Die Strandhochzeit
eine andere Antwort gegeben. Als sie mit der Post die Ausschnitte aus den Morgenzeitungen bekam, war sie allerdings froh, dass sie ihm nicht gegenübertreten musste. Ein Journalist aus dem Mittleren Westen der USA hatte, offenbar in Brendans Auftrag, einen Artikel über sie verfasst. Angeblich hatte sie ein ungezügeltes Leben in Überfluss und Luxus geführt, seit sie von Lansing Mills weggezogen war.
Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Entsetzt ließ sie die Artikel fallen. Sie war so verstört, dass sie zum Frühstück keinen Bissen mehr hinunterbrachte. Und auch während der Fahrstunde war sie sehr nervös.
„Ist alles in Ordnung?" fragte der Fahrlehrer besorgt.
Holly nickte. Aber dann wurde ihr plötzlich schwindelig. Sie bremste unvermittelt und lehnte den Kopf ans Seitenfenster.
Der Mann betrachtete besorgt ihr aschfahles Gesicht. „Ich bringe Sie ins Krankenhaus", sagte er.
Die Ärzte und Krankenschwestern waren freundlich und hilfsbereit. Sie untersuchten sie und versprachen, ihr die Testergebnisse am folgenden Tag mitzuteilen. Doch am Resultat bestanden kaum Zweifel. Holly war ganz benommen und fuhr mit dem Taxi zurück.
Jack rief nicht aus Paris an. Das war nichts Ungewöhnliches. Und trotzdem fühlte sie sich im Stich gelassen, wenn sie abends
im Garten saß und alle Fenster offen ließ, um das Klingeln des Telefons nicht zu überhören.
Was sollte sie ihm auch sagen, wenn er anrief? Dass ein Problem aufgetaucht war?
Dass sie zwar eine Vernunftehe eingegangen waren, aber etwas Unvorhergesehenes geschehen war? Noch mehr sehnte sie sich danach, Jack mitzuteilen, wie sehr sie ihn brauchte. Das war allerdings unmöglich.
In dieser Nacht schlief Holly noch schlechter als zuvor. Am Tag darauf kam kein Anruf vom Krankenhaus - und keiner von Jack. Erst am folgenden Tag rief er an. Sie hatte eine böse Vorahnung und nahm den Hörer nicht ab. Schließlich sprang der Anrufbeantworter an.
„Hallo, hier ist Jack." Er erkundigte sich nicht, wie es ihr ging, und seine Stimme klang kühl. O nein, er hat die Zeitungsartikel mit all diesen Lügen über mich gelesen, dachte Holly entsetzt. Aber warum sprach er es nicht aus?
„Ich habe den Bericht abgeliefert und werde morgen wiederkommen. Die Mitarbeiter aus dem Londoner Büro kommen auch mit - zwei Frauen und drei Männer, die über Nacht bleiben werden. Es gibt etwas zu feiern."
„Wirklich?" fragte sie leise, während Jack auflegte. Ihre Frage wurde durch den nächsten Anruf beantwortet, der vom örtlichen Krankenhaus kam. Der Schwangerschaftstest, den sie vor zwei Tagen dort gemacht hatte, war positiv.
Um sich abzulenken, machte Holly sich sofort an die Vorbereitungen. Es war lange her, dass sie ein Fest geplant hatte. Sie schrieb eine Liste und begann mit den Vorbereitungen.
Damit sie Jacks Gästen selbstbewusst gegenübertreten konnte, ging sie zum Friseur zum ersten Mal seit fünf Jahren. Als sie zurückkam, parkten bereits Autos vor dem Schloss. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und ging hinein.
In ihrem Kleiderschrank hingen ein Musselinoberteil mit Raubtierdruck und ein dazu passender Bikini. Es war ein Verlegenheitskauf bei einer Wohltätigkeitsaktion gewesen, die die erstaunlich teure kleine Boutique des Dorfes veranstaltet hatte. Holly zog sich um und betrachtete sich anschließend skeptisch im Spiegel. Das Outfit war sexy und elegant.
Im Gegensatz zu mir, dachte sie. Da es ihr einziger Bikini war, blieb ihr allerdings keine Wahl. Sie hob das Kinn und ging in den Garten.
Auf einem Holztisch unter der Weide stand ein Tablett mit Fla schen und Gläsern. Die Mitarbeiter der Armour-Katastrophen-hilfe saßen beim Pool, tranken leuchtend grüne Cocktails und
schienen auf die Ankunft der unbekannten Hausherrin zu warten.
Holly beschloss, ihnen einen eindrucksvollen Auftritt zu bie ten. Sie setzte eine große Sonnenbrille auf, ging auf die Terrasse und lehnte sich lässig an die mit efeubewachsene Mauer. Als die Gäste sie bemerkten, winkte sie ihnen zu und lief die Stufen hinunter.
Trotz ihrer Zweifel darüber, ob das Outfit wirklich zu ihr passte, wusste sie, dass sie gut darin aussah.
Sie ging auf Jack zu. Er blickte sie an, doch seiner Miene war nicht einmal der Hauch einer Gefühlsregung anzusehen. Er hat die Artikel gelesen und alles geglaubt, dachte sie.
„Hallo, Darling." Vor Nervosität klang ihre Stimme ein wenig heiser. Auf die Gäste wirkte es vermutlich erotisch und leidenschaftlich. Holly stellte sich auf die
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