Die Strandhochzeit
wirkte riesig, aber ebenfalls gefährlich. Holly lief ein Schauder den Rücken hinunter.
„Und wie stabil ist,stabil genug'?"
Überrascht blickte Jack sie an. „Machst du dir etwa Sorgen um mich? Das brauchst du nicht."
Als sie das Hauptzelt erreichten, blieb er stehen. „Wenn du
wirklich abreisen möchtest, könntest du in einem der Lastwagen mitfahren", schlug er vor und wies auf eins der Militärfahrzeuge.
Hollys Gedanken überschlugen sich. Als sie nichts erwiderte, fuhr er fort: „Überleg es dir, und sag mir dann Bescheid. Ich kann dir über mein Büro einen Flug zu jedem Ort der Welt buchen lassen."
„Vielen Dank", brachte sie hervor. Er kann es kaum erwarten, mich endlich loszuwerden.
„Nichts zu danken." Jack klang gelassen, doch um seinen Mund zuckte es. Und als sie durch die enge Öffnung ins Zelt traten, wich er ein wenig zurück, damit sie einander nicht berührten.
Holly merkte, dass er verunsichert war. Ermutigt wandte sie sich zu ihm um: „Jack ..."
„Da bist du ja, Jack." Einer der Mitarbeiter trat zu ihnen. Er war stark erkältet und wirkte erschöpft. „Ich habe gehört, du willst heute noch einmal den Berg hinaufgehen?"
„Ja, ich habe eine geeignete Stelle entdeckt, wo ich nachher mit ein paar Männern den Notgenerator aufbauen werde", erwiderte Jack.
„Heute nicht", entgegnete der andere Mann energisch. „Die Soldaten haben keinen Dolmetscher mitgebracht, und ich kann auch keinen zur Verfügung stellen."
„Dann musst du eben umdisponieren. Der Generator ist wichtiger als alles andere."
Jack ging zur Kaffeemaschine.
Der Mann nieste und folgte ihm. „Ich habe wirklich niemanden zur Verfügung, Jack.
Der einzige geeignete Dolmetscher befindet sich zehn Meilen entfernt von hier."
Jack goss sich einen halben Becher dickflüssigen Kaffee ein und trank ihn in einem Zug leer.
„Vielleicht könnte ich helfen", bot Holly an.
Erfreut drehte der Mann sich zu ihr um, doch Jack runzelte die Stirn. „Das kommt gar nicht infrage."
Sie hob das Kinn. „Ich bin zwar keine ausgebildete Dolmetscherin, aber mein Spanisch ist wesentlich besser als deins."
„Darum geht es nicht. Das Gelände ist sehr gefährlich." Er wandte sich an den anderen Mann. „Sie hat keine Ahnung, wie es da oben aussieht." Anschließend drehte er sich wieder zu Holly um. „Du hast nicht die nötige Ausrüstung und die Ausbildung für Einsätze in so einem Gelände."
„Machst du dir etwa Sorgen um mich? Das brauchst du nicht", zitierte Holly ihn und lächelte ironisch.
„Großartig", sagte der andere Mann schnell. „Dann ist das Problem ja gelöst." Er klopfte Jack auf die Schulter. „Jetzt musst du nur noch die Soldaten dazu überreden, dir zu helfen."
„Das Wetter ist zu unbeständig", beharrte Jack. „Außerdem wolltest du doch abreisen."
„Das werde ich auch. Aber bis es soweit ist, kann ich mich nützlich machen."
Seufzend gab er nach. „Also gut. Dann solltest du wenigs tens ausgiebig frühstücken.
Es wird ein harter Tag."
Das wurde es tatsächlich.
Holly hatte Jack noch nie bei der Arbeit beobachtet und war beeindruckt. Sie hatte sich vorgestellt, dass er seinen Mitarbeitern gegenüber sehr autoritär war, doch sie hatte sich getäuscht. Er war freundlich und entspannt, aber äußerst konzentriert. Als sie mühsam den steilen Berg erklommen, sprach er direkt mit den Soldaten, die über sein schlechtes Spanisch lachten. Sobald sie den Wasserfall erreicht hatten und genaue Anweisungen erforderlich waren, ließ er allerdings sie übersetzen.
Holly merkte schnell, dass er seine Mitarbeiter ebenso gnadenlos forderte wie sich selbst. Er gewährte ihnen so selten wie möglich kurze Pausen, damit sie Kaffee trinken und Energie spendende Müsliriegel essen konnten.
Trotzdem beschwerte sich keiner der Männer. Und obwohl sie schwer atmeten und ihnen der Schweiß über die Stirn lief, waren sie gut gelaunt, und die Arbeit ging schnell voran.
„Du hast die Männer wie Sklaven schuften lassen!" bemerkte Holly, als das erste Kabel verlegt wurde.
„Ich habe ihnen geholfen, eine großartige Leistung zu vollbringen, auf die sie ihr Leben lang stolz sein werden", verbesserte Jack sie. „Vorausgesetzt, es funktioniert."
Sie erschrak. „Soll das heißen, du bist gar nicht sicher, dass es klappen wird?"
„Nicht zu hundert Prozent."
„Du verlangst sehr viel von den Männern, wenn du nur auf Risiko spielst."
Ruhig erwiderte er: „Wer nicht bereit ist, etwas zu riskieren, der hat schon
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