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Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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wohl wissend, dass ich eine große Torheit beging, aber zu verängstigt, um mich darum zu scheren -, gelangte in einen schmalen Heckengang und stieß wenig später durch puren Zufall gegen Dianas steinerne Beine.
    Ein paar Minuten lang klammerte ich mich schluchzend an der Statue fest, ohne auf den zunehmenden Wind, das immer näher rückende Grollen des Donners und die hinter
den Wolken zuckenden gleißenden Blitze zu achten. Erst allmählich kam mir zu Bewusstsein, in welcher misslichen Lage ich mich befand. Ich kämpfte die Panik nieder, die mich erneut zu überwältigen drohte, und zwang mich, mir ins Gedächtnis zu rufen, was Alexander über das Muster gesagt hatte, nach dem dieser Irrgarten angelegt war. Zumindest an den letzten Teil seiner Ausführungen erinnerte ich mich noch klar und deutlich: Bei jeder Lichtung musste ich zum Beginn der Abfolge zurückkehren.
    Ich blickte zu Dianas Gesicht auf. Ihre steinerne Gelassenheit wirkte beruhigend auf mich. Nach und nach fielen mir weitere Einzelheiten ein. Zuerst musste man zweimal rechts und einmal links abbiegen, ich war mir ziemlich sicher, dass diese Reihenfolge wiederholt und dann umgekehrt werden musste. Nur erinnerte ich mich nicht daran, wie oft ich diese Umkehrung bei meinem ersten Versuch vorgenommen hatte. Da es zu nichts führte, noch länger darüber nachzugrübeln, verließ ich Dianas Lichtung. Ich beschloss, das Muster zweimal umzukehren und wäre vor Erleichterung fast in Tränen ausgebrochen, als ich auf eine weitere Lichtung mit einer Statue gelangte.
    Meine neu erwachte Zuversicht ließ meinen Kopf schneller klar werden, als die Aufbietung all meiner Willenskraft es vermocht hätte. Nach zweimaligem falschen Abbiegen hatte ich das System durchschaut und eilte zügig die schmalen, von immergrünen Hecken gesäumten Gassen entlang. Trotzdem schienen Stunden vergangen zu sein, als sich der Pfad endlich in die längliche Lichtung mit dem umgestürzten Baumstamm in der Mitte öffnete.
    Neben dem Baum stand eine dunkle Gestalt. Ich schlich vorsichtig auf sie zu, bis ich erkannte, dass ich nicht Dorian, sondern Alexander vor mir hatte. Erleichtert lief ich auf ihn zu, blieb jedoch wie angewurzelt stehen, als ich sah, was er in den Armen hielt. Es war Tascha, sie war totenbleich
und rührte sich nicht. Er wiegte sie sacht, dabei starrte er blicklos ins Leere.
    Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er zuckte weder zusammen, noch machte er sich los, sondern er bedeckte meine Hand nur stumm mit der seinen. Sie fühlte sich so kalt an wie die Furcht, die sich in meinem Magen zusammenballte. Als er sich zu mir umdrehte, zeigte er nicht die geringste Spur von Überraschung.
    »Ich hatte gehofft, du würdest nicht kommen«, sagte er leise.
    »Aber du wusstest, dass ich kommen würde.« Ich beugte mich vor und legte ein Ohr auf die Brust des Kindes. Taschas Herz schlug noch, ihre Atemzüge kamen zwar flach und abgehackt, aber regelmäßig. Ich richtete mich wieder auf und sah Alexander an.
    »Weißt du, wie sie hierhergekommen ist?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich kann es mir ziemlich gut vorstellen.«
    »Sie ist deine Tochter, nicht wahr, Alexander?«
    Er wandte das Gesicht ab.
    »Herrgott, wie oft muss ich dich denn noch bitten, endlich mit der Wahrheit herauszurücken?«, brauste ich auf.
    Er drehte sich langsam zu mir um und musterte mich im schwachen Licht eindringlich. Endlich murmelte er: »Die Wahrheit lautet, dass ich es nicht weiß.«
    »Aber sie ist Annas Kind. Das zumindest stimmt.«
    Er nickte leicht.
    »Wenn sie nicht deine Tochter ist, dann muss sie wohl seine sein.« Als er nichts darauf erwiderte, schüttelte ich unwillig den Kopf. »Warum hast du ausgerechnet in diesem Punkt gelogen?«
    »Aus demselben Grund, aus dem Elizabeth auch dir nicht die Wahrheit gesagt hat. Damit sie nie auf den Gedanken kommt, eigentlich unerwünscht zu sein.«

    Ich brachte es nicht über mich, ihn zu fragen, ob noch mehr dahintersteckte. Vielleicht wusste ich auch tief in meinem Inneren schon, dass es nicht länger wichtig war. Also wandte ich mich ab und verbarg den Schmerz, den mir sein Eingeständnis bereitet hatte, hinter einer Maske brüsker Entschlossenheit.
    »Komm jetzt«, forderte ich ihn auf. »Wir müssen sie von hier fortschaffen.«
    »Nachdem er so viel Mühe aufgewendet hat, uns hierherzulocken, bezweifle ich, dass er uns so einfach davonkommen lässt.«
    »Wir müssen es auf jeden Fall versuchen«, zischte ich. »Es sei denn, du ziehst es vor,

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