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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Achtoi leise durchs Zelt, entzündete die Lampe, stellte frisches Trinkwasser neben das Feldbett und hob die dreckige Kleidung dieses Tages auf. Ahmose sah ihm ein Weilchen zu. Dann sagte er: »Achtoi, ich möchte heute Nacht nicht allein sein. Lass bitte ein zweites Feldbett bringen und bitte Turi, hier zu schlafen.« Der Haushofmeister verbeugte sich ungerührt und ging. Kurz darauf kehrte er zurück.
    »General Turis Adjutanten haben mir gesagt, dass er seine Leibwache mitgenommen hat und mit Idu, seinem Standartenträger, zum Nachtangeln gegangen ist«, sagte er. »Soll ich jemand anders holen, Majestät?« Nachtangeln, wiederholte Ahmose bei sich, und es gab ihm einen Stich. Warum auch nicht? Es ist ein Zeitvertreib, an dem wir beide unseren Spaß gehabt haben, ehe er fortging und wir erwachsen wurden. Das hat er nicht vergessen, die Art unserer Zuneigung hat sich jedoch verändert. Wir sind keine ebenbürtigen Freunde mehr, auch wenn wir es noch so sehr wollen, und er sucht sich Freunde innerhalb der Division, die ich ihm anvertraut habe.
    »Nein«, sagte Ahmose zögernd. »Nein, Achtoi, ich finde, ein König muss einen gewissen Abstand wahren. Er darf keinen Anlass zu Eifersucht geben.« Achtois Miene veränderte sich nicht.
    »Stimmt«, antwortete er. »Ein schlichter Diener jedoch gibt niemandem Anlass zu Besorgnis. Mit deiner Erlaubnis bringe ich meinen Strohsack herein.« Ahmose sagte nichts, und da bellte Achtoi einen Befehl ins Dunkel. Kurz darauf ging sein Unterhofmeister unter Verbeugungen durchs Zelt nach hinten und schickte sich an, Achtois Strohsack aufzurollen, legte Laken und ein Kissen darauf und verließ die beiden unter weiteren Verbeugungen. »Majestät, ich habe noch Arbeiten für morgen früh zu erledigen«, sagte Achtoi, »aber ich bin schnell zurück. Darf ich dir ein leichtes Mahl mitbringen?« Ahmose musterte ihn nachdenklich.
    »Du hast Mitgefühl und Takt und bist ein ausgezeichneter Haushofmeister, Achtoi«, sagte er. »Sag, bist du glücklich?« Achtois Brauen wölbten sich bis zum geraden schwarzen Pony.
    »Das ist ein großes Wort, Majestät, und umfasst viele weniger gute Lebensumstände«, gab er zurück. »Es ist mir eine sehr große Ehre, der Erste deiner Diener zu sein, auch wenn ich deinen Bruder geliebt und ihm gedient habe. Ich bin zufrieden mit meiner Frau und meinen Töchtern daheim in Waset. Mein Leben ist ausgefüllt und befriedigend, und die Arbeit an meinem Grabmal in Waset-im-Westen schreitet gut voran. All das macht mich glücklich.«
    »Das freut mich.« Ahmose stand auf. »Nein, bringe mir kein Essen, aber wenn Rollen von der Familie eingetroffen sind, möchte ich sie sehen, ehe ich mich zurückziehe.«
    Ahmose döste, als Achtoi zurückkehrte. Die Lampe wurde gelöscht. Ahmose hörte leise Geräusche, als sich der Haushofmeister auf seinen Strohsack zum Schlafen legte, und da wünschte er ihm eine gute Nacht, schloss die Augen und überließ sich dem Gefühl der Sicherheit, das ihm die Anwesenheit des anderen Menschen vermittelte. Wie heißt seine Frau?, wanderten Ahmoses Gedanken. Und wie heißen seine Töchter? Was wohl meine kleine Hent-ta-Hent macht?
    Drei Tage später verließ das Heer Het nefer Apu. Ahmose hatte beschlossen, den Weg nach Norden statt mit seiner Division auf dem Wasser zu machen, doch er verspürte eigenartige Verlustgefühle, als er am Wüstensaum stand und den Heerwurm mit schwankenden, halb vom Staub vernebelten Standarten und den rollenden, in der Hitze matt schimmernden Rädern der Streitwagen fortziehen sah.
    Unmittelbar hinter ihm in Richtung Westen verschmolz der Weg zur Oase mit dem dunstigen Horizont, und als er ihn so betrachtete, dachte er daran, wie er und Kamose darauf gewartet hatten, dass die Reste von Kethunas verdurstetem und sterbendem Heer aus jener mit Steinen übersäten Ödnis herausgestolpert kämen. Aber ich habe gar nicht an Kethuna gedacht, überlegte Ahmose. Nein, an Pezedchu, der mit seinen Tausenden von Soldaten gleich nördlich hinter Het nefer Apu wie wir gelagert und gewartet hat. Er hat sich zurückgezogen, als sich Kamoses Männer auf jene unseligen, halb wahnsinnigen Setius gestürzt und sie niedergemetzelt haben, ist im Delta verschwunden wie ein Geist, statt eine Auseinandersetzung zu riskieren, die vielleicht gescheitert wäre. Pezedchu. Was der wohl gerade tut, so eingesperrt in Apophis’ Palast, was ihm seine Spione und Späher wohl berichten? Überläuft es ihn bei meinem Namen genauso kalt wie mich

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