Die Strandhochzeit
Managementspezialisten.
Der Spanier musste lächeln. „Gilt das auch für diese Journa listin aus New York, die einen Artikel über dich schreiben wollte?" Die Mitarbeiter der Armour-Katastrophenhilfe diskutierten seit einiger Zeit eifrig per E-Mail über die Frage, ob Rita Caruso die neueste Eroberung ihres Chefs war.
Jack seufzte nur resigniert. Ramon war inzwischen wieder bester Laune. „Ich kann es kaum erwarten, ihre Bilder zu sehen."
Jack schnaufte und steckte sein Handy zurück in die Hosentasche. „Da kannst du lange warten."
„Du hast doch gesagt, wir brauchten Publicity."
„Aber nicht solche."
,„Kaum jemand ist sich der langfristigen Folgen von Naturkatastrophen bewusst'", zitierte Ramon den Satz über die Unwilligkeit zu spenden, der aus dem Bericht für das Komitee stammte. Er hatte ihn unzählige Male umschreiben müssen, bis Jack damit zufrieden gewesen war. „,Die meisten Journalisten verlieren schon kurze Zeit nach einer Katastrophe das Interesse an dem Thema. Doch es sterben wesentlich mehr Menschen in der Zeit danach als während des tatsächlichen Unglücksfalls. Wir müssen alles tun, um dies zu ändern.'" Er lächelte. „Gehören hübsche Fotos für eine Lady, die dich anhimmelt, nicht dazu?"
Jack verdrehte die Augen. „Du weißt genau, dass ich mich sogar an ein Heer von Bürokraten verkaufen würde, um meine Aufgaben zu erfüllen. Aber bei Aktfotos ist bei mir die Grenze erreicht."
Überrascht sah Ramon ihn an. „Aktfotos?"
„Rita Caruso ist Fotojournalistin bei der Elegance. Dieses Magazin schreibt nur über Mode, Sex, Klatsch und Tratsch. Ich war ziemlich erstaunt, dass überhaupt eine der Mitarbeiterinnen nach Ignaz geschickt wurde."
„Und woher weißt du, worüber die Elegance schreibt? Seit wann hast du denn Zeit, etwas zu lesen, was nicht mit deiner Arbeit zu tun hat?"
Ein kurzes Schweigen folgte. Dann antwortete Jack ruhig: „Susana hat sie gern gelesen."
Und zum ersten Mal hielt Ramon den Mund.
Holly balancierte die Schachteln mit dem Essen vor sich her wie eine Zirkusartistin.
Am Ende des Flurs sah sie zwei Männer in dunklen Anzügen stehen. Einer von ihnen war klein und wirkte sehr besorgt, der andere war groß, dunkelhaarig und strahlte kühle Selbstbeherrschung aus.
Der Mann hatte hohe Wangenknochen und markante Gesichtszüge. Seine Miene war undurchdringlich, doch Holly fiel seine Körperhaltung auf. Er wirkte sehr angespannt.
Zum Glück bin ich nicht diejenige, die ihn so gereizt hat, dachte sie.
Dann sagte der kleinere Mann auf Englisch: „Es tut mir Leid, Jack. Ich habe einfach nicht nachgedacht."
Der Angesprochene schwieg einen Moment. „Du warst vermutlich aufgeregt wegen der Konferenz", erwiderte er schließlich. Und Holly wusste, dass die Gefahr vorüber war.
Der andere Mann blickte ihn zweifelnd an.
„Betrachte es doch einmal von der positiven Seite", fügte sein Begleiter hinzu. „Zumindest hast du es uns erspart, weitere achtundvierzig Stunden in dem Konferenzzimmer zu verbringen."
Holly griff nach oben, um den schwankenden Schachtelturm am Umstürzen zu hindern, und ging auf die beiden Männer zu.
„Achtundvierzig Stunden?" wiederholte der andere Mann ent setzt. „Du meine Güte, Jack! Meinst du wirklich, es wird so lange dauern?"
Sie merkte plötzlich, wie attraktiv der große, Furcht einflößende Fremde war. Er wirkte zwar sehr unnachgiebig, und seine eiserne Selbstbeherrschung war erschreckend.
Aber ganz ohne Zweifel sah er auch unglaublich gut aus.
Der schöne Jack, wie Holly ihn insgeheim taufte, war nicht nur gut aussehend, sondern auch sarkastisch: „Wenn Bürokraten erst einmal zu Wort kommen, hören sie so bald nicht wieder auf zu reden."
Der kleinere Mann stöhnte auf. „Wären wir nur nicht auf sie angewiesen!"
Jack lachte kurz auf. „Eigentlich brauchten wir einen netten Millionär, der an langfristige Planung glaubt. Aber so einen haben wir leider nicht, und unter den verbleibenden Möglichkeiten ist das Katastrophenhilfekomitee die beste Wahl."
Holly hatte die beiden erreicht. „Entschuldigung", sagte sie hinter dem Schachtelturm.
Der Stapel neigte sich zur Seite. Sie beugte sich ein wenig in die andere Richtung, damit die Schachteln nicht hinunterfielen. Vielleicht hatten die beiden Männer sie nicht gehört, oder sie waren zu sehr in ihre eigenen Angelegenheiten vertieft. Jedenfalls hatten sie sie nicht bemerkt.
„Wenn ich nur nicht die Geduld verloren hätte", meinte der kleinere Mann
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