Die Strandhochzeit
Verlangen und trieben einander zum Gipfel der Lust.
Am nächsten Morgen war Jack fort. Auf seinem ordentlich zusammengefalteten Schlafsack lag ein Zettel: Bin mit den Geologen unterwegs. Ramon wird Dir sagen, was zu tun ist.
Nichts an diesen kühlen, sachlichen Zeilen deutete darauf hin, dass die vergangene Nacht Jack etwas bedeutet hatte. Ich bin nur eine Belastung für ihn, dachte Holly verzweifelt. Der Gedanke erschreckte sie. Doch dann verdrängte sie ihn energisch. Es hatte keinen Sinn, darüber nachzugrübeln.
Holly stand auf, um sich zu waschen, wobei sie sorgfältig darauf achtete, kein Wasser zu vergeuden. Danach traf sie Ramon, der ihr Kaffee brachte und sie einer Frau vorstellte, die ein Handy in der Hand hielt und nervös wirkte. „Sie sind also die Dolmetscherin", sagte diese erleichtert. „Ich bin wirklich froh, Sie zu sehen. Sie sprechen nicht zufällig Französisch?"
Es wurde einer der längsten und anstrengendsten Tage, die Holly je erlebt hatte. Sie dolmetschte für die internationalen Be sucher des Camps, überprüfte Vorratsbestände, half beim Kochen, übersetzte den Text für eine schematische Darstellung des Katastrophengebiets und besprach es anschließend mit drei einheimischen Einsatzkräften und einem Ingenieur aus Finnland.
Wie Jack vorhergesehen hatte, war sie bei Einbruch der Dunkelheit so erschöpft, dass sie kaum noch die Augen offen halten konnte. Als Ramon sie mit zum Abendessen nehmen wollte, lehnte sie ab. „Ich würde keinen Bissen hinunterbringen." Betont lassig fügte sie hinzu: „Wo ist denn Jack?"
Müde strich Ramon sich durch das staubige Haar. „Er ist mit einigen anderen stromaufwärts gegangen, um die Zustände dort zu erkunden. Ich glaube nicht, dass sie heute noch wiederkommen."
Erschrocken blickte sie ihn an. „Er kommt heute nicht mehr zurück?"
„Es hängt davon ab, wie es dort oben aussieht. Hat er nicht mit Ihnen darüber gesprochen?"
„Nein, er hat mir gar nichts erzählt. Ist es gefährlich?"
„Es ist ein sehr erfahrenes Team. Und Jack kann gut auf sich aufpassen."
Holly warf ihm einen wütenden Blick zu und ging zurück zu ihrem Zelt. Trotz ihrer Erschöpfung schlief sie sehr schlecht. Wann immer sie Schritte auf den Holzstegen hörte, hoffte sie, dass es Jack war.
Was Jack tut und denkt, geht mich gar nichts an, dachte sie verzweifelt. Das hatte er ihr ganz deutlich gesagt. Und doch vermisste sie ihn, als sie in der Dunkelheit auf dem harten Bett lag, erfüllt von Angst um Jack und einem übermächtigen Verlangen. Es erschreckte und beschämte sie, doch sie konnte ihre Gefühle nicht leugnen. Sie sehnte sich nach seinen Berührungen, seiner Stimme, seiner Nähe. Und sie brauchte ihn, wie sie Luft und Wasser brauchte.
„O nein!" Abrupt setzte Holly sich auf, zutiefst erschrocken über diese Einsicht. Sie legte die Arme um die Knie und dachte nach. Es gab nur eine einzige Lösung. Sie musste das Camp verlassen. Holly beschloss, es ihm so bald wie möglich zu sagen.
Am nächsten Tag um die Mittagszeit kam Jack wieder, schlammbespritzt und bester Laune. Erst nach einigen Stunden, die ihr endlos lang erschienen, hatte Holly Gelegenheit, im Zelt mit ihm allein zu sprechen.
Jack war gerade vom Duschen gekommen. Sein muskulöser Oberkörper war noch feucht und glänzte in der Sonne. Jack strahlte Lebenskraft und Stärke aus.
Holly sah ihn an, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie versuchte, ihre Befangenheit zu überspielen. „Warum darfst du dir die Haare waschen und ich nicht?"
Jack lächelte amüsiert. „Bei meiner Ankunft war ich ein wandelndes Gesundheitsrisiko, bis ich geduscht habe. Wenn du dir dagegen die Haare wäschst", fuhr er rau fort, „dann verbrauchst du das Wasser nur, um dich unwiderstehlich zu machen."
Er betrachtete sie, und sie erschauerte. Schnell wandte sie den Blick ab.
„Ich hätte nicht mit herkommen sollen", platzte sie heraus. „Es funktioniert nicht. Ich muss hier weg."
Sein Lächeln verschwand. „Meine Mitarbeiter haben mir etwas ganz anderes erzählt.
Du hast sehr wichtige Aufgaben übernommen."
Holly zuckte die Schultern. „Trotzdem fühle ich mich nicht wohl. Alle Leute hier glauben, ich wäre deine Frau."
Jack war wie erstarrt. „Du bereust es", sagte er.
Sie machte eine hilflose Geste und wandte sich ab.
Er schwieg eine Weile. „Wann willst du abreisen?" fragte er schließlich ausdruckslos.
„So bald wie möglich."
„Ich werde es in die Wege leiten." Er zögerte. „Was hast du dann
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