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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zweimal in der Woche ins Haus, absolvierte dann seine Privatsprechstunden, operierte auch hin und wieder besonders kritische Fälle oder hochgestellte Persönlichkeiten, aber bei allen diesen ›Chef-Operationen‹ war immer Willbreit dabei und leitete die Operation ein und führte sie zu Ende. Hellbrecht trat nur an den OP-Tisch, um ein paar entscheidende Schnitte oder Nähte zu tun, das aber souverän und umstrahlt vom Glanz eines Gottes in Weiß. Die Hauptzeit verbrachte er auf Kongressen in der ganzen Welt, hielt Vorträge in San Francisco oder Kyoto, Manila oder Moskau, schrieb an einer Chirurgischen Lehre für onkologische Erkrankungen oder nahm irgendwo auf dem Erdball einen Orden oder eine Auszeichnung entgegen.
    »Wenn ich Sie nicht hätte, Willbreit …«, war immer wieder seine lobende Rede. »Sagen Sie mir es ehrlich, wenn Ihnen das alles über den Kopf wächst.«
    »Es ist noch zu schaffen, Herr Professor«, antwortete Willbreit dann jedesmal. »Wir haben im Haus sehr gute Mitarbeiter.«
    »Darauf können wir stolz sein, Willbreit.«
    Hellbrecht hatte sich auch erkenntlich gezeigt. Seit drei Monaten teilte er mit Willbreit die Einnahmen aus den ›Chef-Operationen‹ und den ›Chef-Gutachten‹, die Willbreit sowieso allein erstellte. Geld war für Hellbrecht kein Thema mehr. Seine Frau hatte er vor sechs Jahren an einer ganz dummen tropischen Infektion verloren, die kaum einer kannte und die deshalb auch falsch – als chronische Bronchitis – behandelt worden war. Als man den schrecklichen Irrtum entdeckte und einen Zusammenhang mit einer Hinterindien-Reise herstellte, war es schon zu spät. Der einzige Sohn von Hellbrecht verunglückte in den französischen Alpen beim Skilaufen. Während einer rasanten Abfahrt sprang er über einen Eisbuckel, kam falsch auf und brach sich das Genick. So war Professor Hellbrecht plötzlich allein auf der Welt, und das viele Geld floß auf sein Bankkonto und blieb dort liegen. »Mehr als ein Schnitzel kann ich nicht essen«, sagte er einmal zu Willbreit, »die Welt kenne ich, ein Haus habe ich, eine Sammlung von Expressionisten, aus einer Motorjacht mache ich mir nichts, für eine Geliebte bin ich zu alt und zu bequem, ein Privat-Jet flößt mir Angst ein … was sich da ansammelt und was ich hinterlasse, soll einmal in eine Stiftung eingebracht werden. Sie, mein lieber Willbreit, sollen ihr Präsident sein.«
    Dr. Roemer hatte richtig gedacht: Willbreit befand sich auch an diesem Morgen in der Klinik, war gerade von der Morgenbesprechung zurückgekommen und sah jetzt in seinem Zimmer zwei Schlußberichte durch. Zwei Todesfälle in der vergangenen Nacht. Ein Magen-Ca. Und ein Autounfall.
    »Erasmus!« rief Willbreit ins Telefon. Es klang sehr besorgt. »Was ist los? Wo bist du?«
    »Noch zu Hause. Aber mit dem Wagenschlüssel in der Hand.«
    »Ist … ist was Besonderes?«
    »Hast du gestern die Fernsehsendung gesehen?«
    »Natürlich.«
    »Und?«
    »Was heißt ›und‹?« Willbreit lehnte sich in dem lederbezogenen Sessel zurück. »Das war der K.o. für die schöne Corinna, noch bevor der Fight richtig begonnen hat. Sie hat eine Art Suizid begangen. Man sollte ihr fast dankbar sein.«
    »Mir wird es immer ein Rätsel bleiben, wie es möglich ist, daß ein so leergeblasener Schädel wie du ein so berühmter Chirurg sein kann!«
    »Danke!« Willbreit verzog den Mund. »Du hast eine ausgesprochen sanfte Morgenlaune.«
    »Und wie! Ich bin auf dem Weg zu ihr.«
    »Zu wem? Zu deiner Frau? Kommt sie endlich aus Ungarn und von der Bärenjagd zurück?«
    »Am Klang meiner Stimme solltest selbst du mit deinem grundtiefen Intelligenzquotienten hören, daß solch ein schreckliches Ereignis nicht eingetreten ist. Ich fahre zu Corinna.«
    »Wie bitte?« Willbreit drückte im Sitzen das Kreuz durch. »Was willst du denn dort?«
    »Ihr beistehen.«
    »Was?!«
    »Beistehen! Nicht beischlafen! Ich nehme an, in Hellenbrand brechen jetzt alle Dämme.«
    »Und was geht das dich an?«
    »Bin ich ein kranker Mann, Thomas?«
    »Ja …«, sagte Willbreit etwas zögernd. »Ohne Operation bist du's ganz sicher!«
    »Die Operation vergiß! Ich vertraue Corinna.«
    »Sag das noch mal!« Willbreit atmete tief durch. Roemer! Mein Gott, das darf nicht wahr sein! Seine einzige Chance ist eine Operation. »Erasmus …«
    »Falls du jetzt auf dem Teppich liegst, steh wieder auf! Die Fernsehsendung war infam. Das hat Corinna nicht verdient. Ich nehme an, man hat sie einfach überfahren und ihre

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