Die Strandhochzeit
und sogar einen Ring - einfach alles."
„Und was ist dann passiert?"
„Sie konnte sich nicht entscheiden. Immer wieder hat sie ihn weggeschickt und ihn im nächsten Moment wieder zu sich gerufen - ob er in Indien, Mazedonien oder sonst wo war. Sie war eine gewissenlose Frau. Am Ende ist sie zu ihrem Mann zurückgegangen und hatte noch nicht einmal den Anstand, es Jack zu sagen. Er hat die beiden praktisch in flagranti ertappt."
Bestürzt sah Holly ihn an. „Jack wusste, dass sie verheiratet war?"
„Susana behauptete, sie wolle sich scheiden lassen. Aber ich glaube, sie hatte von Anfang an gelogen. Sie erzählte Jack eine Mitleid erregende Geschichte von ihren kleinen Geschwistern und der alten Großmutter, für die sie sorgen musste. Und er hat alle Rechnungen bezahlt, während der Ehemann zum Arbeiten in Venezuela war - so war es meiner Meinung nach." Ramon lächelte bitter. „Jack hat einen sehr starken Beschützerinstinkt. Er glaubte, Susana brauche seine Hilfe."
Sie war wie versteinert. „Wollen Sie damit sagen, dass ich ein Ersatz für Susana bin?"
„Natürlich nicht", erwiderte er entgeistert, und seine nächsten Worte trafen sie mitten ins Herz. „Er hat sie geliebt."
Als Holly in ihr Zelt zurückkehrte, arbeitete Jack an seinem Laptop. Er blickte auf, als sie eintrat, schaltete das Gerät ab und stellte es zur Seite. Sie sah ihm dabei zu und versuchte, Ramons Worte zu verdrängen: „Er hat sie geliebt." Sie nahm all ihre Kraft zusammen, um nicht die Beherrschung zu verlieren.
Es wird bestimmt nie wieder passieren. Diese Worte schmerzten noch mehr als alles, was Ramon gesagt hatte. Sie waren wie ein Stachel, der tief in ihr Herz gedrungen war und den sie nicht herauszuziehen vermochte.
„Was ist los?" fragte Jack sanft.
Mit aller Macht riss sie sich zusammen. „Ich bin nur ein wenig müde."
„Es war auch ein sehr langer Tag", stimmte er ihr zu. Doch sie spürte, dass er sie aufmerksam betrachtete.
Hatte er etwa Angst, sie würde versuchen, ihn von seinem Vorsatz abzubringen? Holly musste plötzlich lachen. Auch in ihren Ohren klang es ein wenig hysterisch.
Unwillkürlich kam Jack einen Schritt auf sie zu, aber sie machte eine abwehrende Handbewegung. Abrupt blieb er stehen.
„Entschuldigung", flüsterte sie und wandte sich ab. „Ich bin solche anstrengenden Reisen nicht gewöhnt. Wenn ich eine Nacht durchgeschlafen habe, wird es mir viel besser gehen." Noch bevor sie zu Ende gesprochen hatte, wurde ihr klar, dass diese Worte die Erinnerung an die vergangene Nacht wachriefen.
„O nein!" rief sie. „Warum kann ich nicht nachdenken, bevor ich den Mund aufmache?"
Jack schwieg eine Weile. Dann erwiderte er gelassen: „Die Situation ist für uns beide nicht einfach."
Wieder musste sie an seine Worte denken: „Es wird bestimmt nie wieder passieren."
Gequält presste sie sich die Hand auf den Mund, um nicht laut zu weinen.
Er sah es nicht, da sie ihm den Rücken zuwandte. „Ich werde jetzt gehen, damit du ein wenig allein sein kannst."
Holly drehte sich um, sah allerdings nur noch die Zeltplane hinter ihm zufallen. Nach einigen Stunden gab sie das Warten auf. Sie löschte das Licht und kroch in ihren Schlafsack. Doch ihre Gedanken drehten sich im Kreis, und sie fand keinen Schlaf.
Immer wieder gingen ihr Ramons Worte durch den Kopf: „Er hat sie geliebt." Unruhig warf sie sich auf der harten Liege hin und her. Wenn Jack jemanden liebte, so tat er dies sicher genau wie alles andere: aufrichtig, zielstrebig und aus tiefstem Herzen. In der vergangenen Nacht waren seine Liebkosungen so zärtlich und
intensiv gewesen, dass sie in ihrer Unerfahrenheit fast geglaubt hätte, es wäre Liebe.
Und wenn Jack wirklich verliebt wäre, dann würde er mit Leib und Seele lieben.
Es wird bestimmt nie wieder passieren. Umso besser, versuchte Holly sich einzureden, während sie ungeduldig den Schlafsack zurechtzog. Plötzlich öffnete sich die Zeltplane, und Jack kam herein.
Obwohl es dunkel im Zelt war, schien er zu merken, dass sie ihn ansah. Ob er auch spürte, wie sehr sie sich nach ihm sehnte?
Mit zwei langen Schritten war er bei ihr und zog sie an sich. Holly spürte seine starken Arme um ihren Körper und seine Lip pen auf ihren. Sie warf den Schlafsack von sich, presste sich an Jack und ließ ihm die Hände über den Rücken gleiten. Eine Woge der Erregung erfasste sie beide, und sie sanken gemeinsam auf die Liege. Ohne ein Wort zu sagen, überließen sie sich ihrem übermächtigen
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