Die Strasse des Horus
bei seinem? Pezedchu ist der beste Stratege auf der anderen Seite.
Ahmose kehrte dem gleißenden, mit Steinen übersäten Sand, dem man nirgendwo mehr ansehen konnte, welch Gemetzel hier stattgefunden hatte, den Rücken. Aus einem Impuls heraus, halb Instinkt, halb gesunder Menschenverstand, hatte er einem hocherfreuten Kay Abana befohlen, ihn und seine Medjai-Schiffe mit der Norden zu begleiten. Kay und seine Bootsleute hatten das Delta ausgekundschaftet. Vielleicht konnten sie ihm auf unvorhergesehene Weise nützlich sein. Apophis selbst hatte nur wenige Schiffe, die nicht Handelsschiffe waren, daher erwartete Ahmose keine Kämpfe auf dem Wasser. Noch nicht.
Als er zum Fluss zurückging, näherte sich Kay mit einem Jungen, fiel auf die Knie und berührte mit der Stirn den Boden. Nach kurzem Zögern tat es der Junge ihm nach. »Steh auf«, sagte Ahmose. »Kapitän, was kann ich für dich tun? Hoffentlich nichts allzu Schwieriges. Ich bin reisefertig, und das solltest du auch sein.«
»Oh, das bin ich auch, Majestät!«, versicherte ihm Kay, stand auf und klopfte sich den Dreck von den Waden. »Die Norden hat Proviant an Bord und ist bereit. Es ist mir und meinen Männern eine große Ehre, dass wir uns in deinen Diensten weiter auszeichnen können. Wir fahren mit unendlichem Stolz unter Blauweiß.« Ahmose lächelte kühl.
»Abana, deine Aufrichtigkeit ist überwältigend«, sagte er. »Sie wird nur noch von deiner unglaublichen Prahlsucht übertroffen. Was willst du?« Statt einer Antwort schob der junge Mann seinen Begleiter vor.
»Das ist mein Vetter Zaa-pen-Necheb«, sagte er. »Er sieht älter aus, als er ist. Ich will dich nicht anlügen, Majestät, aber er ist erst zwölf, doch er ist klug und stark und wird ein guter Soldat. Ich bitte dich um die Erlaubnis, ihn mit an Bord der Norden nehmen zu dürfen.«
»Warum?«, erkundigte sich Ahmose. Kay blinzelte, dann fasste er sich wieder.
»Weil er davon träumt, Soldat zu sein«, antwortete er prompt. »Seit seiner Jugend hat er von nichts anderem geträumt.«
»Seit seiner Kindheit meinst du«, widersprach Ahmose trocken. »Aber du hast meine Frage nicht beantwortet. Jeder kleine Junge möchte entweder Schreiber oder Soldat werden. Der hier scheint nicht anders zu sein. Du trägst als Kapitän eines meiner Schiffe große Verantwortung, Kay. Und von dieser Verantwortung darfst du dich durch eine andere nicht ablenken lassen. Was hast du hier zu suchen, Zaa?«, sagte er zu dem Jungen. »Warum bist du nicht in der Schule?«
»Ich bin ausgerückt«, antwortete Zaa stockend.
»Dann wirst du auf der Stelle heim nach Necheb geschickt. Und deine Nachgiebigkeit, Kay, überrascht mich. Ich habe keine Zeit für derlei Unfug. Vielleicht sollte ich dich doch lieber hier lassen, damit du unter dem scharfen Auge deines Vaters etwas reifer wirst.«
»Ach, Majestät, bring bitte keine Schande über mich!«, platzte Kay heraus, und das hörte sich jetzt ziemlich kleinmütig an. »Hör mich an, bitte! Mein Ersuchen ist nicht so leichtfertig, wie es den Anschein hat.«
»Du hast zehn Herzschläge Zeit.« Kay blickte grimmig wie noch nie gesehen.
»Zaa ist ein Schlingel, aber ein nützlicher. Er ist schon unzählige Male ausgerissen. Niemand hat ihn mehr im Griff. Meine Tante hat sich seit seiner Geburt die Augen ausgeweint. Schließlich hat mein Onkel ihn zu meinem Vater geschickt. Es gibt eine Rolle mit seiner Erlaubnis. Mir hat er jetzt mehrere Wochen an Bord der Norden gedient, hat Waffen gesäubert, das Deck geschrubbt und für die Soldaten Schurze gewaschen. Mein Vater ist damit einverstanden. Er hält harte Arbeit für ein gutes Mittel gegen Pflichtvergessenheit. Aber die Norden muss vielleicht kämpfen, und da brauche ich deine Erlaubnis, wenn wir jemanden an Bord nehmen, der nicht mitkämpft.« Ahmose stand schweigend da und dachte nach.
»Hat er irgendetwas getan, wofür du ihn hättest bestrafen müssen?« Kay schüttelte den Kopf.
»Nein, Majestät. Er ist einfach glücklich, dass er bei der kämpfenden Truppe sein darf.«
Ahmose winkte den Jungen heran. »Zaa, komm her.« Der Junge schob sich näher und machte eine linkische Verbeugung. »Stimmt das, was mein Kapitän sagt?«
»Ja, Majestät. Und es tut mir Leid.«
»Alle Soldaten müssen mir Treue schwören. Weißt du, was das bedeutet?«
»Ja, Majestät. Es bedeutet, dass ein Soldat treu und ehrerbietig und tapfer sein, dem König und seinen Hauptleuten gehorchen und seine Pflicht tun muss.« Vor
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