Die Strasse der Oelsardinen
erziehen.
Pfützen auf dem Fußboden erschienen ihm plötzlich ekelhaft. Es ging vor die Tür. Unverkennbar entwickelte es sich zu einer braven, liebenswürdigen Hündin. Und aus der Hundestaupe war zum Glück kein Veitstanz hervorgegangen.
Wie ein Gas breitete sich der Segen aus und wirkte weiter bis zu Hermans Hamburger-Bude, ja bis ins Hotel San Carlos. Es spürte ihn Jimmy Brucia und sein singender Barmixer, es spürte ihn auch Sparky Enea und blieb im Kampf mit drei neuen Stadtpolizisten Sieger. Der wohltätige Einfluß reichte sogar bis ins Landesgefängnis von Salinas. Gay, der bis dahin das schönste Leben gehabt hatte, weil er den Sheriff im Schachspiel regelmäßig gewinnen ließ, wurde nun keck und gewann jedes Spiel.
Zwar ging er dadurch seiner Vorzugsstellung verlustig, fühlte sich aber dafür wieder als ehrlicher Kerl.
Sogar die Seelöwen spürten die Veränderung. Ihr Gebell nahm einen Ton, einen Takt an, der das Herz des heiligen Franziskus erfreut hätte. Und Konfirmandinnen blickten unversehens von ihrem Katechismus auf und kicherten ohne ersichtlichen Grund.
Ein Erforscher erdmagnetischer Ströme wäre vielleicht imstande gewesen, den quellenden Ursprung all der Freude- und Glücksausstrahlungen zu lokalisieren. Mittels seiner Wünschelrute hätte ein Rutengänger ihn wohl im Palace Hotel und Grillroom ermittelt. Bestimmt war dort ein magnetisches Feld, das Kraftzentrum aller Lustigkeit. Jones konnte urplötzlich von seinem Stuhl aufspringen, Kapriolen schlagen und sich wieder hinsetzen. Hazel lächelte stillvergnügt vor sich hin. Aber zuweilen schäumte die Freude so allgemein auf, daß Mack sie nur mit der größten Mühe einzudämmen und die gestaute Kraft auf ein bestimmtes Ziel zu lenken vermochte. Eddie, der während der ganzen Zeit Nacht für Nacht im La Ida tätig war, legte einen Weinkeller an, der die höchsten Genüsse verhieß. In seinen Sammelkrug goß er keinen Tropfen Bier mehr, weil dies der Mischung, wie er sich ausdrückte, einen schalen Beigeschmack gab.
Sam Malloy pflanzte rote Winden, die bald den Kessel umrankten, und ein Sonnensegel hatte er ausgespannt, unter dem er an schönen Nachmittagen mit seiner Frau saß. Sie häkelte eine Bettdecke.
Auch in die Flotte Flagge drang Freude ein. Das Geschäft blühte. Phyllis Maes Bein heilte gut, und fast war die Tapfere wieder arbeitsfähig. Eva Flanagan kehrte aus East St. Louis zurück und war glücklich, wieder da zu sein. Es war dort sehr heiß und lange nicht so schön gewesen, wie die Erinnerung es ihr vorgegaukelt hatte.
Die Party für Doc, in Entwurf und Ausführung, reifte jedoch nicht mit einem Schlag. Gut Ding will Weile haben. Wohl waren alle von der Idee durchdrungen, doch sie ließen sie wie eine Raupe im Kokon ihrer Einbildungskraft sich entwickeln. Mack als Realpolitiker sagte: »Letztesmal haben wir die Geschichte forciert. Auf diese Weise kommt nie eine anständige Party zustande. Man muß die Sache an sich herankommen lassen.«
»Wann soll sie stattfinden?« fragte Jones ungeduldig.
»Ich weiß nicht«, versetzte Mack.
»Wird es eine Überraschungsparty?« wollte Hazel wissen.
»Das wäre wohl am schönsten«, versetzte Mack.
Darling brachte ihm einen Tennisball, den sie irgendwo aufgestöbert hatte. Er schleuderte ihn zur Tür hinaus ins Unkraut. Sie schoß hinterher.
»Wenn wir wüßten, wann Doc Geburtstag hat, könnten wir eine Geburtstagsfeier veranstalten«, äußerte Hazel.
Mack staunte. Dieser Hazel überraschte doch immer wieder von neuem! »Donnerwetter, du hast es getroffen, Hazel«, rief er entzückt, »Geburtstagsfeier, Geschenke - das ist das Richtige! Jetzt müssen wir bloß noch das Datum herausfinden.«
»Das kann doch nicht schwer sein«, meinte Hughie, »wir fragen ihn einfach.«
»Bloß nicht!« warnte Mack. »Dann riecht er den Braten. Wenn du jemand nach seinem Geburtstag fragst und hast ihm schon einmal ein Fest gegeben wie wir, weiß der Betreffende doch sofort, was du vorhast, und die Überraschung ist beim Teufel. Am besten, ich gehe hinüber und beschnuppere ihn ganz unauffällig.«
»Ich geh mit«, bot Hazel an, aber Mack wies ihn zurück: »Wenn wir zu zweit angerückt kommen, denkt er, wir wollen etwas von ihm.«
»Entschuldige, es war nur wieder so eine Idee von mir«, sagte Hazel.
»Gewiß«, versicherte Mack, »und wenn die Geburtstagsparty geglückt ist, sage ich Doc, daß du die Idee hattest. Aber im Augenblick ist es günstiger, ich gehe allein.«
»Wie ist er jetzt - nett?«
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