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Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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»Sie haben ihm gar nichts von unserer kleinen Unterredung erzählt, nicht wahr? Die Ungewissheit muss Sie ja fast in den Wahnsinn getrieben haben.«
    Ich hatte Mühe, die Tränen zu unterdrücken, die plötzlich in meinen Augen brannten. »Himmel, wenn Sie wüssten, wie ich Sie hasse!«, stieß ich gepresst hervor.
    »Sparen Sie sich die Mühe«, schnurrte er. »Oh, hören Sie nur - ein Walzer. Sie schenken mir doch bestimmt diesen Tanz, Eleanor?« Er hatte einen Arm bereits fest um meine Taille gelegt.
    Zuerst kochte ich dermaßen vor Zorn, dass ich es nicht über mich brachte, ihm ins Gesicht zu sehen. Doch als ich spürte, dass seine Augen unverwandt auf mir ruhten, konnte ich den Blick auf einmal nicht mehr von ihm abwenden.
    »Warum lassen Sie mich nicht einfach in Ruhe?«, fragte ich müde.
    »Weil ich von Ihnen fasziniert bin.«
    »Wie trivial!«
    »Ich spreche nur ganz offen mit Ihnen. Sie sind eine so ungewöhnliche … Mischung aus vielen Dingen, Eleanor
Rose.« Die Betonung, die er auf das Wort ›Mischung‹ legte, gefiel mir nicht.
    »Könnten Sie ausnahmsweise einmal eine Frage direkt beantworten!«, fauchte ich ihn an.
    »Wenn ich das tue, scheint es Ihnen auch nicht recht zu sein«, konterte er. Als er meinen Zorn erneut aufflammen sah, fügte er hinzu: »Aber ich mache Ihnen einen Vorschlag. Stellen Sie mir eine konkrete Frage, und ich verspreche Ihnen, sie absolut aufrichtig zu beantworten.«
    Mir lag schon eine spitze Bemerkung der Art auf der Zunge, dass er seine Spielchen mit jemand anderem spielen sollte, doch dann kam mir ein Gedanke. »Einverstanden«, nickte ich. »Was ist aus Elizabeth Ducoeur geworden?«
    Einen Moment lang schien er sichtlich aus der Fassung geraten zu sein, doch als er dann antwortete, spielte schon wieder jenes überhebliche Lächeln um seine Lippen, das ich so hasste. »Was für eine merkwürdige Frage.«
    »Wieso das? Ich habe meine Tante nie gekannt. Sie dagegen schon.« Ich beobachtete ihn scharf; wartete auf ein Zeichen, das mir verriet, dass er von dem Rollentausch der Zwillinge wusste, doch sein Gesicht blieb unbewegt. Er hatte sich gut in der Gewalt.
    »Ich bin ihr nur als Kind ein paar Mal begegnet«, erwiderte er langsam. »Ich erinnere mich, später eine Einladung zu ihrer Hochzeit erhalten zu haben, und ich meine auch gehört zu haben, dass die Ehe rasch scheiterte. Zweifellos steckt noch sehr viel mehr dahinter, aber das verschweige ich Ihnen nicht absichtlich, sondern weil ich es einfach nicht weiß.« Er hielt inne. »Eine Hand wäscht die andere. Jetzt können Sie mir eine Frage beantworten.«
    »Was könnte ich denn schon wissen, was für Sie von Interesse wäre?«
    Wir befanden uns jetzt in der Nähe der Glastüren. Im kalten Mondlicht schien sich Dorians Lächeln zu einer
Fratze verzerrt. »Was ist aus Elizabeth Ducoeur geworden?«
    Einen Moment lang konnte ich ihn nur stumm anstarren, dann flüsterte ich: »Was genau führen Sie eigentlich im Schilde, Mr Ducoeur?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich versuche nur, Informationen zusammenzutragen - genau wie Sie.«
    »Ihnen sollte doch klar sein, dass ich nichts über Elizabeth weiß.«
    »Trotzdem träumen Sie von ihr.«
    Ich versuchte mich zu entsinnen, ob ich ihm das tatsächlich erzählt hatte, doch mein Verstand war wie gelähmt. Ich versuchte Alexanders Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, damit er mich aus meiner misslichen Lage befreite, aber er war in eine angeregte Unterhaltung mit dem Tabakpflanzer verstrickt und kehrte uns den Rücken zu.
    Dorian war meinem Blick gefolgt. »Ich fürchte, Sie sind momentan ganz allein auf sich gestellt, meine Beste.« Bevor ich entrüstet protestieren konnte, fragte er unverhofft: »Erinnern Sie sich an das, was ich Ihnen über die Krankheit Ihrer Großmutter erzählt habe?«
    »Es lag sicherlich nicht in Ihrer Absicht, dass ich das vergesse.«
    »Ich habe mich seither immer wieder gefragt, ob ihre Träume gar nicht das Produkt eines verwirrten Geistes waren, sondern einer Art göttlichen Eingebung entsprungen sind.«
    Ich musste unwillkürlich schlucken, ehe ich antwortete: »Es wäre töricht, Träumen eine zu große Bedeutung beizumessen.«
    »Ah - ich sehe, ich habe einen wunden Punkt berührt. Miss Rose ist auf einmal so blass geworden.«
    »Sie irren sich - in jeder Hinsicht.«
    Er umfasste mich mit einem eisernen Griff. »Sie lügen
keinen Deut besser als er«, knirschte er mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.« Mit einem

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