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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Selbstvertrauen. Kamose hat Recht daran getan, dir ein eigenes Kommando zu geben. »Das war eine Heldentat«, sagte er laut, und Kay lächelte erfreut.
    »O ja«, antwortete er sofort. »Aber meine Männer kennen keine Furcht, und ich führe sie gut. Und alle möchten nichts weiter, als dir zu Gefallen zu sein, Majestät.«
    »Die Horusstraße«, warf Turi verbittert ein. »Wahrlich, ein zweischneidiges Schwert! In Friedenszeiten eine Rettungsleine von den östlichen Handelszentren geradewegs ins Herz des Deltas, aber in Kriegszeiten ein Kanal, der alle Arten von Gefahren heranträgt. Seit Apophis die Fürstenmauer unter Kontrolle hat, strömen die Setius stetig nach Ägypten hinein.«
    »Ich weiß«, sagte Ahmose. »Weiter, Hauptmann. Was hast du gesehen?«
    »Schwer bewaffnete Setiu-Truppen«, erwiderte der prompt. »Sie marschieren nicht in Reih und Glied, sondern kommen in ungeordneten Gruppen unter viel Lärm und wenig diszipliniert, aber sie kommen. Die kann Auaris nicht alle aufnehmen. In dieses Pestloch passt keine einzige Ratte mehr. Sie kampieren grüppchenweise so nahe an der Stadt wie möglich. Das Delta quillt buchstäblich über.«
    »Falls Auaris fallen soll, müssen wir das Delta irgendwie säubern und dann die Horusstraße in den Griff bekommen«, sagte Hor-Aha. »Kamose hat sein Möglichstes getan, im Delta aufzuräumen, aber während des Hochwassers haben die Fürsten des Ostens auf der Horusstraße weitere Verstärkungen geschickt.«
    »Dann liegt die Lösung auf der Hand«, folgerte Ahmose. »Kamose hat nichts darüber gesagt, aber ich glaube, er hat die Bootstruppe geschaffen und auf Tüchtigkeit bestanden, weil er das ganze Jahr über Krieg führen wollte, nicht nur während der trockenen Monate. Wir können es uns nicht leisten, weiterhin Land zu gewinnen und es dann wieder zu verlieren. Wir ziehen nach Norden, sowie die letzten Soldaten angekommen sind. Fünf Divisionen verteilen sich um die Hügel, auf denen die Stadt erbaut ist, und belagern sie zusammen mit den Medjai-Bogenschützen. Die überfluteten Ebenen sind jetzt trocken und hart. Hier sind die Streitwagen im Vorteil. Die anderen sechs Divisionen patrouillieren das Delta und greifen frische Abteilungen von Setiu-Truppen an, wo immer sie auf diese stoßen. Kay, kannst du die Zahl der Setiu-Soldaten schätzen, die aus Rethennu kommen?«
    »Nicht richtig, Majestät. Tut mir Leid. Ein paar Tage Überwachung der Straße haben nicht für eine genaue Zählung gereicht. Aber sie kommen regelmäßig.« Er leerte seinen Becher und knallte ihn auf den Tisch. »Und was ist mit der Bootstruppe«, fragte er voller Vorfreude. »Was hast du mit deinen treusten Kriegern vor, Majestät? Die Norden ist bemannt, ausgerüstet und kampfbereit!«
    »Bis zum Thot arbeiten die Bootsleute als Bauern«, erwiderte Ahmose bestimmt. »Hier liegen zehntausend Mann, Kay, und eine ganze Stadt, die es zu ernähren gilt. Die Ernte muss so gut wie möglich eingebracht werden. Die Divisionen der Fußsoldaten können unterwegs im Delta plündern.«
    »Und im Thot?« Dieses Mal unterbrach Paheri, und Ahmose fuhr zu ihm herum.
    »Dann weint Isis, so die Götter wollen«, sagte er. »Die Überschwemmung breitet sich aus. Aber wir ziehen nicht heim. Die Bootstruppe fährt auf dem Hochwasser ins Delta, dadurch geben wir den Setius keine Zeit zum Ausruhen und Neuordnen.«
    Als dann jeder General seine Befehle erhalten, nachgefragt und sie erklärt bekommen hatte, ging die Sonne bronzefarben hinter der Stadt unter. Ahmose entließ sie endlich, betrat erschöpft sein Zelt, sank auf den Faltstuhl und hob die Füße, damit sein wartender Leibdiener ihm die Sandalen ausziehen konnte. »Deine Füße sind geschwollen, Majestät«, meinte der Mann.
    Angenehmer Duft nach gebratener Gazelle wehte durch die Zeltklappe. Vermutlich sind die Soldaten in der Wüste auf Jagd gewesen, dachte Ahmose. Er war hier zwar gut behütet in einer Oase der Ordnung und Stille, doch auf einmal überrollte ihn eine Welle der Einsamkeit. Nicht weil er als König einzigartig war, o nein. Nein, mir fehlt die alte Zeit, dachte er betrübt. Mir fehlen die Fürsten, Intef und lasen und, ja, sogar Meketra, wie wir alle um den Tisch sitzen, mir fehlt Kamose mit seinen Launen und seiner Schroffheit, das Gemurre der Edelleute, die Ungewissheit und das Grauen jener Zeit, aber dennoch eine Art Waffenbrüderschaft.
    Achtoi trat mit dem Leibdiener ins Zelt, und während Ahmoses Füße gewaschen und massiert wurden, ging

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