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Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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vergiss nicht, dass das nur eine erste Schätzung ist. Der Wert dieser Plantage und des Hauses in Boston ist noch nicht mit eingerechnet. Ich dachte, du würdest beide Häuser wohl behalten wollen.«
    Bei der Erwähnung von Häusern vergaß ich meine neue erfreuliche Finanzlage prompt. »Da fällt mir etwas ein. Hast du in den Unterlagen irgendeinen Hinweis bezüglich eines anderen Hauses auf der Plantage gefunden?«

    »Ein anderes Haus?«
    »Hast du das Haus oben auf dem Hügel gesehen - auf der linken Seite, wenn du auf dem Steg stehst und über das Wasser schaust. Es könnte so groß sein wie dieses hier, das lässt sich schwer schätzen, aber es scheint später gebaut worden zu sein.«
    Mary runzelte leicht die Stirn. »Komisch, dass du darauf zu sprechen kommst, ich wollte dich selbst schon nach diesem Haus fragen, hatte es aber völlig vergessen. Es taucht in keinem der Dokumente auf, soweit ich weiß, aber ich habe es gesehen. An einem unserer ersten Morgen hier. Zuerst dachte ich, meine Augen würden mir einen Streich spielen, aber dann spiegelte sich das Sonnenlicht in den Fenstern wider … es schien einfach wie aus dem Nichts auf dem Hügel aufzutauchen.«
    Seufzend blickte ich durch die offene Tür zum Wasser hinüber. »Genauso ist es mir auch ergangen. Ich finde es merkwürdig, dass es nirgendwo erwähnt wird. Die nächstgelegenen Plantagen sind Chênes und Joyous Garde, aber keine von beiden ist von hier aus zu sehen. Ich hatte gehofft, mein Großvater hätte dir vielleicht davon erzählt. Mit mir hat er nie über Eden gesprochen.«
    Mary schüttelte den Kopf. »Mit mir auch nicht. Alles, was ich darüber weiß, ist allgemein bekannt: dass die Plantage seiner Frau gehört hat und dass es nach ihrem Tod für ihn zu schmerzlich war, dorthin zurückzukehren. Ich habe ihn einmal gefragt, warum er Eden denn nicht verkauft hat, da doch von der Familie deiner Großmutter niemand mehr am Leben war.«
    »Hat er dir eine Antwort gegeben?«
    »Keine direkte. Das hat mich gewundert, denn dein Großvater war der freimütigste Mann, den ich je gekannt habe, er sagte immer geradeheraus, was er dachte.« Sie zog die Brauen zusammen. »So vernarrt, wie er in Wissenschaft
und Agnostizismus war, wäre er der Letzte gewesen, von dem ich gedacht hätte, er würde wie ein abergläubisches Weib daherreden. Aber dann sagte er etwas, was überhaupt nicht zu ihm passte. Irgendetwas über die Vergangenheit, die hier begraben sei und dass er keine Geister wecken wolle.«
    »Bezog er sich dabei auf dieses Haus hier?«
    Sie zuckte die Achseln. »Er hat nie angedeutet, dass es noch ein anderes geben könnte. Außerdem wissen wir ja gar nicht, ob das auf dem Hügel überhaupt etwas mit Eden zu tun hat. Vielleicht gehört es zu einer anderen Plantage.«
    »Nein. Ich weiß, dass unser Land mindestens bis dorthin reicht.«
    »Es könnte auch verkauft worden sein, und die Verträge sind verloren gegangen.«
    Ich überdachte diese Möglichkeit. »Was hat er dir sonst noch erzählt?«
    »Gar nichts mehr. Er hielt mir dann einen Vortrag über die Tropische Wasserpest und wie sie eines Tages das Trinkwasser der ganzen Welt klären würde. Was natürlich zu einer Diskussion über Shakespeare führte.« Wir mussten beide lachen. »Auf jeden Fall«, schloss sie, »habe ich aus ihm nichts mehr über Eden’s Meadow herausbekommen.«
    »Was bestimmt nicht daran lag, dass du es nicht mehr versucht hast.«
    Wieder lachte Mary leise. »Nein. Daran lag es allerdings nicht.«
    Ich wandte mich von dem hellen Fenster ab und starrte eine Zeitlang in meine Kaffeetasse. Ein Teil von mir verspürte den kindischen Drang, mich Mary anzuvertrauen, mit ihr über meine Ängste zu sprechen und sie zu fragen, was sie bedeuten könnten. Ein anderer Teil wollte zu dem Haus hinaufmarschieren und mit dieser Furcht ein für alle
Mal aufräumen. Doch noch während mir diese Gedanken durch den Kopf gingen, wusste ich schon, dass ich sie nicht in die Tat umsetzen würde, ich hatte schon mit genug Geistern zu kämpfen und brauchte nicht noch neue herbeizurufen.
    »All dieses Gerede über leere Häuser hat mich auf eine Idee gebracht«, riss mich Mary aus meiner Versunkenheit. »Was hältst du davon, einen Untermieter aufzunehmen? Er könnte in eines der Cottages einziehen, vielleicht in das kleine im Tudorstil am Waldrand.« Ehe ich Einwände erheben konnte, fuhr sie fort: »Ja, ich weiß, wie das klingt, und ich wäre auch von selbst nie darauf gekommen. Aber Mrs Kelly -

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