Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
Vom Netzwerk:
Anchmahor, hole meine Wachposten.« Die Männer verweilten nicht länger. Sie verbeugten sich und verschwanden in der Dunkelheit. Die Diener schickten sich an, die Reste fortzuräumen, und Achtoi begleitete Ahmose ins Zelt.
    »Die Stadt wird fallen«, sagte Achtoi auf einmal. Erschrocken fuhr Ahmose zu ihm herum. Achtoi goss Duftöl in ein Wasserbecken, und Hekayib stand daneben und wartete darauf, dass er Ahmose waschen durfte.
    »Was hast du da gesagt?«, fragte Ahmose nach. Achtoi stöpselte das Gefäß wieder zu und winkte Hekayib mit dem Finger.
    »In der letzten Nacht auf dem Schiff habe ich geträumt, dass du eine Gans tötest, Majestät«, erläuterte Achtoi. »Ein sehr viel versprechendes Vorzeichen.«
    »Ja, wirklich«, bestätigte Ahmose. »Also werde ich meine Feinde töten. War der Traum lebhaft, Achtoi?«
    »Bis in die letzten Einzelheiten und sehr farbenprächtig«, versicherte ihm der Haushofmeister.
    Noch vor Mittag des folgenden Tages trafen Paheri und Abana ein, und nach ein paar Begrüßungsworten befahl Ahmose ihnen, ihre Schiffe längs der Westseite der Stadt zu sammeln und das Bürgertor, das Königstor an der Nordspitze und das Händlertor zu bewachen. »Brauchst du dein Flaggschiff, Majestät?«, fragte Abana erwartungsvoll. Ahmose schüttelte den Kopf.
    »Lass die Cha-em-Mennofer hier im Süden vertäuen, sodass ich im Notfall rasch an Bord gehen kann«, antwortete er. »Aber ich möchte, dass du eine Position einnimmst, von der aus du all unsere Schiffe dirigieren kannst.« Paheri warf ihm einen scharfen Blick zu.
    »Erwartest du wieder Kampfhandlungen mit den Setius, Majestät?« Ahmose seufzte.
    »Ich weiß nicht, was ich erwarte«, bekannte er. »Jeder ist unruhig, hat Träume und Eingebungen, schwört, dass sich etwas geändert hat, was man mit bloßem Auge nicht sehen kann. Aber irgendetwas sagt mir, dass ich bereit sein muss. Lass deine Bootsleute aber nachts an Land schlafen, Paheri. Ich denke, der Umschwung findet noch nicht gleich statt!«
    An diesem Abend trafen auch die Amun-und die Re-Division zusammen mit den Medjai nacheinander im Lager ein. Ahmose ließ Hor-Aha durch Chabechnet ausrichten, dass die Medjai am nächsten Morgen mit fünf Schiffen den kleineren Nebenarm östlich der Stadt patrouillieren und sich auf das einzige Tor in dieser Mauer, das Horustor, sammeln sollten.
    Er ließ seine Generäle ihre Soldaten ungefähr so aufstellen wie während der letzten Auseinandersetzung, Amun und Re im Westen, verteilt hinter der Bootstruppe. Thot unter General Baqet um die Südspitze herum bis zu den Medjai draußen vor dem Bürgertor im Osten. Sobek-chus Montu-Division schickte er in das nordwestliche Gebiet, wo der kleinere Nebenarm zwischen Stadt und Nordhügel verlief, den die Ägypter eingenommen und bislang verbissen gehalten hatten. Jede Division hatte Behelfsbrücken, die man über die randvollen Gräben legen konnte, falls die Tore aufgingen. Die Osiris-Division bildete Ahmoses Reserve.
    Er wusste, dass seine erwartungsvolle Stimmung wahrscheinlich eine Sinnestäuschung war, ein törichter Wunsch, der in seinem Hirn irgendwie magische Gewissheit angenommen hatte, aber auch die Soldaten empfanden so. Begeisterung hatte das riesige Lager erfasst, und das hatte mit Ahmoses Rückkehr angefangen. Es liefen Gerüchte um, der König hätte einen geheimen Weg in die Stadt gefunden, er würde die Mauern auf der Stelle abreißen lassen, ein Seher hätte ihm einen Zauber gegeben, mit dem er ganz Auaris in Brand stecken und in einer Riesenflamme verschwinden lassen könnte.
    Er lachte darüber, denn er wusste, dass Bauern, auch wenn sie noch so gute Soldaten geworden waren, zu Aberglauben neigten. In dieser Nacht schlief er unruhig, wachte auf und hatte etwas geträumt, an das er sich nicht mehr erinnerte, lag da und starrte ein Weilchen in die Dunkelheit seines Zeltes, ehe er wieder einschlief.
    Am darauf folgenden Tag war es nicht besser. Müde und gereizt schaffte er es, einen Brief an Aahmes-nofretari zu diktieren und einen an Ahmose-onch und kurz die Streitwagenpferde zu überprüfen, darauf kehrte er zum Ufer des Nebenarms zurück, wo er auf und ab ging, schwamm, ohne Appetit speiste und am Ende beschloss, den Nachmittag mit Schießübungen zuzubringen. Anchmahor und Harchuf gesellten sich zu ihm, nahmen seine Wette um ein goldenes Armband an und verloren.
    Die Luft war so drückend, als ob es gleich regnen wollte. Ahmoses Kopf schmerzte etwas, das jedoch beharrlich, und die

Weitere Kostenlose Bücher