Die Strandräuber - ein Ferienabenteuer auf Sylt
einen Filzstift in der Hosentasche.« Er fummelte und holte den Filzer hervor.
Willi hielt ihm erst Frieda und dann Paul unter die Nase. John malte in seiner schönsten Schrift auf Frieda ein großes ›F‹ und auf Paul ein genauso großes ›P‹.
Die Kröten wurden auf die Startlinie gesetzt. »Du nimmst Frieda. Paul läuft für mich«, ordnete Willi an. Offensichtlich kannte er die Stärken und Schwächen seiner Tiere. Dann pfiff er. Die Tiere zeigten allerdings keine Reaktion. »Los! Start!«, kommandierte Willi. Frieda zog den Kopf ein und zeigte nur noch ihren Panzer mit dem großen ›F‹. Die Jungen stießen die Kröten an, hoben sie hoch und stießen sie wieder an.
Schließlich setzten die Schildkröten sich tatsächlich in Bewegung. Frieda marschierte schnurstracks geradeaus. Paul folgte ihr zunächst, kam aber schnell vom rechten Weg ab und spazierte in Richtung eines Kaffeetisches.
Es war natürlich streng verboten, die Schildkröten zurück auf den richtigen Pfad zu bringen. Willi konnte nur hoffen, dass Paul wieder Friedas Fährte aufnehmen würde. Der aber setzte unbeirrt seinen eigenen Kurs fort. Er kam zu dem schmalen Fuß einer Dame. Das Knallrot ihrer Zehennägel schien auf Paul wie eine rote Ampel zu wirken. Er stand stur und glotzte auf den Fuß.
Willi fasste sich ein Herz und ging zu der Dame: »Entschuldigen Sie. Aber Ihr Fuß, ich meine, können Sie den mal wegnehmen? Er ist meiner Rennkröte im Weg.«
Die Frau guckte Willi an, als sei er komplett unterbelichtet. Dann guckte sie nach unten, sah Paul und fing hysterisch an zu brüllen.
Die Bedienung kam angelaufen, Leute an den Nachbartischen standen auf und einige liefen direkt auf die schreiende Dame zu. Innerhalb weniger Sekunden entstand ein hektisches Durcheinander. Die Chance nutzten Willi und Chaoten-John. Sie hatten sich schleunigst die Krötengegriffen, sie in den Schuhkarton verfrachtet und im Eiltempo zum Auto zurückgebracht. Dann schlenderten sie pfeifend durch den Kaffeegarten zu Mazunkes Tisch.
Es wird kriminell
Bei all dem Getümmel blieb die Weihnachtsbaumfrau gelassen. Und die beiden merkwürdigen Typen an ihrem Tisch machten immer noch auf obercool. Luise, die diesen Tisch interessanter fand als das ganze Durcheinander, meinte zu sehen, dass die Männer sich zunickten.
Gleich darauf stand einer der beiden auf und stieß dabei schwungvoll sein Glas mit Eiskaffee um. Das sah so gewollt ungeschickt aus, dass man sofort sah, dass es mit Absicht geschehen war.
Der andere Mann sprang auf, wollte der Dame zu Hilfe kommen, denn ihr Hosenanzug hatte eine kräftige Ladung Kaffee abgekriegt. Beide Männer waren sehr hilfsbereit und fuchtelten jetzt wild an der Dame herum. Und kaum hatte die ihnen dankbar zugelächelt, da waren beide in affenartiger Geschwindigkeit aus dem Lokal verschwunden.
Luise kletterte plötzlich auf ihren Stuhl, hopste darauf herum und versuchte über die Hecke zu gucken.
»Was soll denn das, Luise? Spielst du jetzt auch noch verrückt?« Frau Mazunke hatte die Kinder ja von Anfang an nicht mitnehmen wollen.
»Die haben geklaut! Die haben geklaut!« Luise war total aus dem Häuschen. Sie sprang vom Stuhl runter und stürz-te zu der Schmuck-Dame. »Ihre Uhr ist weg!«, sagte sie außer Atem und zeigte mit dem Zeigefinger auf das leere Handgelenk der Frau.
Die starrte entgeistert auf die Stelle, an der die Uhr gesessen hatte. »Ach je, ach je«, stammelte sie, ließ sich auf die Knie fallen und suchte fieberhaft den Grasboden ab.
»Nein, ich sag doch, die ist geklaut worden«, wiederholte sich Luise. »Die beiden Typen, die hier am Tisch saßen. Die waren es.«
»Aber, aber, die kenne ich doch gar nicht«, sagte die Frau. Na, das war Luise schon ziemlich klar. Wer klaut denn schon Bekannten die Uhr vom Handgelenk?
Die Frau richtete sich auf. Einen Moment lang standen Luise und sie sich ratlos gegenüber. Schließlich erlebte man nicht alle Tage so einen Krimi live.
»Was treibst du denn hier?«, das war Frau Mazunkes Stimme.
Luise war zum ersten Mal heute froh, dass Frau Mazunke da war. Und in ihrem Schlepptau Herr Mazunke. Sie erzählte kurz und knapp, was sie gesehen hatte.
»Und warum bist du auf den Stuhl gestiegen?« Frau Mazunke hatte noch immer keine Idee, was Luises Hopserei zu bedeuten hatte.
»Um die Autonummer zu sehen. Aber es hat nicht gereicht. Ich bin nicht hoch genug gekommen.«
»Aber die Automarke wirst du doch wohl erkannt haben?«, fragte Herr Mazunke.
»Ja, natürlich.
Weitere Kostenlose Bücher