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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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hochfahrenden, sehr voreiligen jungen Mann regiert wird. Ich habe vor, drei meiner fünf Divisionen nach Ägypten zurückzuführen und eine, die gut zu sehen ist, vor Scharuhen zu belassen, die andere versteckt sich ein paar Meilen entfernt hinter den Dünen im Westen. Ich möchte, dass du für ein Weilchen Fußsoldat wirst, Fürst.« Abana nickte gleichmütig.
    »Ich stehe zu deinen Diensten«, sagte er. »Das hört sich aufregend an. Du versuchst, diesen dummen jungen Mann zu einer offenen Feldschlacht zu verlocken, und wenn du ihn draußen hast, wirfst du weitere Truppen ins Feld und besiegst ihn. Soll Scharuhen geplündert werden, obwohl Apophis so gut wie tot ist?«
    »Du bist derjenige, der ihn aus seiner Festung locken soll«, sagte Ahmose. »Du hast einige Erfahrung in Unverschämtheit, Fürst. Also stellst du dich jeden Tag vor die Mauern und rufst Beleidigungen hoch.«
    »Wie viel Soldaten sind in der Festung?«, wollte Abana wissen. »Und wen verspotte ich?«
    »Fünftausend, und aus diesem Grund lasse ich für jeden sichtbar eine ganze Division zurück, fünftausend Mann, und weitere fünftausend hinter den Dünen. Und du sollst Apophis’ ältesten Sohn verlocken, Apophis den Jüngeren.« Abana kniff die Augen zusammen.
    »Du kannst es dir nicht leisten, sie am Leben zu lassen, Majestät, nicht wahr?«, sagte er leise. »Apophis stirbt, aber seine Söhne leben und stellen eine Bedrohung all dessen dar, was du erreicht hast. Wenn die Schlacht geschlagen und gewonnen ist, soll ich sie dann hinrichten?«
    »In dieser Sache habe ich keine andere Wahl«, entgegnete Ahmose. »Die Soldaten dürfen Scharuhen plündern. Sie haben es sich verdient. Aber es darf kein Einwohner umgebracht werden. Ich will nur, dass Apophis der Jüngere und sein Bruder Kypenpen herausgepickt und getötet werden. Die Kinder von Apophis’ Nebenfrauen rührt ihr nicht an. Die haben keinen Anspruch auf Ägypten. Hast du mich verstanden?«
    »Vollkommen«, versicherte Abana.
    »Noch eins«, fuhr Ahmose fort. »Meine Schwester muss nach der Bestattung von Apophis mit dem Schiff nach Keftiu gebracht werden. Ich habe ihr erlaubt, seine Begräbnisriten in Auaris zu vollziehen, aber danach muss sie Ägypten verlassen. Du kennst doch viele Händler aus Keftiu. Verschaffe ihr eine sichere Überfahrt. Ich gebe ihr einen Brief an den Herrscher von Keftiu mit.« Er konnte sehen, wie sich Abana einiges zusammenreimte. Das alles muss ich also nicht erklären, dachte er erleichtert. »Sie wird die üblichen siebzig Tage um ihn trauern«, schloss er. »Gewiss hast du in dieser Zeit Scharuhen gedemütigt und bist ins Delta zurückgekehrt. Apophis’ gesamte Beamtenschaft fährt mit Tani. So hat sie Gesellschaft auf der Reise und kann daraus nach ihrer Ankunft den Kern eines neuen Hofstaates bilden.«
    »Die Keftius und die Setius haben sich stets geachtet«, sagte Abana und stand auf. »Du kannst dich auf mich verlassen, es wird alles wunschgemäß ausgeführt, Majestät.«
    »Gut. Dann kannst du gehen.«
    Ahmose ging früh zu Bett, doch er fand keinen Schlaf. Aus dem Zelt nebenan drang kein Laut. Als seine Phantasie groteske Schatten erschuf, stand er auf, wickelte sich in einen Umhang, verließ sein Zelt und betrat leise das andere.
    Der Arzt döste auf einem Stuhl, und Tani schlief auf ihrem Schemel neben dem Lager, hatte einen Arm über die eingesunkene Brust ihres Mannes gelegt, und ihr Kopf ruhte auf einem Kissen neben seinem. Der Schlaf hatte die Zeichen von Erschöpfung und Traurigkeit aus ihrem Gesicht getilgt, und im Schein der Lampe erblickte Ahmose wieder das junge, unbefleckte Mädchen von einst. Er wollte zu ihr gehen, ihr das zerzauste Haar aus der Stirn streichen, Worte der Zuversicht und des Trostes murmeln, doch stattdessen ließ er sich gleich neben dem Eingang zu Boden sinken und beobachtete sie.
    Der Arzt war bei seinem Eintreten aufgewacht. Gähnend stand er auf und verbeugte sich. »Seine Atmung ist sehr flach und unregelmäßig geworden, Majestät«, sagte er leise. »Es kann nicht mehr lange dauern, keine Stunde mehr.« Ahmose nickte und legte einen Finger auf die Lippen.
    Ahmose wurde von Tanis Schrei geweckt. Sie hatte den Schemel umgeworfen, saß halb, nein, lag halb auf dem Lager, wiegte Apophis in den Armen und weinte. Ahmose merkte, dass er sich auf dem Boden des Zeltes zusammengerollt hatte, und stand schlaftrunken auf. Er wies den Arzt aus dem Zelt und drehte sich zu Tani um, wollte etwas sagen, eine mitfühlende Geste

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