letzte Wort nicht verstanden? Geht Eras fremd?«
    »Dein Mann ist krank, Elise. Sehr krank! Er müßte sofort operiert werden. Ich kann dir das am Telefon nicht alles erzählen, aber es ist kritisch. Und was macht er? Er verweigert eine gezielte Behandlung, die ihn retten könnte, und läuft statt dessen zu einer Frau, die ihn mit Streicheln heilen will.«
    »Typisch Eras. Ein Weib! Wo will sie ihn streicheln?«
    »Er glaubt an diesen faulen Zauber, Elise!«
    »Bei richtigem Streicheln ist Eras schon immer putzmunter geworden. Das ist nichts Neues. Und schon gar keine Zauberei. Und deswegen rufst du an?«
    »Du mußt sofort zurückkommen, Elise.«
    »Wegen

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