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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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dem Andenken überkam ihn eine tiefe Befriedigung.
    Die geballte Kraft ihrer Männlichkeit war wie Eintauchen in kaltes Wasser, erfrischend und belebend. Die Männer, die ihm in Waset gedient hatten, seine Berater und Beamten, waren kluge Leute. Doch ihre Männlichkeit war anders geartet. Die hier ist mir lieber, dachte Ahmose, als sich Hor-Aha, der als Letzter erschien, verbeugte, geschmeidig auf einem Schemel Platz nahm und als Chabechnet dann um Ruhe bat. Für diese Strategen gibt es keine unausgesprochenen Ziele, kein zähes Ringen um Kleinigkeiten, die am Ende wenig zu bedeuten haben. Eines Tages, und das bald, werde ich meine Energien völlig auf friedliches Regieren sammeln müssen, aber in der Zwischenzeit verblassen diese Alltagspflichten neben meiner Aufgabe hier, der Befreiung Ägyptens. Er winkte Achtoi, er solle das Essen auftragen, und musterte lächelnd die Gesichter, die sich ihm zuwandten. »Ich bin glücklich, dass ich wieder bei euch bin«, sagte er. »Beim Essen könnt ihr mir einer nach dem anderen berichten, wie es um eure Division steht. Ich verlasse mich darauf, dass eure Soldaten ordnungsgemäß rotiert haben und dass sie gesund und kampfbereit sind.«
    »Bereit ist nicht das Wort, das ihre Verfassung wiedergibt, Majestät«, sagte Baqet. »Ergeben trifft es besser. Was wir im letzten Jahr gewonnen haben, hat ihnen Mut gemacht, und sie haben sich auf ein Ende der Belagerung gefreut. Aber dazu ist es nicht gekommen.« Er lehnte sich zurück und ließ sich Wein einschenken. »Damit will ich nicht sagen, dass es in der Truppe zu Meutereien gekommen ist. Sie haben sich bewundernswert willig drillen lassen und haben mit ihren Waffen geübt. Aber an den Kochfeuern hört man kein munteres Soldatengeschwätz mehr. Es geht um die Höhe der Mauern, ihre mutmaßliche Stärke, die gewaltigen Tore und so weiter. Und sie schmieden einen wahnwitzigen Plan nach dem anderen, wie man die Stadt stürmen kann. Wir haben das am besten geschulte Heer auf der ganzen Welt, sind aber unserem Ziel keinen Schritt näher gekommen als Kamose.« Zustimmendes Gemurmel rings um den Tisch.
    »Meine Männer auf dem Nordhügel reden davon, dass sie sich auf die Mauern stellen und Brandpfeile nach Auaris hineinschießen wollen«, warf Cheti ein. »Aber Feuer in der Stadt öffnet keine Tore.« Ahmose hob die Hand.
    »Ich weiß«, sagte er bestimmt. »Du täuschst dich, General Baqet, wir haben seit der Zeit meines Bruders durchaus Fortschritte gemacht. Von den Divisionen im östlichen Delta kommt Nachricht, dass diese Gegend zu Ägypten zurückgekehrt ist, die Horusstraße gehört uns, und die Festungen der Fürstenmauer sind vom Feind verlassen und darauf von unseren Männern besetzt worden. Nichts, nichts bleibt den Setius von ihrer Macht, nur das da.« Er zeigte auf Auaris, das im zunehmenden Dunkel riesig und hoch dräute. »Wir müssen uns nur noch in Geduld üben, dann haben wir gewonnen.«
    »Ausgerechnet Geduld ist eine Tugend, die wir Ägypter in hohem Maße besitzen«, meinte Kagemni spöttisch. Alles lachte. Ahmose klopfte auf den Tisch.
    »Ich möchte etwas über meine Soldaten hören. Cheti, du fängst an. Wie ist es der Horus-Division ergangen?«
    Sie aßen stumm und ließen sich von schweigsamen Dienern vorlegen, während einer nach dem anderen aufstand und Ahmose berichtete, was er in den Monaten von Ahmoses Abwesenheit getan hatte. Ipi schrieb fleißig Beschwerden auf. Es gab nur wenige. »Im Augenblick müssen wir das Essen rationieren«, hatte Sobek-chu geendet. »Die Überschwemmung war gut, die Aussaat beginnt sehr bald, aber du weißt, Majestät, dass die Proviantschreiber mit der Beköstigung Tausender Soldaten eine schwierige Aufgabe haben. Wie du schon gesagt hat, ist das Delta gesäubert, aber viele Dörfer sind verfallen. Aus denen bekommen wir erst im nächsten Jahr etwas. Und hoffentlich«, so sagte er und schüttelte sich, »liegen wir im nächsten Jahr nicht mehr hier.«
    Als die Berichte beendet und die Teller leer gegessen waren, tranken die Männer Bier und unterhielten sich, und es wurde viel gelacht. Zufrieden lauschte Ahmose dem lauten Gespräch ringsum, schwieg aber selbst. Trotz meiner Enttäuschung habe ich Frieden gefunden, dachte er. Die Wochen, die ich hier auf Wachposten neben dieser störrischen Stadt, diesem breiten Nebenarm verbracht habe, werden mir fehlen. Er stand auf, und sofort verstummte das Gespräch. »Ich suche jetzt mein Lager auf«, sagte er. »Geht, wann ihr wollt.

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