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Die Strasse der Oelsardinen

Titel: Die Strasse der Oelsardinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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Beschaffung von Katzen Schwierigkeiten machte. Daher liehen sie sich irgendwo eine läufige Katze, befestigten sie in einer Falle und stellten diese an die Zypresse am oberen Ende des leeren Platzes. Ferner errichteten sie in einem Winkel des Palace aus Draht einen Käfig, in welchem die Zahl der wütenden Kater von Nacht zu Nacht anwuchs. Jones mußte täglich zweimal alle Konservenfabriken nach Fischköpfen absuchen, um das Geburtstagsgeschenk bei Kräften zu halten.
Fünfundzwanzig Kater, entschied Mack, seien bestimmt das schönste Geschenk, das sie Doc zu seinem Ehrentage machen könnten. »Aber bloß keine Dekorationen!« setzte er hinzu.
»Diesmal soll es eine gediegene Party werden mit möglichst viel zu trinken!«
Gay hörte sogar im Gefängnis von Salinas von dem geplanten Fest und sprach darüber mit seinem Sheriff, der ihm zu diesem Zweck Ausgang bewilligte. Gay war ja immer so nett zu ihm gewesen; das vergaß dieser Sheriff nicht, zumal Neuwahlen bevorstanden und er gern wiedergewählt werden wollte. Gay war imstande, ihm eine beträchtliche Anzahl Wählerstimmen beizubringen, wenigstens behauptete er es, und da seine Entlassung noch vor dem Wahltag erfolgen sollte, hätte er das Gefängnis Salinas samt dessen Leiter leicht in üblen Ruf bringen können.
Aber dazu war Gay nicht fähig. Er borgte sich nur von dem Sheriff zwei Dollar für eine Busfahrkarte.
Henri, der Maler, hatte wieder eine Entdeckung gemacht. Er war dahintergekommen, daß das altmodische Nadelkissen eine einst blühende Kunstform darstellte, die er zu neuem Leben erwecken müsse. Entzückt erkannte er, welche ungeahnten Effekte sich aus farbigen Nadelköpfen herausholen ließen. Da war jedes Gemälde in steter Wandlung begriffen. Jede Umstellung der Nadeln veränderte seine Komposition. Henri war gerade dabei, eine Reihe derartiger Kunstwerke zu einer Sonderausstellung zusammenzufassen, als er von der geplanten Party vernahm. Augenblicklich ließ er die Arbeit im Stich und begann ein ebenso schwieriges wie aufreizendes Nadelkopfkunstwerk in kühlen grünen, blauen und gelben Nadeln, betitelt Paläozoische Reminiszenz .
Henris Freund Eric, ein gelehrter Friseur, sammelte Erstausgaben solcher Autoren, von welchen nie wieder ein zweites Buch noch eine zweite Auflage erschienen war. Sein Geburtstagsgeschenk für Doc bestand in einem Ruderapparat, den er aus der Konkursmasse eines Kunden hatte übernehmen müssen, der ihm drei Jahre lang die Coiffeurrechnung schuldig geblieben war. Die Rudermaschine war vortrefflich erhalten, denn wer benutzt schon so ein überflüssiges Möbel!
Die Verschwörung dehnte sich aus, Besuche und Gegenbesuche erfolgten, Geschenke, Getränke, Programm und Beginn wurden eingehend erörtert, doch niemand durfte Doc etwas davon verraten. Daß da irgend etwas in Gang war, was ihn betraf, konnte jedoch seinem Forscherblick nicht entgehen. Wenn er zu Lee in den Laden kam, stockte die Unterhaltung, so daß er zuerst auf die Vermutung kam, man habe etwas gegen ihn, und als ihn mindestens sieben Personen gefragt hatten, was er am 27. Oktober vorhabe, kam ihm die Angelegenheit immer merkwürdiger vor. Es war ihm völlig entfallen, daß er dies Datum als das seines Wiegenfestes genannt hatte. Damals hatte es ihn zwar interessiert, wie das Horoskop eines falschen Geburtstages aussehen werde, aber da Mack nicht mehr darauf zurückkam, hatte er es vergessen.
Eines Abends betrat er ein abgelegenes Wirtshaus, in dem sein Lieblingsbier frisch angesteckt und erfahrungsgemäß wohl temperiert war. Er goß das erste Glas hinter die Binde, nahm Platz, freute sich schon auf das zweite und hörte dabei von ungefähr, wie ein Betrunkener zu dem Barmixer sagte: »Du gehst doch auch zu der Party?«
»Was für eine Party?«
Der Betrunkene beugte sich vertraulich vor. »Du kennst doch Doc, unten in der Cannery Row!« flüsterte er geheimnisvoll. »Das wird eine tolle Sache an seinem Geburtstag!«
»Wer kommt denn da hin?«
»Na, wir alle!«
Doc kannte weder den Betrunkenen, noch kannte dieser oder der Barmann ihn. Es freute und rührte ihn zwar, daß man seinen Geburtstag zu feiern gedachte, zugleich aber erbebte er, da er des Festes gedachte, das man ihm mit den Fröschen bereitet hatte.
Und nun fiel's ihm wie Schuppen von den Augen. Macks Besuch, das jähe Schweigen bei Chong - jetzt war das Rätsel gelöst.
Als er am gleichen Abend an seinem Schreibtisch saß, ging er lange mit sich darüber zu Rate, welche Gegenstände er vor allem unter

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