Die Strasse des Horus
war.
»Dann heraus damit«, sagte er.
»Du hattest nach mir schicken lassen«, begann Abana schwungvoll. »Außerdem hatte ich den Befehl erhalten, den dein Oberster Herold allen Hauptleuten erteilt hatte. Dem konnte ich entnehmen, dass man Apophis nicht im Palast gefunden hat. Doch ehe ich deiner Aufforderung Folge leisten konnte, musste ich mich um eine Sache kümmern, die einige Verwirrung angestiftet hatte. Meine Bootsleute schliefen am Ufer, wie du uns gnädigerweise erlaubt hattest, und die Schiffe waren, abgesehen von je zwei Wachposten, unbemannt. Daher waren wir nicht gefasst auf das plötzliche Öffnen der Tore und die herausströmenden Menschen. Ich gestehe, dieses eine Mal waren ich und meine Männer wirklich überrascht.« Er verstummte und setzte eine angemessene, aber vollkommen unbußfertige Miene auf. »Die Norden unter Kapitän Qar lag beinahe unmittelbar vor dem Königstor vertäut, und ich selbst war auch nicht fern. Qar und ich, wir schliefen beide am Nordufer des Nebenflusses. Als ich aufwachte, war die erste mächtige Welle der Stadtbewohner schon über die Brücke geströmt, die Soldaten der Montu-Division ausgelegt hatten, und verteilte sich in Reichweite der Laufplanken am Wasser.«
»Admiral, du hast den Beruf verfehlt«, unterbrach ihn Ahmose, den das Ganze wider Willen belustigte. »Du hättest Märchenerzähler im Dorf werden sollen.«
»Majestät, das ist eine Beleidigung«, gab Abana unbekümmert zurück. »Ich muss doch den Hintergrund schildern. Darf ich fortfahren?«
»Wenn es sein muss.« Jetzt lächelte Ahmose.
»Es gab ein großes Gedränge von laufenden, weinenden Menschen, sodass weder Qar noch ich, noch einer deiner Kapitäne zunächst sehen konnte, was da los war. Du hattest bestimmt, dass die Setius ungehindert abziehen durften. Sie schienen an den Schiffen nicht interessiert zu sein, sondern verschwanden querfeldein und in Obsthainen. Aber als sich ihre Reihen dann gelichtet hatten, merkte Qar, dass die Norden verschwunden war.« Ahmose setzte sich mit einem Ruck auf. »Die Leichen der beiden Wachposten trieben am Ufer. Die Norden war nirgendwo zu sehen. Qar trifft keine Schuld«, versicherte Abana ernst. »Das Durcheinander war groß und die Nacht sehr dunkel. Mir war sofort klar, was geschehen war. Apophis und seine Leibwache und vielleicht auch seine Familie hatten sich als Bauern verkleidet, hatten sich auf die Norden geschlichen und waren im Schutz des großen Auszugs, den Apophis selbst eingefädelt hatte, fortgefahren.« Seiner Stimme war echte Bewunderung anzuhören. »Ein kühner Plan.«
»Gewiss, falls die Geschichte stimmt.« Ahmose war aufgestanden, die ganze Müdigkeit war von ihm abgefallen.
»Oh, die stimmt«, versicherte ihm Abana stolz. »Und mittlerweile war auch der Befehl gekommen, die letzten Setius zurückzuhalten. Zaa und ich haben diese drei Verdächtigen geschnappt. Ein Blick auf ihre weichen Hände und die blasse Haut zeigte mir, dass sie genauso wenig Bauern sind wie ich. Außerdem lügen sie sehr schlecht. Der Mann hier«, er griff hinter sich und zog seinen Gefangenen an dem Strick um die Handgelenke heran, »dieser Mann gibt vor, Kaufmann zu sein, doch er hat Spuren von Henna auf den Handflächen. Zaa und ich haben ihn an Bord der Cha-em-Mennofer gebracht. Dort haben wir die hübsche Kleine an den Beinen über Bord gehängt. Zaa hat ein Bein gepackt und ich das andere. Das war vielleicht ein Anblick!« Er grinste. »Als sie dann nicht mehr kreischte und ihre Schwester und ihre Mutter nicht mehr flehten, wir sollten sie nicht ertränken, da hatte ihr Vater uns alles erzählt.« Er verbeugte sich. »Majestät, das ist Yamusa, Apophis’ Herold. Sein Gebieter ist zusammen mit der Hauptfrau Uzet, dem Obersten Schreiber Yku-Didi, den königlichen Söhnen Apophis und Kypenpen und weiterer königlicher Brut unterwegs zur Stadt Scharuhen in Rethennu. Leider ist es zu spät, sie noch abzufangen, bevor sie ihr Ziel erreichen. Sie werden unverzüglich ins Große Grün hinausgefahren sein und dann an der Ostküste entlang, und Scharuhen ist, glaube ich, dicht an der Küste gelegen.«
»Abana, du erstaunst und entzückst mich immer wieder«, sagte Ahmose. »Gut gemacht. Du hast mir den Weg gezeigt.« Und der König umarmte seinen Admiral. Abana fiel auf ein Knie.
»Majestät, deine Berührung ist das Schönste, was du einem Untertan schenken kannst!«, platzte er heraus. »Ich fühle mich wahrlich geehrt!«
»Steh auf«, sagte Ahmose. Er musterte
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