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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dieses Weibsstücks? O nein!«
    »Wegen Erasmus! Er ist wirklich krank …«
    »Wenn … wenn du es sagst …« Ihre Stimme war jetzt wirklich unheimlich kindlich. Willbreit konnte sich vorstellen, wie es jetzt war: Sie saß mit aufgelösten blonden Haaren und in einem bezaubernden Morgenmantel im blumen- und palmengeschmückten Wintergarten an einem runden Tisch und ließ sich verwöhnen. Wenn Elise frühstückt, hatte Roemer einmal in seiner bildhaften Art gesagt, können zehn nackte, stramme Südamerikaner um sie herumtanzen: Sie knabbert erst ihr Brötchen mit mild gesalzener Landbutter; da kennt sie nichts!
    »Was könnte ich denn in Münster tun?« fragte sie nun fast kläglich. »Du kennst doch Eras auch. Was er will, das will er! Da walzt er los wie ein Panzer. Hat er jemals auf mich Rücksicht genommen?«
    »Du denn auf ihn?«
    »Erlaube mal, Thomas …«
    »Du bist seit Wochen in Ungarn, angeblich um einen Bären zu schießen. So gründlich verstecken kann sich ein Bär gar nicht. Aber wenn der Bär Janos heißt …«
    »Pfui, Thomas!«
    »Komm zurück, wenn du Erasmus noch lebend sehen willst!« sagte Willbreit grob. Er hatte dieses Spiel satt. »Das ist das geringste, was man von einer Ehefrau verlangen kann.«
    Trotz Klugheit, Titel, Reichtum – er ist ein armer Hund, der Erasmus, dachte Willbreit, nachdem er das Ungarngespräch abgebrochen hatte. Was nutzen ihm ein schloßartiges Gebäude, Luxuswagen und dicke Bankkonten, ein Ruf als unbestechlicher, gerechter Richter und Ehemann einer schönen, aber ziemlich dummen Frau, deren Vater die Millionen hinlegt, damit seine Tochter einen Akademiker und einen Titel heiraten und sich Frau Landgerichtsdirektor nennen kann – was nutzt ihm das alles? Was bedeutet es gegenüber der Einsamkeit, die in diesem Riesen verborgen ist; der inneren Leere, die er auszufüllen, zu kompensieren versucht durch Essen und Trinken, knallharte Witze und Zoten, hinausgebrüllte Lebensfreude und krampfhaft demonstrierte unbändige Kraft. Nur Fassaden, hinter denen sich die Öde versteckt. Muß man sich da noch wundern, wenn ihm ein Mädchen wie Corinna dann wie eine neue, herrliche Welt erscheint, in die er sich flüchtet im Stadium seiner größten Verzweiflung: Du bist an der Grenze deines Lebens?
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, rief Willbreit bei Dr. Hambach an. Aber Hambach war nicht im Haus, nur seine Putzfrau war da und gab bereitwillig Auskunft.
    »Der Doktor ist bei den Doerincks«, sagte sie. »Wat glauben Sie, wat hier los ist? Auto nach Auto … der Marktplatz ist voll, wird alles umgeleitet zum Festplatz. Wat doch so'n Fernsehen ausmacht. Zu de Corinna woll'n se alle … sich streicheln lassen … Solche Döösköppe …«
    »Das mag wohl sein«, erwiderte Willbreit und legte auf.
    Hellenbrand steht kopf – das ist genau das, was wir jetzt brauchen. Die große öffentliche Blamage der Corinna Doerinck. Der Fixstern, der nur ein paar Stunden leuchtete und dann im schwarzen Nichts versinkt. Wer hätte gedacht, daß sich alles so schnell und so gründlich entwickelt? Nur Dr. Roemer paßte nicht in diese Szene; er opferte sich für eine Illusion. Er machte sich lächerlich. Und das war das Schlimmste, was einem Menschen widerfahren konnte.
    Wie vermochte man Erasmus noch zu bremsen?
    Er war nicht mehr zu bremsen. Eine Stunde nach seinem Anruf bei Willbreit hing er im Stau vor Hellenbrand fest und wurde, wie alle anderen, zum Festplatz umgeleitet.
    Dort war man gerade dabei, notdürftig Buden aufzubauen. Es gab belegte Brötchen, kalte Koteletts und Frikadellen. Der Wirt vom ›Westfalenwappen‹ hatte einen Lastwagen zur fahrbaren Theke umfunktioniert und schenkte Bier, Korn, Wasser und Fruchtsäfte aus. Den Trend tiefenpsychologisch am besten erkannt aber hatte der Schreibwaren- und Buchhändler von Hellenbrand, der auch im Kirchenausschuß war: Er verkaufte Fotos der Stadt, geweihte Rosenkränze, Fähnchen mit dem Westfalenwappen und Andenken aller Art. Bürgermeister Beiler, der einen schnellen Rundgang gemacht hatte, zog sich mit rotem, zerknittertem Gesicht in sein Rathaus zurück.
    »Die Bestie Mensch ist los«, sagte er dumpf, als drei Ratsmitglieder bei ihm erschienen, die nicht in der glücklichen Lage waren, Geschäftsleute zu sein und die deshalb sofort gegen diese ›Auswüchse‹ waren. »Und das schon am ersten Tag! Wie wird das in unserer Stadt erst nach einer Woche aussehen?«
    Dr. Roemer ließ seinen schweren Wagen vor dem Haus von Dr. Hambach

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