Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
Vom Netzwerk:
Schemu, und glücklich atmete Ahmose den Duft von feuchter Erde und Pferdeschweiß ein. Vor und hinter ihm marschierten seine Soldaten und unterhielten sich ungezwungen und fröhlich. Es ist wie ein Jagdausflug, dachte er zufrieden. Die Männer wissen, dass ihnen auf diesem kleinen Ausflug keine Gefahr droht. Die Beute ist bereits in die Enge getrieben, Abschaum aus aufgebrachten Städtern und kein Gegner für erfahrene Soldaten. Und was mich angeht, so muss ich nur in meinem Streitwagen stehen und Ägypten vorbeirollen sehen. Ich bin frei.
    Sie waren gerade vor dem Morgengrauen aufgebrochen, und mittags hatten sie die halbe Strecke bis Pi-Hathor zurückgelegt. Ahmose ließ halten, speiste Brot, Trockenobst und Ziegenkäse und lehnte dabei den Rücken an eine Palme, während die Getreuen seine Pferde ausspannten und sie zum Tränken an den Nil führten. Überall im sonnenfleckigen Schatten aßen die Soldaten ihre Rationen und hatten die Schwerter sorglos neben sich gelegt. Einige hatten sich sogar ausgezogen, planschten im seichten Wasser, schrien und lachten.
    Zwei Stunden nach Sonnenuntergang kam ihr einziger Späher zurück und berichtete Ahmose, dass Pi-Hathor nur noch eine Meile entfernt liege. »Man hat sie, glaube ich, vor uns gewarnt, Majestät«, sagte er. »Soweit ich feststellen konnte, ohne dass ich die Stadt betreten habe, wimmeln Straßen und Gassen noch von Menschen, die eigentlich daheim beim Abendessen sein sollten.«
    »Vermutlich ließ es sich nicht vermeiden, dass sie Wind von unserem Kommen erhalten haben«, antwortete Ahmose. »Da wir so nahe an der Stadt sind, haben wir ein paar Bauern beim Tränken ihrer Ochsen gesehen, und die können uns natürlich auch gesehen haben.« Er bedankte sich bei dem Späher und schickte ihn auf Wache, der Rest des Heeres durfte sich einen Platz zum Schlafen suchen. Zelte hatten sie nicht mitgenommen. Jeder rollte sich in seine Decke, Ahmose auch.
    Im Morgengrauen verließ Ahmose die sandige Mulde, in der er zusammen mit Turi und Anchmahor geschlafen hatte, etwas durchgekühlt und steif, und nachdem sie rasch etwas gegessen hatten, marschierten sie weiter. Doch weit waren sie nicht gekommen, als die erste Marschsäule stehen blieb und jemand nach hinten zu Ahmose gelaufen kam. Es war Mereruka. »Alle Männer haben Pi-Hathor verlassen«, meldete er Ahmose. »Sie sind in der Nacht nach Esna gezogen und haben sich mit den Einheimischen dort vereint. Wenn du die Stadt nicht niederbrennen willst, vergeude keine Zeit darauf. Es sind lediglich Frauen und Kinder geblieben.«
    »Dann sind sie tatsächlich gewarnt worden«, sagte Ahmose. Mereruka lächelte schlau.
    »O ja. Und das war ich«, verkündete er. »Mein Sohn hat nach dir Ausschau gehalten. Als du dich genähert hast, habe ich die Nachricht verbreitet. Ich musste gar nicht viel brüllen, um die Männer nach Esna zu locken, wo sie deinem Heer angeblich besser Widerstand leisten können.«
    »Dann brauchen wir nur einmal zuzuschlagen statt zweimal und haben obendrein noch Hilfe von Abana«, sagte Ahmose anerkennend. »Für einen Eselzüchter bist du wahrlich verschlagen. Was ist mit meinem Admiral?«
    »Wir haben uns unbemerkt getrennt, und er ist nach Süden weitergegangen«, sagte Mereruka. »Zwei meiner Spione in Esna, Binsenschneider, die am Fluss arbeiten und sich daher nicht verdächtig machen, haben mir Nachricht geschickt, dass Admiral Abana letzte Nacht südlich der Stadt eingetroffen ist.« Ahmose machte sich im Geist einen Knoten ins Kopftuch, dass dieser Mann für seine Treue das Gnadengold verdiente. Und ich brauche weiterhin seinen Sachverstand, dachte er, als er Mereruka entließ. Wenn in Ägypten alles geordnet ist, mache ich ihn zu Augen und Ohren des Königs. Das wird Aahmes-nofretari freuen. Wahrscheinlich hat sie die Beförderung bereits für ihn vorgesehen.
    Es war, wie der Spion gesagt hatte. Der Nil bog bei Pi-Hathor nach Osten ab, die Stadt lag nicht unmittelbar am Wasser, und mehrere breite, festgetretene Straßen kreuzten den Weg von der Stadt zum Anleger. Eine stumme und besorgte Menschenmenge, Frauen und Kinder, stand vor den verwahrlosten Lagerhäusern und verfolgte die vorbeimarschierenden Soldaten mit Blicken.
    Ahmose bemerkte, dass der Anleger selbst allmählich verfiel, die Planken hatten Löcher, die Stützbalken lehnten wie betrunken in die Strömung. Schiffe waren nicht zu sehen. Ahmose fühlte sich zwar sicher, aber trotzdem überlief es ihn kalt, als sein Streitwagen an diesem

Weitere Kostenlose Bücher