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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Nachrichten aus dem Norden enttäuscht werde.«
    »Töten als Ablenkung, darauf wäre ich nie gekommen«, gab sie bissig zurück und ging zur Tür. »Ich bin müde und möchte mich hinlegen.«
    »So war es nicht gemeint!«, rief er ihr nach. Aber vielleicht doch, dachte er etwas später, als Hekayib ihm einen dampfenden Eintopf aus Linsen mit Knoblauch vorsetzte und Achtoi ihm aufwartete.
    Am nächsten Morgen waren Abana und Mereruka mit zwanzig Mann aus der Amun-Division aufgebrochen. Ahmose ließ Turi und Anchmahor holen und sagte, sie müssten in ein paar Tagen reisefertig sein, Turi mit Soldaten aus der Amun-Division und Anchmahor mit den Getreuen des Königs. Er hatte beschlossen, keine Medjai mitzunehmen. Das hielt er nicht für nötig, und außerdem waren sie aus ihren Dörfern in Wawat mit Frauen und Kindern zurückgekehrt und richteten sich noch immer in den Hütten ein, die Sobek-nacht eilig am Rand der Wüste für sie hatte bauen lassen.
    Von seiner Mutter und Großmutter gab es keine weiteren Briefe, doch Ahmose hatte auch keine erwartet. Aahotep würde schon dafür sorgen, dass sie Mererukas Aufforderung nachkamen und erst einmal in Djeb blieben. »Tetischeri würde solch eine Anweisung, wie taktvoll auch immer, als Angriff auf ihren adligen Stand seitens der Bauern beider Städte sehen«, meinte Ahmose zu seiner Frau, als sie am Vorabend seiner Abreise nebeneinander in seinem Schlafgemach lagen. »Wäre sie als Mann geboren worden, sie wäre jetzt König, und die Setius wären nur noch eine verschwommene Erinnerung.«
    »Sie wird schrecklich neugierig sein, was da los ist«, meinte Aahmes-nofretari. »Vielleicht hätte Abana auf dem Weg nach Necheb in Djeb Halt machen und ihr berichten sollen.«
    »Lieber nicht«, erwiderte Ahmose. »Sie ist so viel höher gestellt als er. Vielleicht hätte sie gefordert, dass man sie abholt, wenn die Schiffe vorbeifahren, und er hätte ihr das schwerlich abschlagen können.«
    »Wenn ich doch mit dir fahren könnte«, unterbrach Aahmes-nofretari bekümmert das darauf folgende kurze Schweigen. »Du bist nicht der Einzige, der sich bisweilen langweilt, Ahmose.« Er hob den Kopf und gab ihr einen Kuss auf das zerzauste Haar.
    »Ich brauche dich hier als Königin«, sagte er munter. »Außerdem bist du jetzt zu rund, du passt nicht mehr in meinen Streitwagen.« Sie lachte nicht über seinen Witz.
    »Du bist doch zurück, wenn unser Kind geboren wird, Ahmose, ja?«, sagte sie nachdrücklich. Er stützte sich auf den Ellbogen und blickte ihr in das besorgte Gesicht.
    »Die ganze Sache ist in weniger als einer Woche vorbei«, sagte er. »Verglichen mit den großen Feldzügen ist es nur ein Schwerthieb. Zur Feier der Krönung des Horus am ersten Tybi bin ich wieder an deiner Seite, Aahmes-nofretari, und das Kind kommt doch erst nächsten Monat. Mache dir keine Sorgen.«
    Ihre Miene entspannte sich, und sie schloss die Augen, doch er bewegte sich nicht, sein Blick wanderte über die gefällige Linie ihres Kinns, über die langen schwarzen Wimpern, die auf ihrer Wange lagen, über den schmalen Schatten zwischen ihren Brüsten, die halb von den Laken verdeckt waren. Ich werde da sein, meine Schwester, dachte er, aber ich will gar nicht. Wenn du wüsstest, wie sehnlich ich tausend Meilen von Waset entfernt sein möchte, wenn du gebärst, deine Liebe zu mir würde sich auf der Stelle in Verachtung umkehren. Falls der Seher Recht hat, birgt dein gerundeter Leib für dich nur Herzeleid und für mich Verzweiflung. Amun, hilf mir, denn ich liebe dich noch immer abgöttisch und würde dir, wenn ich könnte, den bevorstehenden Schmerz ersparen.
    Sie war eingeschlafen, atmete langsam und regelmäßig, und er drehte sich auf den Rücken, legte einen Arm auf die Stirn, starrte in die roten Schatten, die auf der Decke flackerten, und bemühte sich, die Schreckensbilder zu verbannen, die sich in seinen Kopf stahlen.
    Elftes Kapitel
     
    Nachdem Ahmose und seine Männer zum Westufer übergesetzt hatten, zogen sie nach Süden weiter, vorbei an der Totenstadt und dann um die weite Biegung des Nils. Rechts von ihnen erstreckten sich sandige Hügel, links magere Palmenhaine, durch die sie marschierten, daneben die Binsensümpfe, die leise in der Brise raschelten. Ab und zu erhaschte Ahmose einen Blick auf Nilpferdnüstern, und ein Strudel glitzernden Wassers sagte ihm, dass sie untergetaucht waren.
    Der Wasserstand des Nils sank, die Sonne schien hell, doch nicht so schrecklich heiß wie im

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